Erst rosarot, jetzt kritisch: Niko Kovač wird zum BVB-Mahner

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Die Aufholjagd von Borussia Dortmund unter Niko Kovač ist beeindruckend, aber noch nicht am Ziel. Der Trainer geht antizyklisch mit seinem Team um.

Dortmund – Die Mängelliste von BVB-Trainer Niko Kovač war lang.

„Wir haben keine Zweikämpfe gefunden, keine Ballbesitzphasen gehabt. Wir haben all das gemacht, was wir nicht machen wollten. Wir haben einfach nicht gut gespielt. Wir waren zu passiv, zu statisch, sind nicht vorne angelaufen. Wir sind wie so ein Scheibenwischer hin und hergelaufen“, so der Kroate nach einem Bundesliga-Heimspiel von Borussia Dortmund.

Der Ex-Profi hat auch schon andere Töne angeschlagen. „Ich habe heute wirklich gesehen, dass jeder 100 Prozent gegeben hat, bis zur letzten Minute. Das war alles in Ordnung“, sagte Kovač nach einer anderen Bundesliga-Partie des BVB.

BVB-Trainer Niko Kovač trat nach dem 4:0 gegen Wolfsburg als Mahner auf.
BVB-Trainer Niko Kovač trat nach dem 4:0 gegen Wolfsburg als Mahner auf. © IMAGO/Kirchner-Media/Thomas Haesler

BVB-Trainer Niko Kovač: „Mir hat mal jemand gesagt: ‚Do the unexpected‘“

Gefallen sind die Aussagen nach den Spielen gegen den VfB Stuttgart (1:2) und den VfL Wolfsburg (4:0), also dem Trainer-Debüt und dem bisher letzten Auftritt der Schwarzgelben unter Kovač – allerdings in umgekehrter Reihenfolge, als sie oben präsentiert wird!

Nach der Niederlage gegen Stuttgart redete der Chefcoach sein Team stark, trotz des deutlichen Siegs gegen Wolfsburg äußerte er jetzt klare Kritik. Was auf den ersten Blick seltsam wirken mag, hat bei Kovač Methode: Er geht absichtlich antizyklisch mit seiner Mannschaft um.

„Mir hat mal jemand gesagt: ‚Do the unexpected‘. Das habe ich getan“, schmunzelte der gebürtige Berliner im ZDF-Sportstudio. „Viele haben mir am Anfang vorgeworfen, dass ich alles rosarot sehe, dass ich nur positiv bin und alle lobe. Aber das hat einen Sinn gehabt. Wenn alle draufhauen und der Trainer auch noch draufhaut, gewinnen wir nichts.“

BVB ist die formstärkste Mannschaft der Bundesliga

Auch Absolut Fußball, das Fußballportal von Home of Sports, hat Kovač nach seinem Einstand gegen Stuttgart „Schönrederei“ vorgeworfen. In dieses Bild fügte sich auch ein, dass der Trainer den in dieser Saison kriselnden Julian Brandt öffentlich mit den Jungstars Jamal Musiala und Florian Wirtz verglich. Ob Kovač dem Vizekapitän des BVB damit einen Gefallen getan hat, soll hier dahingestellt bleiben.

Fakt ist: Die Botschaften von Kovač sind bei der Mannschaft angekommen. Der Aufwärtstrend in den letzten Wochen ist absolut unverkennbar. Seit der Länderspielpause im März hat der BVB aus sechs Bundesliga-Spielen 16 von 18 Punkten geholt und sich damit wieder in die Nähe der Champions-League-Ränge gebracht.

Dortmund kann inzwischen auch mit Rückschlägen umgehen

Platz eins in der Formtabelle der letzten Wochen ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich die oft gescholtene Dortmunder Truppe voll und ganz auf ihren neuen Trainer eingelassen hat. Der fordert Intensität, Leidenschaft und Disziplin, auf diesen Grundtugenden aufbauend hat sich zuletzt auch wieder viel öfter die darüber hinausgehende fußballerische Qualität beim BVB entfalten können.

Auch mit Rückschlägen kann Dortmund inzwischen gut umgehen: Beim 3:2 gegen Gladbach geriet das Team mit dem ersten nennenswerten gegnerischen Angriff in Rückstand, beim 3:2 gegen Hoffenheim verspielte der BVB zwei Führungen, um letztlich doch noch den sprichwörtlichen Lucky Punch durch Waldemar Anton zu setzen.

Der BVB bleibt im Jäger-Modus

Gegen die Wölfe blieb nun trotz der schwächeren ersten Halbzeit ein klarer Rückschlag aus. Umso wichtiger war es Kovač, sein Team zu sensibilisieren. Schließlich bleibt der BVB zwei Spieltage vor Saisonende im Jäger-Modus, wenn es um die Champions League geht.

Wenn es in Leverkusen und gegen Kiel ganz schlecht läuft, könnte Dortmund sogar noch von allen Europapokal-Rängen purzeln. Die tolle Aufholjagd der letzten Wochen wäre für die Katz.

Der erfahrene Trainer Kovač weiß, warum er in genau dieser Phase zum antizyklischen Mahner wird.

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