„Dem kann ich nicht mehr helfen“: ZDF-Experte nimmt Spieler bei sensiblem Begriff in die Pflicht
Christoph Kramer versteht die „Spielermaterial“-Diskussion nicht. Auch Per Mertesacker fand jetzt deutliche Worte zum Vorfall um Jochen Breyer.
Berlin – Die Europameisterschaft hat nicht nur sportliche Höhepunkte hervorgebracht, sondern auch ernsthafte Diskussionen angestoßen. So etwa rund um die Verwendung des Begriffs „Spielermaterial“ während einer EM-TV-Übertragung. ZDF-Moderator Jochen Breyer bat die Experten Christoph Kramer und Per Mertesacker darum, diesen Ausdruck in Zukunft zu meiden. Dies löste eine hitzige Online-Debatte aus. Nun schilderte Kramer Details zum Vorfall – und schilderte die Spieler-Sicht.
Wegen „Spielermaterial“-Debatte: ZDF-Experte Kramer nimmt Profis in die Pflicht
Kramer, der während der Sendung bereits etwas irritiert gewirkt hatte, trat jetzt mit Mertesacker im „Phrasenmäher“-Podcast der Bild-Zeitung auf. Er betonte darin, den Wirbel um den „Spielermaterial“-Begriff „gar nicht verstanden“ zu haben.
Kramer irritierten Vorwürfe, der Begriff würde den Fußballern ihre Menschlichkeit absprechen. Der 33-Jährige, der weiterhin in der 1. Bundesliga für Borussia Mönchengladbach aufläuft, fügte hinzu: „Wer sich bei ‚Spielermaterial‘ angegriffen fühlt: Dem kann ich auch nicht mehr helfen“. Er nahm die Profis also klar in die Pflicht.

„Ich bin auch Spieler“: Kramer zeigt andere Perspektive in Diskussion auf
Als aktiver Fußballer und Experte zeigte er wenig Verständnis für die Forderungen nach einem Verbot des Begriffs. „Ich bin auch Spieler, und wenn einer ‚Spielermaterial‘ sagt, denke ich nicht: ‚Ich bin ein Mensch, bitte!‘“, erklärte Kramer. DFB-Angreifer Niclas Füllkrug hatte sich zuvor bereits deutlich dazu positioniert.
Kramer äußerte sich auch zur Rolle von ZDF-Moderator Jochen Breyer. „Ich wusste gar nicht, dass es darüber eine Diskussion gibt, und dachte, Jochen will einen Witz vorbereiten“, sagte Kramer, dessen Zukunft in Gladbach ungewiss ist. Während der betreffenden ZDF-Übertragung konnte man ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht erkennen, als Breyer das Experten-Duo ansprach.

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Nach Fan-Hinweisen: ZDF-Moderator Breyer wollte für Begriff sensibilisieren
Kramer fühlte sich „ein bisschen leid“ für Breyer, wie der Weltmeister von 2014 weiter erzählte. Als Moderator müsse Breyer „alle Meinungen, die es irgendwie in Deutschland gibt, zur Sprache kommen lassen.“ Es sei seine Aufgabe, auf solche Themen und Fan-Anliegen hinzuweisen.
Breyer hatte bereits ausführlich erklärt, warum er um eine andere Wortwahl gebeten hatte, nachdem eine Online-Debatte aufgekommen war. Einige Fans hatten sich zuvor gemeldet und den Journalisten auf den Ausdruck „Spielermaterial“ sowie dessen mögliche Implikationen aufmerksam gemacht. Breyer hatte in der Live-Sendung versucht, zu sensibilisieren, aber nach eigenen Angaben nie ein Verbot ausgesprochen.
Reaktionen nach „Spielermaterial“-Posse waren laut Mertesacker „vogelwild“
Kramer sprach sich dafür aus, „die Kirche im Dorf“ zu lassen und mehr Verständnis für den Fachausdruck zu zeigen. Sein ZDF-Kollege Per Mertsacker äußerte sich im Podcast ebenfalls zum vermeintlichen Wortverbot und stimmte ihm zu. Netzreaktionen kämen „relativ zügig“ und meist in einer „Welle“, so der 39-Jährige.
Die Reaktionen seien oft „vogelwild“, so auch in der „Spielermaterial“-Debatte. Diese sei jedoch innerhalb weniger Tage „schön ausgelaufen“, resümierte Mertesacker. Er verteidigte Breyer und fand lobende Worte für den ZDF-Moderator. Dieser habe „das gut gemacht“ und einen „super“ Tipp geliefert, führte Mertesacker aus. Er selbst begrüße eine Diskussion zwischen Moderatoren und Spielern im Studio immer.
Die „Spielermaterial“-Debatte scheint nun beendet zu sein. Inzwischen stieß Kramer das Verhalten von England-Star Jude Bellingham sauer auf. (wuc)