Deutschland bei Arbeitszeit Schlusslicht - Top-Ökonom: Der Teilzeit-Trend gefährdet unseren Wohlstand
„Diese Land ist ärmer geworden“, sagte Fuest am Montag bei der Vorstellung der Frühjahrsprognose. „Wegen des Rückzugs der USA müssen wir mehr für Verteidigung investieren. Wir haben dadurch weniger Ressourcen für die Dinge, die wir eigentlich wollen.“ Auch der zunehmende Protektionismus führe zu Wohlstandseinbußen.
Deutschland stehe jetzt vor der Wahl: Entweder den Gürtel enger schnallen oder mehr arbeiten. "Über mehr Freizeit kann man nur bei steigendem Wohlstand reden." Fuest wies daraufhin, dass in kaum einem Industrieland so wenig gearbeitet werde wie hier. In einer Studie der OECD landet Deutschland auf dem letzten Platz. Während die durchschnittliche Arbeitszeit in den untersuchten Ländern rund 1700 Stunden beträgt, kommt Deutschland auf rund 1300 Stunden. Zum Vergleich: Frankreich und Großbritannien liegt bei 1500 Stunden, Südkorea bei 1800 Stunden.

„Wir müssen zurück zur Vollarbeit und den Trend zur Teilzeit stoppen“, betonte Fuest. Der Ökonom sieht dafür an mehreren Stellen Handlungsbedarf: So müssten die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder verbessert werden und die Abgabenlast gesenkt werden, damit sich arbeiten auch lohne.
Konjunkturprognose gesenkt
Was den Konjunkturausblick angeht, schaut das Ifo-Institut skeptisch auf die Entwicklung: Die Experten haben ihre Prognose auf ein Wachstum von 0,2 Prozent gesenkt. Im Winter waren die Münchner Wirtschaftsforscher noch von einem Plus von 0,4 Prozent ausgegangen. Erst 2026 sehen die Ifo-Experten mit 0,8 Prozent wieder etwas mehr Potenzial. Alle Werte beziehen sich auf das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt.
„Die deutsche Wirtschaft steckt fest. Trotz einer wieder anziehenden Kaufkraft bleibt die Konsumlaune verhalten, und auch die Unternehmen investieren zurückhaltend“, sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser. Insbesondere die Industrie leide unter schwacher Nachfrage und zunehmendem internationalem Wettbewerbsdruck.
Milliardenschulden sind nicht die Lösung
Die aktuelle Prognose beinhaltet allerdings noch nicht die aktuellen Pläne für ein Ausgabenpaket in Milliarden-Höhe der voraussichtlichen künftigen Regierung, wie Wollmershäuser erklärte. Diese seien einerseits noch nicht sicher beschlossen, andererseits wisse man nicht genug über die genaue Ausgestaltung. Sollten sie allerdings gut umgesetzt werden, gebe es deutliches Potenzial nach oben. Vor allem kommendes, möglicherweise aber auch dieses Jahr, könnte das Wachstum dann höher als aktuell noch vorhergesagt ausfallen.
Fuest betonte allerdings, dass mehr Schulden alleine nicht ausreichen, um die Wirtschaft dauerhaft wieder in Schwung zu bringen. „Schulden beschließen kann jeder. Das war der einfache Teil.“ Wichtig seien strukturelle Reformen. „Wenn die Produktionskapazitäten nicht erweitert werden, dann führen die Milliarden entweder zu mehr Inflation oder die Projekte sind überhaupt nicht umsetzbar.“