Mehr als 3000 Beamte gegen die Eskalation: Wie sich Berlin auf Silvester vorbereitet

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Mehr als 3000 Beamte gegen die Eskalation: Wie sich Berlin auf Silvester vorbereitet 

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In der anstehenden Silvesternacht erwartet die Bundesregierung erneut Krawalle – die Polizei ruft daher zu Solidarität mit den Einsatzkräften auf.

Berlin – Die Vorbereitungen auf die Silvesternacht laufen auf Hochtouren. Szenen wie in den vergangenen Jahren will man vermeiden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte vor wenigen Tagen mit Blick auf die anstehende Silversternacht gesagt: „Ich habe die Sorge, dass Silvester wieder ein Tag sein könnte, an dem wir in manchen Städten blinde Wut und sinnlose Gewalt zum Beispiel gegen Polizisten oder Rettungskräfte erleben müssen“, sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Mittlerweile gebe es an Tagen wie Silvester eine generell steigende Gewaltbereitschaft, sagte Faeser. In der vergangenen Silvesternacht waren Rettungskräfte etwa in Berlin gezielt attackiert worden. Ähnliche Szenen spielten sich auch in anderen Großstädten ab.

Berlins Polizeipräsidentin: Größter Silvestereinsatz seit Jahrzehnten

Nach den Krawallen im vergangenen Jahr und wegen des Kriegs in Israel und Gaza plant die Berliner Polizei zum Jahresende einen Großeinsatz. „Es ist der größte Polizeieinsatz an Silvester der letzten Jahrzehnte“, sagte Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik der Nachrichtenagentur dpa. „Das liegt vor allem am Nahost-Konflikt, der die Einsatzlage deutlich anspruchsvoller und komplexer macht.“ Im vergangenen Jahr hatte es in einigen Vierteln Berlins und anderen Großstädten neben dem üblichen heftigen Feuerwerk in den Straßen auch viele Böllerwürfe und andere Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter gegeben.

In der Silvesternacht seien seien deswegen 2000 bis 2500 Berliner Polizisten und Unterstützung aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und von der Bundespolizei im Einsatz, kündigte Slowik an. „Parallel wird die Zahl der Streifenwagen von 150 wie sonst nachts üblich auf 220 erhöht.“ Dazu kämen noch 500 Bundespolizisten an den S-Bahnhöfen und Fernbahnhöfen.

Silvester 2022 in Berlin: ein Reisebus, der von Unbekannten angezündet worden war. © Paul Zinken/dpa

Vor Silvesternacht 2023: Rotes Kreuz schult Einsatzkräfte

Polizisten und die Rettungskräfte wollen in der Silvesternacht deeskalierend auftreten, um das Risiko von Übergriffen zu senken. „Grundsätzlich gilt, dass die Respektschwelle gegenüber Einsatzkräften gesunken ist“, sagte eine Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes in Wiesbaden. Die Besatzung der Rettungswagen erlebe immer wieder, dass etwa ihre Vorgehensweise bei der Behandlung von Patienten moniert werde.

Die Einsatzkräfte werden nach ihren Worten schon lange geschult, in solchen Situationen deeskalierend zu wirken. „Sie wissen auch, wann sie sich zurückziehen und die Polizei rufen sollten.“ Beim Arbeiter-Samariter-Bund in Frankfurt sind die Mitarbeiter ebenfalls entsprechend ausgebildet, wie der Geschäftsführer Matz Mattern sagte. Spezielle Vorbereitungen für besondere Ereignisse wie etwa die Silvesternacht gebe es aber nicht.

Polizisten erhalten für Silvester 2023 Bodycams

„Im Rahmen der Aus- und Fortbildung werden Polizistinnen und Polizisten auf derartige Angriffe vorbereitet “, hieß es auch vom hessischen Innenministerium in Wiesbaden, das ebenfalls von einem gesunkenen Respekt „durch gewisse Teile der Gesellschaft“ berichtet. In Kommunikationstrainings werde geübt, in Konflikten deeskalierend aufzutreten.

Zudem sei in die Schutzausrüstung investiert und alle Polizeipräsidien seien mit Bodycams ausgestattet worden. Dabei sollten durch die Kenntlichmachung der Videoaufzeichnung Gewalttaten möglichst verhindert werden. Käme es doch zu Übergriffen, würden diese „rechtssicher dokumentiert“. Für die Nachsorge, etwa nach tätlichen Angriffen, werde den Beamten psychosoziale Unterstützung angeboten.

Im vergangenen Jahr waren alleine in Hessen rund 2370 Übergriffe Polizei Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter und Notärzte registriert worden. In fast 95 Prozent der Fälle seien Polizeibeamte angegangen worden, teilte das Innenministerium die Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2022 mit. Dabei habe es sich meist um Widerstandshandlungen und tätliche Angriffe gehandelt. Zu Gewalt gegen die Polizisten kam demnach es häufig in Zusammenhang mit Straftaten, wie Körperverletzungen, Diebstählen, Bedrohungen und Beleidigungen. (erpe/dpa/AFP)

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