Landrat verliert seinen Top-Juristen

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„Wenn man sich als kompletter Kommunalrechtler bezeichnen will, muss man auch die Gemeindeebene kennen“, sagt Michael Ottl, der nach Vaterstetten wechselt.  © Rossmann

Michael Ottl, Büroleiter von Landrat Robert Niedergesäß, verlässt das Landratsamt. Der 41-jährige Jurist wechselt ins Rathaus Vaterstetten. Ein herber Verlust für die Kreisbehörde.

Ebersberg – Michael Ottl ist ein Mensch mit vielen Interessen. Privat schraubt er gern an Autos, beruflich an Paragrafen. Der 41-Jährige hat vor kurzem seinen Doktortitel gemacht – über die Feinheiten des Datenschutzes für angestellte Waldarbeiter bei der kommerziellen Holzernte mit digital vernetzten Kettensägen. Auch zum Auskunftsrecht der Presse gegenüber Behörden hat er schon wissenschaftlich gearbeitet. Im früheren Arbeitsleben war er Anwalt für Arbeitsrecht, nun lehrt er dazu nebenbei an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Hauptberuflich leitet Ottl das Büro von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und berät das Landratsamt bei kniffligen Rechtsfragen. Hinter den Kulissen der Behörde ist er eine zentrale Figur. Auf den Verwaltungsjuristen prasselt etwa das Anfragebombardement des AfD-Kreisrats Manfred Schmidt ein. Auch streitet er für die Behörde um die 21 Millionen Euro aus der als „Fichtenpanama“ bekannt gewordenen Steueroase Seegrasstadl im Ebersberger Forst.

Niederbayer bekommt einen neuen Dienstherren

Aber nicht mehr lange. Ab 1. Juni hat der Niederbayer, der aus dem Raum Vilsbiburg in den Landkreis pendelt, einen neuen Dienstherrn: das Rathaus Vaterstetten. „Eine gute Verstärkung“, sagt Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU), der den versierten Kommunalrechtler nach eigenem Bekunden persönlich aus dem Landratsamt in die Großgemeinde gelotst hat. Dort wird er das Hauptamt der Gemeinde leiten, das neu geschaffen wird, um zentrale Aufgaben von Sitzungsdienst über Archiv, Digitalisierung, Wirtschaftsförderung und Rechtsberatung zu bündeln. „Das Hauptamt ist der Libero“, fasst Spitzauer zusammen. In der bisherigen Struktur habe es manchmal Unklarheiten bei den Zuständigkeiten gegeben, weshalb manche Anliegen bei ihm aufgeschlagen seien, die er nun leichter delegieren könne. Insgesamt soll die Behörde so effizienter werden.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) dürfte über den Weggang eines seiner engsten Mitarbeiter wenig begeistert sein. Aber der Landrat sei ja Vaterstettener Bürger und damit weiter nah an Ottl dran. „Wenn er mal was braucht …“, frotzelt Spitzauer und fügt ernsthafter an: Es komme in beide Richtungen durchaus vor, dass Personal in den Behörden die Seiten wechsle. Aber selten aus der Führungsetage. Ein „Spezialist und Generalist“, wie der Bürgermeister den künftigen Leiter seines künftigen Hauptamts nennt. In Ruhestand gehen laut Spitzauer aus der Verwaltung heuer Georg Kast, persönlicher Referent des Rathauschefs und Wirtschaftsförderer, sowie kommendes Jahr Rechtsamtsleiterin Doris Laban.

Ottl: „Ich habe mich wahnsinnig wohl gefühlt“

Michael Ottl sagt zur EZ über seinen bisherigen Job im Landratsamt: „Ich habe mich wahnsinnig wohlgefühlt und fühle mich wahnsinnig wohl dort.“ Sein Wechsel sei zur beruflichen Weiterentwicklung gedacht: „Wenn man sich als kompletter Kommunalrechtler bezeichnen will, muss man auch die Gemeindeebene kennen.“ Die Landkreis-Ebene hat der juristische Tausendsassa offenbar durchexerziert, leitete ab 2017 das Umweltamt, seit 2020 ist er Büroleiter des Landrats. „Ich bin überzeugter Beamter und Kommunalrechtler“, sagt er. Das Rathaus Vaterstetten hält mit seinen mehr als 200 Mitarbeitenden sicherlich neue anspruchsvolle Aufgaben für ihn bereit; Vaterstetten ist mit rund 25 000 Einwohnern die dritt-einwohnerstärkste Gemeinde Bayerns.

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