Der Windkraft-Stillstand in NRW sorgt auf bei unseren Lesern für Empörung. Zum Artikel "Wenn die Windräder ausbleiben: Jetzt sitzt NRW in der Strom-Falle" machen zahlreiche User Politik und Behörden für Energieabhängigkeit und Versorgungslücken verantwortlich. Kritisiert werden Planungsfehler, hohe Kosten und eine ideologisch geprägte Energiepolitik. Andere plädieren für Technologieoffenheit und pragmatische Lösungen.
Breite Kritik an Landesregierung und Grünen
Mit 27 Prozent richtet sich die meiste Kritik gegen die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen. Viele Leser werfen Ministerpräsident Hendrik Wüst und seinem schwarz-grünen Kabinett Konzeptlosigkeit und Versäumnisse in der Energie- und Wirtschaftspolitik vor. Insbesondere die Grünen gelten in den Kommentaren als Hauptverantwortliche für hohe Energiepreise, stockende Industrieprojekte und Unsicherheit bei der Versorgung.
Die Empörung speist sich aus der Wahrnehmung, dass politische Ziele und wirtschaftliche Realität auseinanderklaffen. Tatsächlich steht NRW vor großen Herausforderungen: Der vorgezogene Kohleausstieg bis 2030, die schleppende Genehmigung neuer Gaskraftwerke und die stockende Netzinfrastruktur bringen Unternehmen unter Druck. Die Kritik trifft insofern einen Nerv – zwischen Klimazielen, Versorgungssicherheit und Standortinteressen muss die Landespolitik einen schwierigen Ausgleich finden.
"NRW steckt in der Falle zwischen dem wachsweichen Herrn Wüst und den hartleibigen Grünen." Zum Originalkommentar
"Kurz überlegen – wir hatten eine günstige und sichere Stromversorgung. Dann kamen die Grünen." Zum Originalkommentar
"So geht das, wenn man selber von nix Ahnung hat und sein Schicksal kaltblütigen Geschäftemachern überlässt. Eine Vorgehensweise, die nicht nur im Energiesektor um sich greift." Zum Originalkommentar
"Die verbale Politikerlösung kann man bestimmt morgen lesen!" Zum Originalkommentar
Vorwurf: Strom ist nicht planbar
22 Prozent der Leser halten die Windenergie für unzuverlässig und unausgereift. Sie bemängeln die wetterabhängige Stromproduktion, fehlende Speicherlösungen und die hohen Kosten für Netzstabilisierung und Reservekraftwerke.
Tatsächlich deckt Windkraft in NRW rund ein Viertel der Stromerzeugung ab, doch der Netzausbau hinkt hinterher. Im ersten Halbjahr 2025 mussten deutschlandweit über fünf Terawattstunden Windstrom abgeregelt werden, weil Leitungen fehlten. Diese technische Lücke befeuert die Skepsis vieler Bürger. Während Befürworter auf neue Speichertechnologien und flexible Netze setzen, zweifeln Kritiker am Zeitplan der Energiewende. Die Leserstimmen spiegeln damit die verbreitete Sorge, dass ökologische Ziele ohne technische Machbarkeit zur Kostenfalle werden könnten.
"Wir sprechen hier von Überproduktion durch Windenergie, die, wenn sie gebraucht wird, nicht zur Verfügung steht. Der Strom kann in diesen Mengen nicht zwischengespeichert werden." Zum Originalkommentar
"Die Rechnung ist einfach. Jedes zusätzliche Windrad erzeugt bei guten Windverhältnissen überschüssigen Strom – und wenn mal Strom gebraucht wird, ist Flaute. Dann müssen Gaskraftwerke einspringen oder teure Importe her." Zum Originalkommentar
"Eine gesicherte Stromversorgung, die wetterabhängig ist, ist nicht möglich. Jetzt wird der nächste Blödsinn durchs Dorf getrieben: Speichern und Leitungsbau." Zum Originalkommentar
"Ich bin oft in der Eifel unterwegs, wo viele Windkraft-Anlagen stehen, die sehr oft stillstehen, also in dieser Zeit keinen Strom erzeugen. Es fehlen hier die Stromspeicheranlagen und die sollten vorrangig gebaut werden." Zum Originalkommentar
"Fertige Windparks können nicht ans Netz gehen, weil die Schnittstellen fehlen. Das ist keine fehlende Strategie, sondern Unvermögen und bürokratischer Starrsinn." Zum Originalkommentar
Leser fordern Rückkehr zur Kernkraft
Ein weiterer Teil der Community sieht in der Abschaltung der Atomkraftwerke einen strategischen Fehler. Sie führen steigende Strompreise, Emissionszuwächse und Importabhängigkeit als Beleg an. Tatsächlich importiert Deutschland seit 2023 regelmäßig Strom aus Frankreich und Tschechien, wo Atomenergie weiterhin genutzt wird. Die Bundesregierung lehnt eine Rückkehr zur Kernkraft ab, setzt stattdessen auf Gaskraftwerke als Brückentechnologie. Dennoch fordern viele Kommentatoren, die Laufzeitdebatte wieder zu öffnen – nicht aus ideologischen, sondern aus praktischen Gründen: Versorgungssicherheit und Netzstabilität. Die Diskussion zeigt, dass die Energiewende ohne gesicherte Grundlast für viele Bürger unglaubwürdig bleibt.
