Nachwuchsköche zaubern Menü mit prominenter Hilfe
Ein Gefühl für Lebensmittel, gesunde Ernährung und Spaß am Kochen lernen Kinder beim Projekt Europa Miniköche. 14 Nachwuchstalente haben jetzt in der Gutsküche im Brauereigasthof Hotel Aying mit viel Eifer zusammen gekocht.
Mit scharfem Gemüsemesser und auf dem eigenen hölzernen Schneidebrett pulen Fernanda und Franziska die einzelnen Zehen aus dem Knoblauch, entfernen die Haut und hacken die Knolle ganz fein. „Knoblauch ist schon bissl scharf. Der brennt aber weniger in den Augen als Zwiebeln“, sagt Franziska. Die Zwölfjährige kocht beim Projekt Europa Miniköche gemeinsam mit 13 weiteren Nachwuchstalenten in der Gutsküche des denkmalgeschützten Herrenhauses im Brauereigasthof Hotel Aying. Alle tragen ihre eigene weiße Kochjacke mit passender Mütze und haben im Koffer Löffel, Messer, Brett und Teigschaber für Spätzle dabei. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) ist Träger des europaweiten Koch-Projekts.
Lernen, wie man mit scharfen Messern schneidet
Zuhause kochen die Kinder oft mit Eltern oder Großeltern – manchmal nach dem Rezept der Miniköche. Pancakes kann Franziska schon ganz alleine, beim Anbraten von Fleisch holt sie sich Hilfe. „Ich will mich ja nicht brennen“, sagt sie. Küchenchefin Ursula Bürkert erklärt, dass man die selbst gekochte Tomatensoße immer von sich wegschüttet, nie zu sich hin. „Das ist wichtig, damit man sich nicht verbrüht, falls die Soße richtig heiß ist.“ Von der Küchenchefin lernen die Kinder, wie man mit scharfen Messern schneidet. Bisher sind die Finger alle heil.

Normalerweise kocht die Ayinger Gruppe der Miniköche in der riesigen Küche des Brauereigasthofs Hotel Aying gegenüber, heute ausnahmsweise auf dem mit Holz beheizten Herd. „Mir liegt es am Herzen, Kinder zu einer gesunden Lebensweise hinzuführen. Sie bekommen ein Gefühl dafür, welche Arbeit dahintersteckt und wie Lebensmittel wertig zubereitet werden“, sagt Angela Inselkammer, Geschäftsführerin des Brauereigasthof Hotel Aying und Präsidentin des DEHOGA Bayern.
Fakten zu gesunder Ernährung sind inklusive – genau wie ein Besuch im hauseigenen Kräuter- und Gemüsegarten. „Die Tomaten waren super hoch. Die sind wirklich qualitätvoll und schmecken besser als andere“, sagt Ben. Der Elfjährige würde gerne Lasagne, Obazda oder Schweinebraten selbst zubereiten können. „Ich kann mir schon vorstellen, später Köchin zu werden. Auf jeden Fall macht mir das Kochen hier total Spaß“, sagt Mia (11). Sie brät Hähnchenkeulen an und hat gerade die richtige Reihenfolge gelernt: Zuerst die dicken Stücke in den Topf, dann die kleineren, damit die nicht direkt verbrennen.

Rezept von Saskia Vesters Mutter
Heute auf dem Menü: Huhn à la Saint-Tropez. Das Gericht ist aus dem Kochbuch von Schauspielerin Saskia Vester. Sie bringt den Miniköchen das Rezept ihrer Mutter bei: „Die schaut heute von oben zu“, sagt Vester. Spezialitätenversand Jungborn unterstützt die gemeinsame Koch-Aktion finanziell. Dass sie mal ein Kochbuch schreibt, hätte die Schauspielerin nicht für möglich gehalten. Ihre Tochter brachte sie auf die Idee. „Jetzt stehe ich hier und koche mit einer Gruppe Kinder dieses Rezept. Und vor allen Dingen mit Kindern, die so interessiert sind“, sagt Vester und muss die jungen Köche bremsen: Der Eifer war so groß, dass der gehackte Knoblauch locker für die dreifache Menge reichen würde.

Europaweites Projekt mit 700 Kindern
„Der Gedanke ist, dass Kinder in professionellen Gasthäusern – wie hier in Aying – von Profiköchen sehr spielerisch Freude am Kochen bekommen, Lebensmittel kennenlernen, sie mal riechen und schmecken“, sagt Susanne Droux, Geschäftsführerin der Europa Miniköche. Zwei Jahre lang lernen aktuell knapp 700 Kinder in 55 Gruppen beim europaweiten Projekt, aus frischen Zutaten im Team zu kochen. Nach den zwei Jahren können die Miniköche als Paten weitermachen, und wer später tatsächlich eine Kochausbildung beginnt, bekommt eine Förderung. „Wenn man hier diese Kinder von zehn bis zwölf Jahren sieht, wie sie einfach nur glücklich sind, weil sie selber was geschaffen haben und das dann essen dürfen, dann geht einem das Herz auf“, sagt Droux. Mit dem fertigen Gericht nach prominentem Rezept ist Ben zufrieden: „Richtig lecker!“ Das Huhn in Tomatensoße schmeckt also – schließlich passt die Knoblauchmenge.
Anna Ratzinger