200 Straftaten in sechs Monaten: Ein Mann tyrannisiert ganzen Ort - und bleibt frei

Ein 23-jähriger Mann ist seit Monaten in Zschornewitz bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt auffällig: Anwohner wurden von ihm beschimpft, auf der Straße hat er sich entkleidet und Familien mit Kindern belästigt. Mehrere Polizeieinsätze sollen wegen des 23-Jährigen ausgelöst worden sein, wie der „Mitteldeutsche Rundfunk“ (MDR) berichtet. Die „Bild“ schreibt von 200 Straftaten innerhalb eines halben Jahres. Mehrmals am Tag sei die Polizei wegen Steve G. im Einsatz.

Zu dem Fall will sich Doreen Wendland von der Polizei Dessau-Roßlau gegenüber dem MDR nicht äußern, um den Täter nicht vorschnell zu verurteilen. „Die Polizei schöpft ihre Möglichkeiten in dem ihr vorgegebenen rechtlichen Rahmen für die ihr zugewiesenen Aufgaben aus“, heißt es in der schriftlichen Mitteilung. Als Schwerkrimineller werde der Täter nicht behandelt, schreibt der MDR.

Anwohner berichten von Angst und Hilflosigkeit

„Er ist schon richtig laut, schreit herum. Dann zieht er mit Bierkasten und Musikbox durch die Gegend. Ich versuche immer, ihm aus dem Weg zu gehen“, sagt die Anwohnerin Silvana Grunert. Für gefährlich hält sie ihn dennoch nicht, wie der MDR berichtet. Dennoch ist sie überzeugt, dass der 23-Jährige Hilfe bräuchte. Andere Bewohner fordern ein härteres Durchgreifen der Polizei.

Jedoch soll es Vorfälle des Mannes gegeben haben, die über Beschimpfungen und Exhibitionismus hinausgegangen sind. Greift Steve G. zum Alkohol, wird er handgreiflich, schlägt Scheiben von Autos und Wohnungen ein und bedroht Passanten, schreibt die „Bild“. Eine Betroffene ist Simone K., Nachbarin von Steve G. Sie berichtet der „Bild“, dass sie ihn unterstützen wollte. Als sie Steve G. jedoch dabei beobachtete, wie er in ihrem Auto Drogen nahm, war für Simone K. eine Grenze überschritten.

Gewalt gegen Nachbarn und Bewährungsstrafe

Daraufhin soll er mehrmals ihre Fenster eingeworfen und Simone K. im Treppenhaus zusammengeschlagen haben. Seither kämpft die Frau mit Angstzuständen, Panikattacken und Schlaflosigkeit. Den Berichten zufolge soll der 23-Jährige aufgrund von Körperverletzung und Beleidigung eines Beamten vom Amtsgericht Wittenberg zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden sein.

Eltern haben Angst um ihre Kinder, und Frauen trauen sich nicht mehr auf die Straße, wie der MDR berichtet. Enrico Schilling (CDU), Bürgermeister von Gräfenhainichen, verweist auf die Zuständigkeit der Polizei und sagt gegenüber dem MDR: „Ich habe großes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden, die Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Gerichte, dass wir das in absehbarer Zeit zu Ende bringen.“ Rechtliche Schritte dauern jedoch an. Das bestätigt eine Gerichtssprecherin aktuell der „Bild“: „Erst müssen die neuen Taten angeklagt und abgeurteilt werden, bevor die Staatsanwaltschaft über den Bewährungswiderruf entscheiden kann.“