"Das geschieht gerade recht, wer voll funktionsfähige AKWs stilllegt und die Kühltürme in die Luft jagt, der gehört wegen Sabotage eingesperrt und braucht keinen Strom von Windrädern, die im Meer die Fische und Wale stören." Zum Originalkommentar
"Dieses Land hatte mal top funktionierende AKWs. Stattdessen wird jetzt trotz der Windmühlen durch Gas- und Kohlekraftwerke wieder CO2 produziert, für das der deutsche Bürger CO2-Abgaben bezahlen muss und hohe Strompreise." Zum Originalkommentar
"Dann ist es ja schön, dass die AKWs mitten in der Krise abgeschaltet wurden. Von 1960 bis 2010 war eine Stromversorgungs-Knappheit etwas, was in Dritte-Welt-Ländern vorkam. Aber das sind wir wohl mittlerweile selber." Zum Originalkommentar
"Ich denke, ohne den Atomstrom aus anderen Ländern hätten wir schon viele Blackouts gehabt." Zum Originalkommentar
"Projekte für grünen Wasserstoff, lokale Wärmenetze und Abwärmenutzung gewinnen in NRW an Fahrt. Das Ganze muss erstmal aus Strom generiert werden. AKW ja bitte!" Zum Originalkommentar
Sorge um Wirtschaft und Arbeitsplätze
Manche Kommentatoren verbinden die Energiepolitik direkt mit wirtschaftlichem Niedergang. Sie befürchten, dass steigende Kosten und unsichere Stromversorgung die Industrie aus NRW vertreiben. Tatsächlich warnen Branchenverbände seit Monaten vor Wettbewerbsnachteilen: Chemie- und Metallbetriebe verlagern Investitionen zunehmend ins Ausland. Der Landesregierung gelingt es bislang kaum, diese Entwicklung zu bremsen. Zwar fließen Milliarden in Wasserstoffprojekte und Transformationshilfen, doch kurzfristig bleibt die Lage angespannt. Die Kommentare bringen ein verbreitetes Gefühl auf den Punkt: Zwischen Klimaschutz und Wirtschaftskraft droht NRW seine industrielle Basis zu verlieren.
"Glückwunsch an Angora und die Grünen in NRW, sie werden als erstes deutsches Land die Klimaneutralität und die Deindustrialisierung erreichen." Zum Originalkommentar
"NRW wird dann, wie es sich schon abzeichnet, das erste Land sein, das deindustrialisiert ist. Dann ist es auch endlich klimaneutral." Zum Originalkommentar
"Die Arbeitsplätze sind nicht weg, sondern nur woanders! Deutschland deindustrialisiert." Zum Originalkommentar
"Der Wahnsinn unserer Politik: Der Kohleausstieg in NRW soll in '5' Jahren abgeschlossen sein. 25 GW Grund-Leistung fallen dann weg. Alternativ soll Atomstrom aus Belgien und Frankreich importiert werden?" Zum Originalkommentar
"Die Grünen haben Deutschland eine Voodoo-Energiewende ins Chaos aufgeschwatzt. Heiße Luft. Jetzt verarmt das Land, verliert seine Industrien." Zum Originalkommentar
Frust über Verwaltung und Vorschriften
Wenige Leser machen überbordende Bürokratie und fehlende Abstimmung verantwortlich. Zu viele Vorschriften, zu lange Genehmigungsverfahren und mangelnde Koordination lähmen den Ausbau erneuerbarer Energien. In der Tat dauert die Genehmigung einer Windkraftanlage in NRW im Schnitt mehr als zwei Jahre – doppelt so lange wie in Dänemark. Die Landesregierung hat angekündigt, Planungsverfahren zu beschleunigen, doch sichtbare Fortschritte fehlen. Die Kritik an der Verwaltung trifft einen wunden Punkt: Der Umbau der Energieversorgung scheitert derzeit weniger an Technologie, sondern an Verwaltungstempo.
