Abrams statt Leopard-Panzer: Ukraine wirft berüchtigte Brigade gegen Russland ins Feld
Kiew entsendet nach dem Fall von Awdijiwka wohl die 47. Brigade in den Kampf gegen Putins Armee. Ihre Abrams-Panzer sollen die Ukraine-Front verstärken.
Kiew – Der Ukraine-Krieg geht ins dritte Jahr. Und Experten wie Carlo Masala sehen nicht, dass ein Ende in naher Zukunft in Sicht kommt. Stattdessen glaubt der Militärhistoriker im Interview mit der Augsburger Allgemeinen vielmehr, dass mit zunehmender Dauer „Putin gute Karten“ habe.
Nach Verlust von Awdijiwka: Ukraine schickt Abrams-Panzer im Kampf gegen Russland
Und möglicherweise könnte die Eroberung von Awdijiwka, bei der die Ukraine wohl hunderte Soldaten zurückließ, nur ein Vorzeichen für eine größere Offensive Russlands im Krieg gegen die Ukraine sein. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums Moskau richten sich die russischen Streitkräfte auf weitere Vorstöße in der Gegend um Awdijiwka ein. Die Soldaten hätten vorteilhaftere Stellungen in der Nähe der kürzlich eroberten ostukrainischen Stadt eingenommen. Sieben Gegenangriffe der Ukrainer seien zurückgeschlagen worden.
Damit die Armee von Wladimir Putin aber kein zu großes Kapital aus den jüngsten Ereignissen schlagen kann, hat Kiew offenbar seine M-1 Abrams-Panzer mobilisiert und Kampffahrzeuge aus US-amerikanischer Produktion in den Einsatz bei Stepove nördlich von Awdijiwka in der Ostukraine geschickt. Obwohl sich die Informationen nicht unabhängig bestätigen lassen, kursieren seit Freitag (23. Februar) Videos des ukrainischen Verteidigungsministeriums im Internet, die zeigen sollen, wie sich die Abrams-Panzer der 47. Brigade sich im Front-Einsatz gegen die russischen Streitkräfte befinden sollen.
Video von der Awdijiwka-Front im Ukraine-Krieg: Abrams-Panzer kämpfen gegen Russlands Truppen
Einsatz gegen Russland an der Awdijiwka-Front: Elite-Brigade tauscht Leopard-Panzer gegen Abrams
Viel ist von den Gefechten der Abrams-Panzer gegen die russischen Streitkräfte im kurzen Video nicht zu sehen. Weder lässt sich unabhängig einordnen, ob es sich um einen aktuellen Kampfeinsatz handelt, noch lassen die Aufnahmen nicht darauf schließen, ob sich die Panzer wirklich an der Awdijiwka-Front befinden.
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Gesichert ist jedoch, dass die Ukraine seit vergangenem Herbst über 31 der 69 Tonnen schweren M-1A1 Abrams-Panzer mit Wolfram-Panzerung, seitlich montierten reaktiven M-19-Panzerblöcken, 120-Millimeter-Glattrohrkanone und Tag-Nacht-Optik verfügt. Darüber hinaus gilt es als gesichert, dass alle Modelle des US-amerikanischen Kampfpanzers der 47. mechanisierten Brigade der ukrainischen Armee unterstellt sind.
Abrams-Panzer statt Leopard 2A6: Einsatz gegen Russland ließ an der Ukraine-Front ließ auf sich warten
Allerdings dauerte es eine Weile, bis die Abrams-Panzer ihren Weg an die Front fanden und zum Kampfeinsatz gegen Russlands Streitkräfte kamen. Schließlich musste die 47. Brigade zunächst einige Panzer austauschen. Dafür ist die Brigade aber bekannt und berüchtigt. Bei ihrer Gründung hatte die von der Nato ausgebildete Brigade 28 ehemalige slowenischen M-55S-Panzer für den Einsatz im Ukraine-Krieg übernommen – israelische Nachrüstungen alter sowjetischer T-55-Panzer mit modernen britischen 105-Millimeter-Kanonen.
Aufgrund der schwachen Panzerung gab die Brigade die Panzer aber schnell wieder ab und stieg vor Beginn der ukrainischen Gegenoffensive auf jene Leopard 2A6-Panzer um, die die Ukraine von Deutschland und Portugal erhalten hatte. Nun hat die 47. Brigade offenbar einen weiteren Wechsel von den Leoparden auf die Abrams-Panzer vollzogen. Dieser gestaltete sich wohl relativ unproblematisch, da der Leopard-Panzer, mit seiner ähnlichen Panzerung und Optik, die deutsche Antwort auf den M1-1A1 -Abrams-Panzer ist, der sich auf dem Schlachtfeld als Diva entpuppt.
Im Kampf gegen Russland: Abrams-Panzer zur Verteidigung der Ukraine-Front in der Nähe von Awdijiwka
Für offensive Aktionen gegen Russlands Streitkräfte werden die Abrams-Panzer der 47. Brigade wohl weniger zum Einsatz kommen. Da nach der Einschätzung eines Militärexperten sich Kiews derzeitige Strategie im Ukraine-Krieg vielmehr auf die Verteidigung beschränken sollte.
„Wenn Sie militärisch defensiv agieren, brauchen Sie weniger Personal und weniger Material, weil sie sich nicht aktiv taktisch bewegen, kein neu erobertes Gelände mit zusätzlichen Kräften halten müssen und ihre Bewegungen nicht mit Feuer vorbereiten müssen“, erklärt der Militäranalyst Hendrik Remmel im Interview mit tagesschau.de. Der Experte des German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) in Hamburg führt weiter aus. „Deswegen ist es sinnvoll, in Anbetracht der gegenwärtigen personellen und materiellen Lage, zumindest so lange in der Defensive zu bleiben, bis sich die Situation, was Munition angeht, wieder verbessert hat.“
Abrams-Panzer als Unterstützung an der Awdijiwka-Front im Ukaine-Krieg
Und genau diese Verteidigungslinie an der Awdijiwka-Front sollen die Abrams-Panzer der 47. Brigade nun offenbar verstärken, damit Russland in der aktuellen Lage im Ukraine-Krieg nicht weitere Geländegewinne erzielt.
Nachdem dem Fall und dem wohl chaotischen Rückzug aus Awdijiwka in der vergangenen Woche, als der Garnison die Munition ausging, halten die Ukrainer weiterhin die Linie westlich der Stadt. Ob die Abrams M-1 der 47. Brigade, die eher als Vorschlaghammer für die Front gelten, dieser Aufgabe gerecht werden können, dürften allerdings erst die nächsten Tage und Wochen im Ukraine-Krieg zeigen.