Zwischen AWO-Ehrenamt und hauptamtlichem Gemeindeoberhaupt

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Ist auch AWO-Landesvorsitzende: Ottenhofens Bürgermeisterin Nicole Schley. © AWO

Ottenhofens SPD-Bürgermeisterin Nicole Schley erklärt im Pressegespräch, was es mit ihrem ehrenamtlichen Engagement auf sich hat.

Neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit als SPD-Bürgermeisterin von Ottenhofen und dem Vorsitz der VG Oberneuching ist Nicole Schley gleich auf mehreren Ebenen für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) aktiv. Das ehrenamtliche Engagement wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: „Mein Vater ist seit 50 Jahren Vorsitzender des Ortsvereins in meiner Heimatgemeinde und ich bin schon mit zwölf Jahren mit der AWO unterwegs gewesen zum Sammeln“, erzählt die 55-Jährige im Pressegespräch.

Einmal habe sie der Vorstandsvorsitzende gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, im Präsidium des AWO-Bezirksverbands Oberbayern mitzuwirken. Schley bejahte – und wurde 2016 zur Präsidentin gewählt. Im Juli erfolgte ihre dritte Wiederwahl. Dabei handle es sich quasi um die Leitung des Aufsichtsrats. „Ich setze mich ein für die Menschen, die keine Stimme haben, wie Senioren in den Heimen oder Kinder und ihre Eltern, eben weil ich mich für sie einsetzen kann“, so ihre Motivation.

Ehrenamtliche Termine für die AWO erfüllt Schley an Abenden und Wochenenden, nicht während ihrer Arbeitszeit, betont sie. Ihre AWO-Tätigkeit könne man sich etwa so vorstellen: „Ich gehe in die Häuser und unterhalte mich mit den Leitungen, ob alles läuft.“ Darunter fiel auch das veraltete Seniorenheim des Bezirksverbands in Markt Schwaben.

Das Pflegequalitätswohngesetz sieht unter anderem vor, dass es in Heimen fast nur noch Einzelzimmer geben soll. Auch eine höhere Mindestgröße für die Bäder erfüllt das Gebäude im Nachbarlandkreis nicht. Nun laufen bekanntlich die Verhandlungen, ob in Ottenhofen ein neues Heim gebaut wird.

Wohlfühlen im Pflegeheim

„Die neuen Pflegeheime sind wie Hotels. Wir achten darauf, dass es einen Wohlfühlcharakter hat“, so Schley. Die Kontakte, die sie als Gemeindeoberhaupt hat, helfen: „Es gibt immer wieder Synergien an der einen oder anderen Stelle, das ist schön für beide Seiten.“

Kürzlich wurde Schley zum zweiten Mal in Folge neben Stefan Wolfshörndl zur Co-Landesvorsitzenden der hierarchisch höher gestellten AWO Bayern wiedergewählt. Das bedeute, „dass man Gespräche mit den Vertretern der Regierung und mit Ministerpräsident Markus Söder führt, was die soziale Arbeit angeht“, fasste sie zusammen. Man sitze zusammen mit den Vorsitzenden der anderen großen Sozialverbände wie Caritas, Diakonie oder Rotes Kreuz und schlage gemeinsam vor, wie man die soziale Arbeit samt Finanzierungen verbessern könnte.

Zuletzt haben Schley und ihre Mitstreiter das Thema Eigenanteil bei Förderungen als sozialer Wohlfahrtsverband sehr beschäftigt. Denn wenn zum Beispiel ein Seniorenheim der AWO gut gewirtschaftet hat, müssen diese Gelder wieder neuen sozialen Zwecken zugeführt werden, etwa einer Sucht- oder Schuldnerberatung.

Die werden zwar gefördert, man muss jedoch zehn Prozent Eigenanteil leisten: „Der hat dazu geführt, dass in den letzten Jahren ganz viele mobile Dienste ihre Arbeit einstellen mussten.“ Denn mit steigenden Benzin- und Personalkosten kamen die Einsatzkräfte immer mehr in die roten Zahlen. Dementsprechend froh war Schley, als man sich auf das Konzept einigen konnte, die „Overheadkosten“, also indirekte Kosten, in den geförderten Betrag mit einzurechnen, sodass der Eigenanteil auf fünf Prozent sank: „Das klingt kompliziert, aber ist entscheidend dafür, ob ein sozialer Dienst aufrechterhalten wird oder nicht.“

Auf Bundesebene will Schley für die AWO nicht tätig werden: „Das wäre mir zu viel, nach Berlin zu fahren.“ Mit ihren bisherigen Aufgaben sei sie gut ausgelastet. Vor allem die Dankbarkeit der Leute, für die sie sich engagiert, gebe ihr „Energie und Kraft“, auch für ihre reguläre Arbeit im Rathaus. Sie ist sich sicher: „So ein soziales Ehrenamt passt einfach zu mir, zu meinem Amt, zu meinem Lebensziel.“