- Das Nato-Budget in Grafiken: Es herrscht ein massives Ungleichgewicht

Schon in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident (2017-2021) hatte Donald Trump sich beklagt, dass kaum ein anderes Mitglied der NATO genug in seine Verteidigung investiere. Mit dem Großangriff auf die Ukraine im Februar 2022 versetzte Russland Europa dann in Alarmstimmung.

Im Wahlkampf Anfang 2024 dann drohte Trump offen damit, Partner Bündnisfall nicht zu verteidigen. Er würde Russland sogar ermutigen, nach Belieben mit solchen US-Verbündeten zu verfahren, die das vereinbarte Ziel verfehlen, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) in die Streitkräfte des Landes zu investieren. Wie berechtigt ist Trumps Kritik und was machen die anderen NATO-Staaten daraus?

Tatsächlich statteten 2014 außer den USA genau zwei NATO-Partner ihren Verteidigungshaushalt mit dem Budget aus, das sie im Rahmen ihrer Mitgliedschaft zugesagt hatten: Griechenland und das Vereinigte Königreich.

Daran änderte sich allmählich etwas, nachdem Russland im März 2014 die völkerrechtlich zur Ukraine gehörende Halbinsel Krim annektierte und von Russland unterstützte Separatisten in der Ost-Ukraine den bewaffneten Aufstand probten.

Nach vorläufigen Schätzungen der NATO erreichten 2024 immerhin 24 der mittlerweile 32 NATO-Mitglieder das Zwei-Prozent-Ziel. Das einzige, das seinen Verteidigungshaushalt gemessen am BIP in diesem Zeitraum nicht erhöht hat, ist Kroatien. Die USA sind das einzige Land, bei dem diese Kennziffer seit 2014 gesunken ist.

Die Karte oben macht deutlich, wem die Aufrüstung gilt: Am meisten investieren die Länder, die eine Grenze mit Russland teilen. Diejenigen, das das Zwei-Prozent-Ziel weiterhin verfehlen, liegen weiter weg. Dennoch haben 2024 praktisch alle NATO-Mitglieder der Landesverteidigung mehr Platz im Staatshaushalt eingeräumt als 2023.

Die NATO-Staaten haben das Ziel formuliert, dass der Verteidigungshaushalt zwei Prozent ihres BIP betragen soll. Donald Trump versteht dies als absolutes Minimum, fordert aber im Grunde, dass die Bündnispartner die Versäumnisse der letzten Jahre durch höhere Quoten wettmachen.

Andererseits beschreibt die Kennzahl das Verhältnis zwischen Militärausgaben und Wirtschaftskraft. Es drückt also gewissermaßen aus, wie viel einem Land die Verteidigung wert ist. Um aber mehr über die tatsächliche Ausstattung der Streitkräfte zu erfahren, lohnt sich ein Blick auf die absoluten Ausgaben.

Gut zu sehen, ist, dass die Militärausgaben des Bündnisses seit 2014 deutlich gestiegen sind. Durchweg alle Mitglieder haben ihre Verteidigungshaushalte seither aufgestockt. Der Unterschied zwischen relativem und prozentualem Wachstum wird in dieser Betrachtung deutlich: Prozentual haben Litauen (76,5 Prozent) und Lettland (75,9 Prozent) in dieser Hinsicht am meisten getan, gefolgt von Ungarn (69,2 Prozent) und Polen (68,1 Prozent). Von allen NATO-Mitgliedern haben die USA (12,5 Prozent) ihre Verteidigungsausgaben seit 2014 prozentual am wenigsten erhöht.

Dennoch haben die USA 2024 fast 95 Milliarden US-Dollar mehr in ihre Streitkräfte investiert als 2014. Zum Vergleich: Deutschland, Polen, die Türkei, Großbritannien und Frankreich zusammen haben ihre Verteidigungshaushalte in diesem Zeitraum um 96,3 Milliarden US-Dollar erhöht.

Dessen ungeachtet haben die europäischen NATO-Staaten und Kanada ihren Anteil an den Rüstungsausgaben der NATO seit 2014 relativ kontinuierlich von 27,5 Prozent auf 36,3 Prozent erhöht.

Dennoch steht nicht in Frage, wer in der NATO den Löwenanteil der Verteidigungsausgaben trägt. Nach aktuellen Schätzungen geben die USA immer noch doppelt so viel für ihre Streitmacht aus wie alle anderen NATO-Staaten zusammen. Der zweitgrößte Verteidigungshaushalt des Bündnisses, der von Deutschland, beträgt gerade einmal ein Zehntel davon.

Noch einmal der Vergleich zum BIP: Das der USA ist nur gut sechsmal so groß wie das von Deutschland. Und noch ein Vergleich: In den USA leben knapp viermal so viele Menschen wie in Deutschland.

Von Jan D. Walter. Der Autor ist Redakteur und Reporter der deutschen Redaktion für internationale Politik und Gesellschaft.

Das Original zu diesem Beitrag "Das NATO-Budget in Grafiken: Massives Ungleichgewicht" stammt von Deutsche Welle.