E-Autos sind schon nach spätestens zwei Jahren klimafreundlicher als Verbrenner
Die Verwirrung um den Co2-Fußabdruck von Stromer sorgte in der Vergangenheit für Zweifel an seiner Klimabilanz. Doch wie eine neue Studie belegt, ist dieser weitaus geringer als bei Verbrennern.
Washington – E-Autos sind die große Hoffnung im Kampf gegen den Klimawandel. Doch ob ihre Ökobilanz letztendlich wirklich besser ist, darüber streiten sich Branchenexperten und Umweltschützer fortlaufend. Eine aktuelle Studie der nonprofit Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) legt jetzt neue Ergebnisse vor. Demnach stoßen Elektroautos innerhalb ihres gesamten Lebenszyklus 73 Prozent weniger Treibhausgase im Vergleich zu Verbrennern aus.
Laut Studie: Elektroautos nach ein bis zwei Jahren Nutzung klimaneutraler als Verbrenner
Lange war es innerhalb der Automobilbranche strittig, ob die vollkommene Umstellung auf elektrisch betriebene Fahrzeuge das eigentliche Ziel der Treibhausgassenkung verfolgt. Denn obwohl sie beim Fahren selbst kein C02 ausstoßen, sind die Produktionsprozesse alles andere als klimaneutral. Besonders für die Herstellung der Batterie von Stromern stand das E-Auto häufig in der Kritik. Auch die aktuelle ICCT-Studie misst der E-Auto-Herstellung im Vergleich zu Verbrennern 40 Prozent mehr CO₂-Ausstoß bei.
Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus des E-Autos im Vergleich zu Verbrennern, müssen auch Faktoren wie Nutzungszeitraum bis zum Recycling miteinbezogen werden. Die Studie nimmt dabei eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 20 Jahren sowie der von der EU von 2025 bis 2044 prognostizierte Energiemix in Betracht.
Wie aus der Studie aber hervorgeht, sind elektrische Fahrzeuge bereits nach ein bis zwei Jahren Nutzung klimafreundlicher als Verbrenner. So soll ihr anfängliches Emissionsdefizit nach rund 17.000 Kilometern ausgeglichen sein. „Die Emissionen von Elektroautos sinken schneller als noch vor wenigen Jahren erwartet“, sagte Marta Negri, Wissenschaftlerin am ICCT zu den Studienergebnissen.
Wachstum an erneuerbaren Energien verbessert CO₂-Bilanz bei E-Autos
Das Ergebnis der aktuellen ICCT-Untersuchung stellt im Vergleich zu einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2021 einen Zuwachs für E-Autos gegenüber Verbrennern um 24 Prozent dar. „E-Autos schneiden in der Klimabilanz deutlich besser ab als alle anderen Technologien, auch Hybride und Plug-in-Hybride, und die Emissionen von Elektroautos sinken schneller, als noch vor wenigen Jahren erwartet“, so Negri.
Der Fortschritt sei vor allem auf den beschleunigten Ausbau von erneuerbaren Energien und die hohe Effizienz batteriebetriebener Fahrzeuge zurückzuführen. Laut Zahlen von Eurostat wuchs der Anteil erneuerbarer Energien in den vergangenen 20 Jahren um fast 15 Prozent. Bis 2045 soll der Anteil dann nach Berechnungen der EU auf 86 Prozent steigen.

Erfüllung der Klimaziele: Wasserstoffauto mit grünem Strom weiterer Hoffnungsträger
Auch das Wasserstoffauto erhalten in der Studie eine ähnlich gute Klimabilanz wie Elektroautos. Voraussetzung dafür ist, dass sie mit grünem Wasserstoff betrieben werden. So könnten die H2-Autos um 79 Prozent niedrigeren Emissionsausstoß über den gesamten Lebenszyklus kommen. Hybride haben laut Studie einen Treibhausgas-Vorteil von 20 Prozent, Plug-in-Hybride von 30 Prozent. Für die Erreichung der Klimaziele reichen diese Modelle nicht aus.
Die Studienautoren weisen außerdem darauf hin, dass für die aktuelle Untersuchung Verbrauchsdaten genutzt wurden, die direkt aus den Bordcomputern von Millionen Fahrzeugen ausgelesen werden. So würde ein realistischer Wert einstehen, im Gegensatz zu Daten aus offiziellen Testzyklen. Zudem werden in vielen Studien Daten selektiv betrachtet. Oftmals würde ein viel zu geringer Lebenszyklus angenommen, oder nicht berücksichtigt, dass grüner Strom über die Lebensdauer des Fahrzeugs stetig steigt.
Umweltschützer kritisieren Lithium-Ionen-Batterien
Die Lithium-Ionen-Batterien der Elektrofahrzeuge stehen seit längerem in der Kritik unter Umweltschützern. Bei der Gewinnung der Rohstoffe in beispielsweise Südamerika und Kongo käme es zu Wasserknappheit, da täglich werden mehrere Millionen Liter lithium- und wasserhaltige Sole aus dem Boden gezogen werden. Der Grundwasserspiegel sinkt und erschwert besonders der lokalen Bevölkerungen das Leben. Neben Landschaftszerstörung und Verlust von Biodiversität löst der Einsatz verschiedener Chemikalien, wie Schwefelsäure, Bedenken aus.
Jüngst erntete die Bundesregierung scharfe Kritik für den Abbau von Lithium im Jadar-Tal in Serbien, wo eines der größten Lithiumvorkommen Europas liegt. Die Angst vor Umweltschäden und Grundwasserverunreinigung trieb die serbische Bevölkerung auf die Straßen zu Protesten. Jene Batterien enthalten auch langlebige und potenziell gefährliche Chemikalien (per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen), wie eine in Natur Communications veröffentlichte Studien zeigt. Experten fordern daher besseres Recycling und neue Technologien.