Vor erstaunten Gästen Glühbirne zum Leuchten gebracht

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Diese alte Postkarte aus dem Jahr 1897 zeigt das Hotel Steinmetz in Tegernsee. © Archiv Stadt Tegernsee

Der Holzhändler Carl Miller und sein Energieprojekt: Am Steinmetzplatz fing die Geschichte des E-Werks Tegernsee an.

Tegernsee – Seine Anfänge hat das E-Werk eigentlich am Steinmetzplatz, wo sich das Unternehmen nun mit Teilen ausbreitet. Wie alte Postkarten und Ansichten zeigen, stand hier einst das Hotel Steinmetz. In dem L-förmigen Bau befand sich der prächtige Steinmetzsaal. Genau dorthin lud der Tegernseer Holzhändler Carl Miller am 10. Februar 1896 ein. Zusammen mit einem Ingenieur hielt er einen Vortrag über sein Elektrifizierungsprojekt, an dem er bereits mehrere Jahre gearbeitet hatte. Zudem hatte er über eine Fragebogenaktion schon ermittelt, wie viele Tegernseer und Rottacher sich bereits für Strom interessieren.

Glühbirne lässt staunen

Im Steinmetzsaal erlebten die Gäste erstmals die praktische Anwendung des elektrischen Stroms: Miller ließ in der damaligen Staudachersäge einen kleinen Dynamo aufstellen, der vom Alpbach angetrieben wurde. Den so erzeugten Strom leitete er in den Steinmetzsaal, wo auch tatsächlich zu Demonstrationszwecken eine Glühbirne erstrahlte. „Auch die Gemeindeväter waren nun überzeugt und beschlossen die Einführung der elektrischen Beleuchtung“, schrieb Hans Sollacher im Tegernseer Tal Heft 89 vom Winter 1982/83. Und weiter: „Carl Miller erhielt die Konzession für 25  Jahre und die Zusage, dass sich die Gemeinde mit 30 000 Mark an dem Projekt beteiligt.“ Miller trieb weiter Geld auf, ein Konsortium wurde gegründet, und am 2. April 1896 wurde beschlossen, den Bau des Weißach-Werks in Angriff zu nehmen. Am 16. Januar 1897 war es dann so weit: In Tegernsee und Rottach-Egern erstrahlte erstmals elektrisches Licht.

Wechselvolle Geschichte

Während die Entwicklung des E-Werks dann erst richtig begann, brachen für den Steinmetzplatz neue Zeiten an. Stadtarchivarin Birgit Halmbacher-Höplinger förderte etwa diesen Artikel in der Heimatzeitung, dem „Seegeist“, zutage: „Das Steinmetz-Anwesen wurde um 1920 von der Familie Höfle erworben und wieder zum Hotel umgebaut“, schrieb die Heimatzeitung am 22. Februar 1973. Weiter heißt es darin: „Während des Ersten Weltkriegs diente es als Lazarett. Von 1919 bis 1941 gingen dann in dem Hotel die Gäste ein und aus. Im Zweiten Weltkrieg wurden wieder Verwundete im ‚Steinmetz‘ gepflegt und danach Versehrte umgeschult. Später wurde die Hotelfachschule Speiser dort untergebracht. In den 1970er-Jahren wurde das Hotel abgerissen. Es machte Platz für ein neues 80-Betten-Hotel, Eigentumswohnungen, einen Ladenbau und Tiefgaragen.“

Eng mit der Stadt verknüpft

Das E-Werk Tegernsee stellt heute ein Geflecht an Firmen dar, das eng mit der Stadt Tegernsee verknüpft ist. So ist die Stadt über ihren Eigenbetrieb, die Tegernseer Kur- und Versorgungsbetriebe (TKV), zu 97,96 Prozent als Komplementärin am Elektrizitätswerk Tegernsee Carl Miller KG beteiligt. Die Nachfahren des Unternehmens, Mariell Miller und Dieter Miller, halten jeweils 1,02 Prozent. 2017 wurde diese KG von der E-Werk Carl Miller KG abgespalten, um alle Tätigkeitsbereiche, bis auf den Netzbetrieb, zu übernehmen. Die bisherige E-Werk Tegernsee Vertriebs-KG wurde damit aufgelöst und das Vermögen an die neue KG übertragen. Die Stadt ist wiederum über die TKV mit 97,96 Prozent als Komplementärin in der E-Werk Tegernsee Vertriebs- und Service KG vertreten.

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