Deutsche Familie folgt Alpen-Route aus dem Internet und strandet in Tirol – neunstündiger Rettungseinsatz
Eine fünfköpfige deutsche Wandergruppe hat sich eine Klettertour im Internet herausgesucht – und sich bei der Route in Tirol völlig überschätzt.
Kufstein – Bergwandern und Klettern ist angesagt, wie nie zuvor. Vor allem, seit Apps und Wander-Homepages jede Menge abenteuerliche Routen ausspucken, an denen man atemberabende Slefies machen kann, müssen die Bergretter immer wieder zu gefährlichen Einsätzen ausrücken. Denn die Infos aus dem Web sind oft mit Vorsicht zu genießen.
Eine Familie aus dem Schwarzwald und ein Bekannter von ihnen aus Freiburg hatten sich am Dienstag im Internet eine Kletterroute am Wilden Kaiser bei Kufstein in Tirol (Österreich) ausgesucht, die viel zu schwer für das Quintett war. Es folgte ein neunstündiger Rettungseinsatz der Bergrettung Kufstein.
Klettersteig in Tirol ist nur etwas für Fortgeschrittene – deutsche Familie war überfordert
Der Kaiserschützensteig ist eine sehr lange, konditionell fordernde Tour auf den höchsten Gipfel des Wilden Kaisers, die Ellmauer Halt (2344 Meter). Der Zustieg erfolgt durch das für Autos gesperrte Kaisertal, sodass man ganz unten im Tal beginnt. Es gibt viele ungesicherte Kletterpassagen im I. und II. Grad. Ausgerechnet diese Tour suchten sich Vater, Mutter, Sohn, Tochter und ein Freund im Internet aus und starteten am Montag bei denkbar schlechtem Wetter.

„Sie sind von einer Hütte gestartet und zur Ellmauer Halt aufgestiegen, wo sie aber erst um 13 Uhr ankamen“, berichtet der Einsatzleiter der Bergrettung, Robert Baumgartner dem ORF. „Dann wollten sie über den Kaiserschützensteig absteigen, haben aber in vier Stunden nur dreihundert Höhenmeter geschafft.“ Das war der Punkt, an dem sie merkten, dass sie nicht mehr weiterkommen. Die Familie setzte einen Notruf ab.
Dichter Nebel an Gipfel in Österreich verhinderte Bergung per Helikopter
Ein Rettungshubschrauber konnte wegen Nebel keinen Evakuierungsflug durchführen, darum rückten 13 Bergretter und eine Bergretterin zum Hans Berger Haus aus und stiegen zu Fuß zum Einstieg des Kaiserschützensteigs auf. Beim Einstieg des Klettersteigs rüsteten sich die Bergretter mit Klettergurt und weiterem Equipment auf und stiegen zu den Erschöpften auf. Nach zwei Stunden waren die Bergretter bei den erschöpften Personen. Dort wurden diese fit für den Abstieg gemacht, Müsliriegel und Co. halfen dabei.

Bei Regen und schlechter Sicht stieg die gesamte Gruppe dann gesichert zum Ausstieg des Kaiserschützensteigs ab, und von dort galt es den restlichen Fußmarsch zum Hans-Berger-Haus noch abzusteigen. Dort wurde die Rettungsmannschaft um ein Uhr noch von der Hüttenwirtin verköstigt. Die Familie habe der Route aus dem Internet offenbar blind vertraut, so Baumgartner zum ORF: „Auf die meisten Touren, die im Internet empfohlen werden, würde ich mich nicht verlassen, weil jeder da etwas teilen kann. Es ist schlauer, sich einen Bergführer zu nehmen.“
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Vor kurzem mussten Bergbretter in Österreich Vater und Tochter aus einem Klettersteig holen, sie hatten null Erfahrung. Ein anderer Wanderer war im Salzkammergut barfuß an einem Klettersteig unterwegs und geriet in Bergnot. In Tirol riefen Wanderer die Bergrettung, weil sie die letzte Gondel ins Tal verpasst hatten.