DAK-Report deckt auf: Jeder vierte Jugendliche durch Social Media gefährdet
Es ist ein gefährlicher Irrglaube zu denken, dass Aufklärung allein ausreicht, damit Kinder selbstständig einen guten Medienumgang entwickeln. Kindern fehlen schlichtweg die sogenannten exekutiven Funktionen, also jene Fähigkeiten, die man braucht, um selbstständig zu reflektieren, Prioritäten zu setzen oder sich selbst zu steuern. Handlungsplanung, Selbstreflexion und langfristiges Denken – all das entwickelt sich erst sehr spät im Jugendalter.
Deshalb können Kinder, selbst wenn sie wissen, was „gut und gesund“ wäre, dieses Wissen oft noch nicht alleine in Handeln umsetzen . Genau deshalb braucht es Erwachsene, die hier begleiten, nachfragen und auch mal den Stecker ziehen.
Der neue DAK-Report 2025 macht noch einmal deutlich, wie dringend dieses Thema ist:
Die neuen Zahlen: Mediensucht weiter auf alarmierendem Niveau
Mehr als 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland zwischen 10 und 17 Jahren zeigen ein riskantes oder sogar pathologisches Nutzungsverhalten bei sozialen Medien (DAK, 2024). Das bedeutet konkret:
- rund 25 Prozent der Jugendlichen nutzen Social Media problematisch
- 4,7 Prozent gelten bereits als abhängig (DAK, 2024).
Besonders auffällig: Jungen sind mit 6 Prozent fast doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (3,2 Prozent) (DAK, 2024).
Und damit nicht genug: Diese Zahlen liegen deutlich höher als vor der Pandemie. Im Jahr 2019 lag der Anteil der problematischen Social-Media-Nutzung noch bei 11,4 Prozent – das bedeutet einen Anstieg von 126 Prozent (DAK, 2024).
Auch beim Gaming sieht es nicht besser aus:
- 12 Prozent der Jugendlichen nutzen digitale Spiele problematisch,
- 3,4 Prozent sind pathologisch abhängig (DAK, 2024).
Und Streaming? Ebenfalls konstant hoch:
- 16 Prozent problematische Nutzer,
- 2,6 Prozent gelten als abhängig (DAK, 2024).
Alltag von Kindern: Stunden vor dem Bildschirm
Die durchschnittliche tägliche Nutzungszeit ist beachtlich:
- 2,5 Stunden Social Media pro Tag (157 Minuten),
- 105 Minuten Gaming täglich – also fast 1,5 Stunden (DAK, 2024).
Das bedeutet: Ein großer Teil des Tages wird von Medieninhalten dominiert – und das schon bei 10- bis 17-Jährigen.
Soziale Folgen: Phubbing und Einsamkeit
Erschreckend ist auch der soziale Schaden, den der übermäßige Medienkonsum anrichtet. Zum ersten Mal wurde im DAK-Report auch das Phänomen „Phubbing“ untersucht – also das Ignorieren von Mitmenschen durch den ständigen Blick aufs Handy.
- 35 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Handynutzung anderer übergangen,
- 25 Prozent erleben soziale Konflikte wegen exzessiver Handynutzung (DAK, 2024).
Und das bleibt nicht ohne Folgen: Kinder, die oft „gephubbt“ werden, zeigen mehr Anzeichen von Einsamkeit, Ängsten, Stress und Depressionen (DAK, 2024).
Was wir in Schulen erleben
Diese Zahlen spiegeln exakt das wider, was wir in unseren Schulworkshops sehen: Kinder, die bereits in der Grundschule stundenlang am Tag zocken, Videos schauen oder auf Social Media unterwegs sind – und Eltern, die oft keine Vorstellung davon haben, was ihre Kinder online tun.
Bei Kindern, wo Medien gesund genutzt werden, wird oftmals ein Mediennutzungsvertrag vereinbart. Unter www.mediennutzungsvertrag.de können Eltern mit Ihren Kindern nicht nur reflektieren, welche Probleme es online gibt, sondern einen genauen Leitfaden für den richtigen Umgang erstellen. Aufgrund der Omnipräsenz des Internets benötigen wir mehr Aufklärung als je zuvor.
Fazit: Prävention muss früher ansetzen
Der DAK-Report zeigt: Das Vor-Corona-Niveau bei Mediensucht ist längst nicht wieder erreicht. Im Gegenteil – die Nutzung bleibt auf einem gefährlich hohen Niveau (DAK, 2024).
Wir müssen aufhören, Kindern eine Verantwortung zu übertragen, die sie nicht tragen können. Stattdessen braucht es:
- Eltern, die begleiten und klare Grenzen setzen,
- Schulen, die Medienkompetenz und Gesundheitskompetenz vermitteln,
- Frühe Präventionsangebote, bevor problematische Muster fest etabliert sind.
In unseren Workshops sehen wir, wie groß die Wirkung sein kann, wenn Kinder ernst genommen und gleichzeitig klar geführt werden. Das ist der Weg, um langfristig wieder zu einem gesunden und maßvollen Umgang mit digitalen Medien zurückzufinden.