Einige Soldaten sorgen dafür, dass das Hartung-Kruzifix restauriert wird an den Hohen Graben in Schongau zurückkehren kann.
Schongau – „Der Platz mit der Ruhebank zwischen den beiden Eichen am Hohen Graben ist ein wunderbarer Ort der Besinnung“, formulierte es damals Hans Hartung nach seiner Genesung von dem schweren Sprungunfall. Und an diesem Platz wollte er in Erfüllung eines Gelübdes ein Kruzifix aufstellen, ähnlich gestaltet wie das Pürschling-Kreuz, das 1996 im Klosterhof einen neuen Platz gefunden hat.
In den Wintermonaten bearbeitete er im Keller seines Hauses einen alten Eichenstamm und rang ihm den Corpus des Gekreuzigten ab. Hartung wollte eine realistische Darstellung schaffen, die nicht am Kreuz thront, sondern das unsagbare Leiden von Christus wiederspiegelt. Und dies ist ihm mit seiner Darstellung sicherlich gelungen.
Hartung-Kreuz wurde am 6. Dezember 2007 am Hohen Graben aufgestellt
Zusammen mit vier Freunden wurde das Kruzifix am 6. Dezember 2007 am Hohen Graben aufgestellt. Die Weihe durch Stadtpfarrer Bernhard Mooser hat im Rahmen einer von der Kolpingfamilie organisierten Bergmesse am 22. Juni 2008 stattgefunden.
Seit Ende 2023 ist das Kreuz durch einen Beschluss des Stadtrats nach einer Schenkung im Besitz der Stadt Schongau. Hans Hartung konnte sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr um den Zustand des Kreuzes kümmern.
Im Januar dieses Jahres bekam Ehefrau Karin Hartung ein Schreiben der Stadt Schongau mit der Information, dass das Kreuz „aus Gründen der Verkehrssicherheit“ durch Mitarbeiter des Bauhofs abgebaut und im Bauhof eingelagert worden war. Da nach Angaben Kreuz und Corpus in keinem guten Zustand sind, sollte geprüft werden, wie weit es möglich ist, Kreuz und Corpus wieder instand zu setzen.
Hauptmann Jack Weber hat das Verschwinden des Kreuzes sofort bemerkt
Da lag er nun, der Gekreuzigte, am Boden zwischen all den Regalen. Von wegen Prüfung oder gar Restaurierung. „Aus den Augen, aus dem Sinn“, könnte der Untertitel zu der Geschichte lauten.
Doch es gibt eine Gruppe in der Luftlande- und Lufttransportschule Altenstadt, der das Kreuz nicht egal ist und die es gewissermaßen aus dem Dornröschenschlaf holt.
Es ist Hauptmann Jack Weber, der auf seinem Weg von Schongau aus zu seiner Dienststelle in die Franz-Josef-Strauß-Kaserne immer per Fahrrad an dem Kreuz vorbeifuhr. Ihm war damals das Verschwinden des Kreuzes sofort aufgefallen. Eine Woche später las er den Bericht in der Zeitung, in dem die Umstände erklärt sind. „Erst im zweiten Bericht, der einige Wochen später erschien, erfuhr ich, wie es überhaupt zu dem Kreuz gekommen ist“, erinnert sich Weber. Bis dahin war ihm die Geschichte von dem schweren Sprungunfall unbekannt.
Stadt begrüßt die Patenschaft und Restaurierung
Zufall der Geschichte ist, dass Hauptmann Jack Weber, salopp gesagt, ein „militärischer Urenkel“ von Hans Hartung ist. Weber hat als Hörsaalleiter der Freifallspringer den gleichen Dienstposten, den Hartung damals ausgeübt hatte. Und auch den gleichen Dienstgrad, den Hartung während seiner aktiven Zeit als Berufssoldat innehatte.
„Es war mir ein nun Bedürfnis, dieses Kreuz zu erhalten“, so Weber. Er konsultierte mit diesem Anliegen seinen Inspektionschef, um vorzuschlagen, eine Patenschaft für Kreuz und Corpus zu übernehmen. Sein Chef sagte sofort zu. Auch Kommandeur Oberstleutnant Daniel schlug sofort in die selbe Kerbe. Die Rettungsaktion konnte beginnen.
Auch seitens der Stadt Schongau wird der Vorschlag der Patenschaft und damit verbundenen Restaurierung begrüßt.
Wie eng jetzt Soldaten, Bekannte und Verwandte zusammenarbeiten, zeigt die Vorgehensweise. Ein Luftlandepionier, der immer wieder in Altenstadt seine Sprünge absolviert, ist in seiner Truppe Holzfachmann, der Gutachten erstellen darf. Er übernahm die Prüfung von Kreuz und Corpus. „Holzkreuz neu, Figur kann restauriert werden“, so sein Kurzurteil.
Soldaten haben gute Connecitions
Am 13. August holten die Ausbilder der Freifall-Inspektion Kreuz und Corpus vom Bauhof ab und trennten die beiden Teile. Den Corpus brachten sie zu einem Kirchenrestaurator in die Nähe von Illertissen. Dieser ist ebenfalls ein Kumpel eines Soldaten und hat sich bereit erklärt, das gute Stück fachmännisch zu restaurieren.
„Woher das Holz für das neue Kreuz nehmen?“, war die Frage, die anschließend im Raum stand.
Auch die löste Hauptmann Weber ohne Probleme. Hier schüttelte er seinen eigenen Bruder als Joker aus dem Ärmel. Dieser lebt in Mecklenburg im Kreis Teterow und ist dort Holzfachmann. „Er liefert uns zwei Stämme Mecklenburgische Eiche, aus der das Kreuz gefertigt wird“, erklärt Weber und setzt in seiner Aufzählung noch eins drauf. „Der Onkel eines unserer Ausbilder ist Spengler in der Nähe von Kempten, der wird uns ein Schutzdach anfertigen“, verrät Weber. Damit soll verhindert werden, dass der Corpus durch die Witterung allzu schnell wieder Schaden nimmt.
Im November soll alles fertig sein
Nach Planung von Jack Weber sollen bis Mitte Oktober alle Teile in Altenstadt eintreffen, um hier zusammenmontiert zu werden. Läuft alles wie vorgesehen, soll das Kreuz von Hans Hartung bis Mitte November wieder an alter Stelle stehen.
Um anfallende Kosten abzudecken, haben neben Soldaten des Freifall-Hörsaals auch alte Weggefährten von Hans Hertung am Kameradschaftsabend des St.-Michaelstages gezeigt, dass sie voll hinter der Aktion stehen und kräftig gespendet. Eine Truppe, die fest zusammensteht.