Gefährlicher Badespaß: Vernachlässigen Eltern im Freibad die Aufsichtspflicht?
Fotografieren, bezahlen, organisieren – heutzutage sind alle dauernd am Handy. Auch Eltern. In einigen Freibädern in Deutschland gibt es in diesem Sommer vermehrt Beschwerden, dass Eltern immer öfter nur aufs Handy schauen und dabei vergessen, ihre badenden Kinder zu beaufsichtigen. Vernachlässigen die Eltern ihre Aufsichtspflicht?
Kaufbeuren/Marktoberdorf – In manchen Freibädern kommt es inzwischen vor, dass die Kleinen nicht nur für ein paar Augenblicke unbeaufsichtigt sind, sondern halbe Stunden lang beim Bademeister stehen, ehe sie von ihren Eltern überhaupt vermisst werden. Das schrieb etwa vor wenigen Tagen die Rheinische Post Düsseldorf. In NRW kam es sogar zu Hausverboten wegen der Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Der Kreisbote hat nachgefragt, ob das Problem auch in den Bädern von Marktoberdorf und Kaufbeuren grassiert.
Dauernd am Handy: Vernachlässigen Eltern im Freibad die Aufsichtspflicht?
„Die in anderen Freibädern geschilderte Situation stellt sich bei uns genauso dar“, bestätigt Gary Kögel, der Betriebsleiter des Hallenbades in Marktoberdorf. Die Handynutzung sei aus dem täglichen Leben längst nicht mehr wegzudenken, also sei die Beschäftigung mit dem Mobiltelefon oder Tablet heute bei vielen Badegästen auch in Marktoberdorf allgegenwärtig und lenke in vielen Fällen von der gesetzlichen Aufsicht über die eigenen Kinder ab. Für Kögel ist das Phänomen weit verbreitet und stellt seiner Ansicht nach ein ernsthaftes Gefahrenpotenzial dar, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor zusätzliche Herausforderungen stellt.
„Die Aufsicht über die Kinder liegt von Rechts wegen natürlich bei den Eltern“, betont Kögel. Die Nutzung von Handys oder Tablets aber habe jedoch einen deutlich „negativen Effekt auf die Sicherheit der eigenen Sprösslinge.“ – Und das nicht nur im ohnehin relativ gut überwachten Freibad: „Aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Wasserwacht“, fügt der Betriebsleiter hinzu, „kenne ich die Problematik auch an Freigewässern“.
Vernachlässigen Eltern im Freibad die Aufsichtspflicht? Kaufbeuren: „Nicht dramatisch“
Auch in der Stadt Kaufbeuren beobachtet man diese Entwicklung, schätzt deren Verlauf jedoch etwas weniger alarmierend ein. „Das von Ihnen beschriebene Phänomen können wir nicht als großes Problem identifizieren“, antwortet der Pressesprecher der Kaufbeurer Stadtverwaltung Tobias Müller auf Nachfrage der Redaktion. Zwar, so der Pressesprecher, hätten diese Fälle sicherlich zugenommen, es handle sich dabei jedoch „um keine dramatische Problematik“. Hier werde jedoch sicher auch jedes einzelne Bad etwas anders zu bewerten sein, je nach den baulichen Voraussetzungen.
Beim Baden, so Müller weiter, machten die Eltern von ihren Kindern zudem auch viele Fotos. das heiße aber auch, „dass eine Aufsicht gewährleistet ist, da der Fokus wortwörtlich auf den Kindern liegt“. Dennoch stellt der direkte Kontakt zwischen Eltern und Kindern für Müller die beste Form der Aufsicht dar: „Damit der gemeinsame Freibadbesuch zum Familienerlebnis wird, können wir allen Eltern nur empfehlen, mit den Kindern besser planschen zu gehen, als dauernd jede Pushbenachrichtung zu beantworten.“
Gefährlicher Badespaß: Helikoptereltern oder Handy-Zombies?
Das fortwährende Starren aufs Handy sei in den letzten 15 Jahren schon mehr geworden, erinnert sich Elmar Gailhofer, Vorstand der Kaufbeurer Wasserwacht, der seit 1975 ein Auge auf die Sicherheit seiner Badegäste hat. Zum Problem sei der Trend jedoch noch nicht geworden. Auch habe er in diesem Zusammenhang nie erlebt, dass deswegen gar Hausverbote verhängt worden wären.
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Vernachlässigen Eltern die Aufsichtspflicht? Wasserwachtler: „Eltern werden immer anspruchsvoller“
Heute habe er eher den Eindruck, so der Wasserwachtler, dass manche Eltern ihre Kinder – sicherlich wohlmeinend – mit Schwimmhilfen so vollständig umgürten, dass diese sich kaum noch im Wasser bewegen könnten. Ärgerlich für ihn sei übrigens auch die zunehmend überzogene Anspruchshaltung einiger Eltern dem Badepersonal gegenüber, wenn sie zum Beispiel kurz vor Schließung des Bades die Prüfungsabnahme eines Schwimmabzeichens einforderten, und hinterher auf dem Handy dann noch schnell eine schlechte Bewertung eintippten.