"'Einige bereits gebaute Windparks liegen fertig, können aber noch nicht einspeisen, da die Schnittstellen fehlen.' Der Staat organisiert in Verwaltung und monströsen Vorschriften. Am besten, wir verbrennen die vielen Vorschriften und könnten davon locker ein Jahrhundert Strom und Wärme erzeugen." Zum Originalkommentar
"Fertige Windparks können nicht ans Netz gehen, weil die Schnittstellen fehlen. Das ist keine fehlende Strategie, sondern Unvermögen und bürokratischer Starrsinn." Zum Originalkommentar
"Das ist Deutschland: Lizenzen werden versteigert, um Geld zu machen, statt mit Auflagen zu vergeben wie in anderen Ländern." Zum Originalkommentar
"Was tut man, wenn eine Ware knapp ist und die Preise hoch? Man wirft alles Mögliche auf den Markt – NRW macht das Gegenteil, irre!" Zum Originalkommentar
Verwaltung im Fokus
Andere Kommentatoren unterstellen Politik und Verwaltung mangelnde Fachkenntnis. Sie kritisieren unrealistische Zielsetzungen und Abhängigkeit von Lobbyinteressen. Viele fordern, Entscheidungen stärker an praktischer Machbarkeit und technischer Expertise auszurichten.
Diese Kritik ist nicht neu – sie begleitet die Energiepolitik seit Jahren. In Nordrhein-Westfalen ist das Spannungsfeld besonders ausgeprägt: Klimaschutz, Wirtschaft und Versorgungssicherheit sind schwer zu vereinen. Die Lesermeinung bringt auf den Punkt, was viele Wirtschaftsexperten bestätigen: Ohne technische Planungssicherheit bleibt Energiepolitik Symbolpolitik.
"So ist das, wenn die Regierung die komplexen Zusammenhänge zwischen Lebensgrundlagen und Versorgungssicherheit nicht ausreichend beherrscht." Zum Originalkommentar
"Wenn im Norden Flaute ist, drehen sich auch im Westen keine Windmühlen. Aber es geistert weiterhin die Habeck'sche Idee von der 'Überwindung der Dunkelflaute durch massive Installationen' durch die Flure der Politik." Zum Originalkommentar
"Die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft müssen alle Physik und wahrscheinlich auch Mathe vor der Oberstufe abgewählt haben." Zum Originalkommentar
"Bedankt euch bei der Regierung." Zum Originalkommentar
"Die Ideen der Grünen zur Energieerzeugung waren letztlich nur Geblubber und heiße Luft." Zum Originalkommentar
Leser nehmen Energiewende mit Humor“
11 Prozent der Kommentare sind spöttisch oder humorvoll formuliert. Mit Übertreibung und Ironie reagieren Leser auf eine Debatte, die sie als realitätsfern empfinden.
"Die Boomer kennen sich mit Energiekrisen aus. Da hilft nur eins in NRW! Sonntagsfahrverbote für E-Autos." Zum Originalkommentar
"Ich würde meine alte Autobatterie spenden: 12V 70 AH." Zum Originalkommentar
"Kauft dieses Schlangenöl, sonst geht NRW unter. Witzig, dass mit dem ökonomischen Klimawendedesaster genau die Ursache des Industriesterbens jetzt die Rettung bringen soll." Zum Originalkommentar
"Und am Ende macht man ein Feuerchen und verbrennt den Abfall, damit niemand friert. Die sogenannte deutsche Energiewende ist wirklich ein Glanzstück an Planung." Zum Originalkommentar
Einordnung und Ausblick – Zwischen Vertrauensverlust und Aufbruch
Die Leserkommentare zeichnen ein klares Stimmungsbild: Die Energiepolitik in Nordrhein-Westfalen wird mehrheitlich kritisch gesehen. Zu viel Bürokratie, zu wenig Planung, zu hohe Preise – und ein fehlendes Gleichgewicht zwischen Klimaschutz und Versorgungssicherheit. Die Kritik trifft reale Schwachstellen: Der Netzausbau stockt, Speicherlösungen sind teuer, und viele Unternehmen klagen über unklare Perspektiven.
Gleichzeitig ist der Umbruch im Energiesektor weiter in vollem Gang. NRW investiert in großem Stil in Wasserstofftechnologien, Wärmenetze und Speicherprojekte. Bis 2030 sollen 1000 zusätzliche Windräder entstehen, die Industriecluster in Duisburg und im Rheinischen Revier werden zu Modellregionen für klimaneutrale Produktion umgebaut. Auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Kommunen und Landespolitik ist enger geworden.
Diskutieren Sie mit! Wie sieht Ihre beste Lösung für NRWs Energiezukunft aus? Wie sollte die Energieversorgung des Landes aus Ihrer Sicht auf stabile Beine gestellt werden?