Teure Jahreszeit finanzieren - Weihnachtsgeld: Wer es bekommt und warum Tarifverträge so wichtig sind
Das Weihnachtgeld hat eine lange Tradition. Gesetzlich verpflichtet ist der Arbeitgeber jedoch nicht, ein Weihnachtsgeld zu zahlen.
Weihnachten ist eine teure Zeit. Geschenke für die Liebsten kaufen, das Weihnachtsessen finanzieren und auch der Winterurlaub sind oft nicht günstig und können den Kontostand nach unten treiben.
Praktisch, dass es in Deutschland in vielen Unternehmen Tradition ist, ein Weihnachtsgeld an die Angestellten auszuzahlen. In Deutschland erhält laut der Hans-Böckler-Stiftung jeder zweite Angestellte ein Weihnachtsgeld.
Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, Weihnachtgeld zu zahlen
In der Regel beträgt das Weihnachtsgeld ein komplettes Monatsgehalt oder zumindest einen gewissen Prozentsatz davon. Meistens ist die Auszahlung von Weihnachtsgeld vertraglich festgelegt – beispielsweise in einem Tarifvertrag. Gesetzlich ist der Arbeitgeber jedoch nicht verpflichtet, ein Weihnachtsgeld auszuzahlen.

Laut der IG Metall haben Beschäftigte die größten Chancen auf ein Weihnachtsgeld, wenn ihr Betrieb tarifgebunden ist – 77 Prozent von ihnen erhalten einen Zuschlag am Ende des Jahres. Nur 41 Prozent der Angestellten ohne Tarifvertrag bekommen ein Weihnachtsgeld. Tarifgebundene Unternehmen sind verpflichtet, Weihnachtgeld zu zahlen, Betriebe ohne Tarifvertrag machen es freiwillig.
Beschäftigte mit Tarifvertrag profitieren doppelt
„Beschäftigte in Unternehmen mit Tarifvertrag sind demnach gleich doppelt im Vorteil,“ sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten. „Zum einen erhalten tarifgebundene Beschäftigte in der Regel ein höheres Grundgehalt, zum anderen bekommen sie deutlich häufiger Zusatzleistungen wie das Weihnachtsgeld“, so Schulten.
Zwischen verschiedenen Beschäftigungsgruppen gibt es in Deutschland große Unterschiede. In Westdeutschland bekommen 53 Prozent ein Weihnachtsgeld, im Osten sind es 41 Prozent. In manchen Branchen gibt es Unterschiede von bis zu 1000 Euro.
Männer bekommen öfter Weihnachtsgeld als Frauen
Vollzeitbeschäftigte bekommen ebenfalls öfter ein Weihnachtsgeld. Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede. Männer (54 Prozent) beziehen öfter einen Weihnachtszuschuss als Frauen (48 Prozent).

Bereits im Mittelalter hat der Meister seinen Gesellen zu Weihnachten ein Geschenk gemacht. Damals war es ein Stück Leder. Im 17. Jahrhundert haben britische Unternehmen begonnen, ihren Angestellten einen Tag nach Weihnachten eine „Weihnachtsbox“ zu überreichen, einen kleinen Präsentkorb.
Erster Tarifvertrag mit Weihnachtszuwendung datiert aus dem Jahr 1952
Im Jahr 1952 hat die ÖTV Gewerkschaft für Bus- und Bahnfahrer eine Weihnachtszuwendung in einem Tarifvertrag ausgehandelt. Im Anschluss etablierte sich die Weihnachtszuwendung auch in anderen Branchen.
Viele Unternehmen zahlen das Weihnachtsgeld mit dem Novembergehalt aus. Es kann aber auch erst im Dezember gezahlt werden oder über das ganze Jahr verteilt überwiesen werden.
Wer ein komplettes Monatsgehalt zu Weihnachten bekommt
Am meisten Weihnachtsgeld bekommen Mitarbeiter im Bankgewerbe, in der westdeutschen Chemieindustrie, in der Süßwarenindustrie, bei der Deutschen Bahn, und in der Stahlindustrie. Ihnen wird laut Hans-Böckler-Stiftung ein komplettes Gehalt als Weihnachtsgeld ausgezahlt.
In westdeutschen Tarifen des Einzelhandels werden 60 Prozent des Gehalts bezahlt. Ein halbes Gehalt bekommen Mitarbeiter im Hotelgewerbe. Im Versicherungsgewerbe sind es 80 Prozent des Gehalts.
Mit der Auszahlung des Weihnachtsgeldes bezweckt der Arbeitgeber auch, den Arbeitnehmer für seine Arbeit zu belohnen und ihn langfristig an das Unternehmen zu binden. In einigen Tarifverträgen ist die Höhe des Weihnachtgeldes an die Dauer der Betriebszugehörigkeit gekoppelt.
Das Weihnachtgeld ist außerdem gut für die Wirtschaft. Denn durch die zusätzliche Zuwendung des Arbeitgebers erhalten Arbeitnehmer eine größere Kaufkraft. Dadurch wird die Wirtschaft angekurbelt.
Doch da das Weihnachtsgeld nicht gesetzlich geregelt ist, gibt es je nach Unternehmen große Unterschiede.