Vor Alaska-Treffen mit Putin: Trump nimmt China wegen Russland-Unterstützung ins Visier
Trump-Vize JD Vance bringt Strafzölle wegen Chinas Unterstützung für Russland ins Spiel. Das könnte Peking und einen seiner Erzrivalen enger zusammenbringen
Die Aussage Donald Trumps war eigentlich unmissverständlich. Sollten sich die Ukraine und Russland nicht innerhalb von zehn Tagen auf einen Waffenstillstand einigen, würden wichtige Handelspartner Russlands mit Zöllen belegt, erklärte der US-Präsident Ende Juli. In der vergangenen Woche lief die Frist ab – und bislang hat Trump lediglich Indien ins Visier genommen. Ab Ende August werden an der US-Grenze Aufschläge in Höhe von 50 Prozent auf indische Waren fällig, davon 25 Prozentpunkte Grundzoll und 25 Prozentpunkte als Strafmaßnahme. Die US-Regierung stört sich vor allem daran, dass Indien große Mengen russischen Öls abnimmt.

Andere Unterstützer des russischen Angriffskriegs kamen hingegen bislang ungeschoren davon, was Beobachter vor allem im Falle Chinas verwundert. Schließlich ist die Volksrepublik bereits seit 2010 der wichtigste Handelspartner Russlands, im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von rund 245 Milliarden US-Dollar zwischen beiden Ländern gehandelt, so viel wie nie zuvor. Auch diplomatisch stärkt Peking dem Kreml den Rücken, zudem liefern chinesische Unternehmen seit Jahren sogenannte Dual-Use-Güter an Russland, die auch militärisch genutzt werden können.
China-Unterstützung für Russland im Ukraine-Krieg: USA haben „noch keine endgültige Entscheidung getroffen“
Von einem „Rätsel“ sprach deshalb das Wall Street Journal. „Hoffen wir mal, dass Trump hier eine Strategie verfolgt.“ Zumindest laut Trumps Vize JD Vance sind Strafzölle auf China-Importe tatsächlich noch nicht vom Tisch. „Nun, der Präsident hat gesagt, dass er darüber nachdenkt. Aber er hat noch keine endgültige Entscheidung getroffen“, sagte Vance in einem am Sonntag beim US-Fernsehsender Fox News ausgestrahlten Interview. Im Falle Chinas sei die Sache komplizierter als bei Indien, so Vance. „Es geht um viele andere Dinge, die nichts mit der Situation in Russland zu tun haben.“
Tatsächlich liefern sich die USA und China seit Jahren einen massiven Handelsstreit, der zwischenzeitlich völlig zu eskalieren drohte. Hintergrund ist das massive Handelsdefizit der USA, aber auch Anschuldigungen der Trump-Regierung, China würde nicht genug gegen den Strom von Stoffen zur Herstellung der Droge Fentanyl in die USA tun. Ein Aufschlag von 25 Prozentpunkten wegen der chinesischen Unterstützung für Russland, wie ihn nun Indien kassiert hat, würde den ohnehin schon angeschlagenen Handel zwischen den beiden Ländern weiter massiv belasten.
Handel zwischen China und Russland bricht ein – Peking aber weiter wichtiger Partner im Ukraine-Krieg
Zwar ist der Handel zwischen China und Russland laut einer Analyse von Handelsdaten durch den China-Experten Maciej Kalwasiński vom Centre for Eastern Studies im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zurückgegangen, auch russisches Öl kauft China weniger, der Wert der Lieferungen sank um 24 Prozent. Dennoch ist China weiterhin der größte Abnehmer russischen Öls, deutlich vor Indien. „China bleibt auch 2025 von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, Russlands Wirtschaft und seine Kriegsanstrengungen zu stützen“, so Kalwasińskis Fazit.
Am vergangenen Freitag und damit genau eine Woche vor seinem für Ende dieser Woche geplanten Treffen mit Donald Trump in Alaska hatte der russische Präsident Wladimir Putin sowohl mit Indiens Premierminister Narendra Modi als auch mit Chinas Staatschef Xi Jinping telefoniert. Während Modi den russischen Präsidenten als „Freund bezeichnete“, bekundete Xi seine Unterstützung für eine „langfristige Lösung“ des Ukraine-Kriegs.
Mit seiner Entscheidung, Indien mit Strafzöllen zu belegen, hat Trump nun ausgerechnet einen wichtigen Partner der USA im Konflikt mit China gegen sich aufgebracht. Peking und Neu-Delhi streiten seit Jahrzehnten über den Verlauf der gemeinsamen Grenze, vor fünf Jahren starben bei Zusammenstößen im Grenzgebiet mindestens zwei Dutzend Soldaten. Zuletzt kam es zwischen beiden Ländern indes zu einer Annäherung. Medienberichten zufolge will Modi zudem Ende August zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder in die Volksrepublik reisen. Der Druck aus Washington, so Beobachter, könnte die beiden Rivalen enger zusammenbringen.