SV Lachen begrüßt Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hartmann zum „Meet and Greet“

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Rund 50 aktive Fußballer und Schiedsrichter des SV Lachen waren beim „Meet and Greet“ mit Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hartmann dabei. © SV Lachen

Einen spannenden und informativen Abend erlebten rund 50 aktive Fußballer und Schiedsrichter des SV Lachen beim „Meet and Greet“ mit Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hartmann. Gewonnen hatten die Lachener diesen Besuch im Rahmen des DFB-Punkte-Wettbewerbs zur Heim-EM 2024.

Lachen - Der 45-jährige Oberallgäuer erzählte unter anderem von seinem Werdegang. Er habe mit 15 Jahren über die Ausbildung zum Juniorentrainer die Schiedsrichterprüfung ablegen müssen und nach den zehn notwendigen praktischen Pflichtspielen den direkten Weg zur Pfeife gefunden. Und es ging schnell mit der Karriere bergauf: Bereits nach zwei Jahren, in denen er nur Juniorenspiele leitete, schaffte es Hartmann als Sonderaufsteiger in die Bezirksliga. Weitere zwei Jahre später ging es über die BOL und Landesliga in die Bayernliga. Nach dem Aufstieg in die Regionalliga folgte 2007 der Sprung in die zweite und 2010 in die erste Bundesliga, in der er mittlerweile bereits 166 Spiele geleitet hat.

SV Lachen freut sich über „Meet and Greet“ mit Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hartmann

Hartmann demonstrierte auch anhand von Videobeispielen, wie die Kommunikation mit dem Kölner Keller abläuft und warum er manchmal dann doch auf den Monitor im Stadion zurückgreift. Grundsätzlich halte er den VAR für eine gute Sache, weil es deutlich weniger Fehlentscheidungen gebe. Allerdings erwarte die Öffentlichkeit, dass es zu 100 Prozent keine Fehler mehr gebe. Das sei aber nicht möglich. Insofern sei man aber nicht mehr weit entfernt vom Profi-Schiedsrichter. Das bedeute zwar keine Leistungsexplosion, aber erhöhe möglicherweise die Akzeptanz bei Fans und Medien für die Schiedsrichter.

Über vier Bildschirme und die Kommunikation mit dem Platzschiedsrichter, dem Operator, der die Videosequenzen einspielt, und seinem Assistenten werden die strittigen Szenen immer und immer wieder gecheckt, Skalierungslinien gesetzt und Standbilder analysiert. Das kostet Zeit. „Aber lieber dauert es ein wenig länger und man kommt zur richtigen Entscheidung“, betonte Hartmann.

Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hartmann gibt dem SV Lachen spannende Einblicke

Auch die Vorbereitung auf ein Spiel erfordere sehr viel Zeit. Man könne dazu eine Datenbank des DFB nutzen, aber natürlich auch die eigene Erfahrung, „Ich teile Spieler in Führungsspieler, Künstler und Mitspieler ein. So weiß ich meist, mit wem ich es zu tun habe und mit wem ich auf dem Platz sprechen muss“, erklärt Hartmann, der in Krugzell bei Altusried aufgewachsen ist, den Umgang mit den Profis. Zur Vorbereitung auf ein Bundesliga-Match gehörten – neben der physischen Fitness – vor allem Videoanalysen von Schlüsselszenen der beteiligten Vereine, berichtete Hartmann. Danach werde nach Abstimmung mit den Assistenten die Taktik zur Spielleitung festgelegt.

Vier Punkte hob der gebürtige Allgäuer hervor, die zwingend nötig seien, um ein guter Schiedsrichter in der Bundesliga zu sein: Erstens die Fußballpraxis mit einem Netzwerk über Trainer und Spieler, zweitens die körperliche Fitness, die hart erarbeitet und gehalten werden müsse, drittens die mentale Stärke während des Spiels und im Umgang mit Kritik sowie viertens die Kommunikation.

„Meet and Greet“ mit Bundesliga-Schiedsrichter Robert Hartmann: „Da geht es um Millisekunden“

 „Es ist enorm wichtig, dass wir als Schiedsrichter authentisch rüberkommen und Empathie zeigen.“ Zudem halte er es für sehr wichtig und mitentscheidend für den Verlauf der Karriere, sich mit Fehlern intensiv auseinanderzusetzen, um zu lernen und eine Strategie zu entwickeln, damit umzugehen. „Der Prozess der Entscheidung auf dem Platz muss für einem selbst abgeschlossen sein, ehe sie sichtbar wird. Da geht es um Millisekunden.“

Für eine gute Idee hält Hartmann, dass man den Zuschauern im Stadion per Videowall dieselben Bilder zur Erklärung zeigt, wie im Kölner Keller. Da seien aber noch rechtliche Dinge mit den Vereinen zu klären. Auch Zeitstrafen seien denkbar. Insgesamt habe sich aber auch bei der Konsequenz der Entscheidungen in den vergangenen zwei Jahren viel verändert. So sei der Respekt vor den Schiedsrichtern wieder gewachsen.

Am Ende der gut zwei Stunden, in denen auch über strittiges Handspiel, Abseits und persönliche Strafen diskutiert wurde, zeigten sich alle Beteiligten angetan. Zu guter Letzt hatte Hartmann dann noch jede Menge Arbeit beim Unterschreiben von Autogrammkarten und gelben und roten Karten.

mk

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