In der Volkswagen-Krise geht es jetzt ins Eingemachte. Morgen beginnen die Tarifverhandlungen bei VW, derweil wird in der Metall- und Elektroindustrie gestreikt.
München/Osnabrück/Wolfsburg – Die Lage der deutschen Wirtschaft ist gerade generell nicht besonders gut, doch in der Autobranche geht es jetzt um alles. Seitdem am Montag (28. Oktober) bekannt wurde, dass Volkswagen drei Werke in Deutschland schließen will und tausende Stellen abbauen möchte, geht die Angst im Land um. Derweil beginnen am Dienstag (29. Oktober) Warnstreiks der Gewerkschaft IG Metall in der Elektro- und Metallindustrie. Auch das von der Schließung bedrohte VW-Werk in Osnabrück ist von den Streiks erfasst. Beim Hauptkonzern Volkswagen beginnen ab Mittwoch (30. Oktober) die Tarifverhandlungen.
Das Wichtigste in
diesem News-Ticker
- Streiks bei VW in Osnabrück und ZF im Saarland – IG Metall beginnt Warnstreiks im Schatten der VW-Krise
- Lindner fordert die Ampel zum Handeln in der Krise auf – „Es ist ein neuer Anfang für unser Land erforderlich“
Streiks bei VW in Osnabrück und ZF im Saarland
Mit Protestaktionen in der Nachtschicht hat die IG Metall eine erste Warnstreikwelle in der deutschen Metall- und Elektroindustrie gestartet. Überschattet werden die Verhandlungen, die an diesem Dienstag in dritter Runde fortgesetzt werden sollen, von den drastischen Sparplänen beim Autobauer VW.
Demonstriert wird unter anderem bei Thyssenkrupp Rasselstein in Andernach, Federal-Mogul in Wiesbaden und Norma in Hanau. Laut Marcus Eulenbach, Sprecher der IG Metall Neuwied, sei die Protestaktion in Andernach als Auftakt des Warnstreiks gelungen. Die Beschäftigten seien dem Aufruf gefolgt, die Arbeit mit Ende der Friedenspflicht um 0:01 Uhr für eine Stunde niederzulegen. Ein Schwerpunkt im Saarland ist das Saarbrücker Werk des Zulieferers ZF, in dem Stellen gestrichen werden sollen.
Die neue IG-Metall-Tarifvorständin Nadine Boguslawski sprach in der Nacht zu Beschäftigten des VW-Werks in Osnabrück, wo ebenfalls eine nächtliche Protestaktion stattfand. Nach Angaben des Betriebsrats plant der Konzern-Vorstand deutschlandweit Werksschließungen, Massenentlassungen und Lohnkürzungen. Das von der Schließung bedrohte Ex-Karmann-Werk mit rund 2.500 Beschäftigten fällt nicht unter den VW-Haustarifvertrag, in dem noch bis Ende November Friedenspflicht herrscht.
Lindner fordert die Ampel zum Handeln in der Krise auf
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) fordert eine Entscheidung über mögliche Konjunkturmaßnahmen vor der Verabschiedung des Bundeshaushalts in einem Monat. Die „Unsicherheit hinsichtlich der Rahmenbedingungen“ für Investitionen sei „zu einer Belastung geworden“, sagte Lindner am Montagabend in der TV-Sendung „RTL Direkt“. „Deshalb bin ich dafür, sie jetzt schnellstmöglich auch zu überwinden. Da wir ja Anfang/Mitte November mit Blick auf den Bundeshaushalt ohnehin Entscheidungen treffen müssen, ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt.“
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Lindner ermahnte die Regierung zum Handeln. Die Probleme seien „so groß und drängend, auch die Bürgerinnen und Bürger haben so große Erwartungen“, sagte er. „Wir sehen bei VW die Entwicklung und eben auch in der Breite eine Entwicklung. Und jetzt ist ein neuer Anfang für unser Land erforderlich.“
Die Verabschiedung des Bundeshaushalts für 2025 im Bundestag ist bislang für den 29. November vorgesehen. FDP-Chef Lindner hat für Dienstagvormittag Wirtschaftsvertreter zu Gesprächen eingeladen. Er tat dies, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Industrieverbände und Gewerkschaften für Dienstagnachmittag ins Kanzleramt eingeladen hatte. Lindner hatte beklagt, in die Planungen für das Scholz-Treffen nicht einbezogen worden zu sein.