Tochterfirma der Deutschen Bahn will 2300 Arbeitsplätze streichen

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Die angeschlagene Gütersparte der Deutschen Bahn hat ein Sanierungskonzept angekündigt, das unter anderem den Abbau von 2300 Stellen vorsieht.

Mainz - Aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen haben in jüngerer Vergangenheit mehrere große Unternehmen Sanierungsprogramme gestartet. Der Batteriekonzern Varta kündigte eine Neuaufstellung an, um eine Insolvenz zu vermeiden und beim Technologiekonzern ZF Friedrichshafen sollen im Rahmen einer Neustrukturierung bis zu 14.000 Stellen entfallen. Die seit langem kriselnde Gütersparte der Deutschen Bahn, DB Cargo, mit Sitz in Mainz (Rheinland-Pfalz) hat nach monatelangen Streitereien mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ebenfalls ein Sanierungskonzept beschlossen, das den Abbau von 2.300 Arbeitsplätzen vorsieht.

Die DB Cargo geht auf die sogenannte Bahnreform der 1990er Jahre zurück und bündelt heute alle nationalen und internationalen Aktivitäten der Deutschen Bahn (DB) im Schienengüterverkehr. Wie unter anderem die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, fährt das Unternehmen mit nach eigenen Angaben rund 31.000 Mitarbeitern seit Jahren massive Verluste ein, was das jetzt in einer Mitteilung verkündete Sanierungsprogramm notwendig macht. Vor wenigen Tagen hatte die Deutsche Bahn angekündigt, sich für 14 Milliarden Euro von der Transport- und Logistiktochter DB Schenker zu trennen.

DB Cargo kündigt Abbau von 2.300 Arbeitsplätzen an – es könnten sogar noch mehr werden

Als Grund für den Abbau von Arbeitsplätzen gibt DB Cargo in der Mitteilung das weiterhin schwierige Marktumfeld in der Logistik an. „Wir werden darauf reagieren und gehen von weiteren deutlichen Anpassungen aus“, erklärte ein Sprecher. Demnach könnten noch mehr als die bislang angekündigten 2.300 Stellen wegfallen. Der Gesamtbetriebsrat hat dem Sanierungskonzept nach einer weiteren Verhandlungsrunde am Mittwoch (9. Oktober) zugestimmt. „Die Zustimmung ist uns nicht leicht gefallen“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der EVG sowie des Cargo-Aufsichtsrats, Cosima Ingenschay, der dpa.

Die Zentrale der DB Cargo AG in Mainz, Rheinland-Pfalz.
Die DB Cargo mit Sitz in Mainz hat ein Sanierungsprogramm beschlossen, das auch einen Stellenabbau umfasst. © IMAGO/Stefan F. Sämmer
Name DB Cargo AG
Gründung 2009 (als DB Schenker Rail)
Sitz Mainz, Rheinland-Pfalz
Branche Transport, Logistik
Mitarbeiter rund 31.000 (nach eigenen Angaben)
Umsatz 3,8 Milliarden Euro (2023)

Laut Ingenschay wurde die DB Cargo durch „Missmanagement“ und „ein fehlendes politisches Umfeld“ in eine schwierige wirtschaftliche Lage gebracht. Das bekommen nun eben Teile der Belegschaft zu spüren. Betriebsbedingte Kündigungen soll es beim Stellenabbau der Bahn-Tochter allerdings nicht geben, stattdessen wurde der Gewerkschaft zufolge ein Sozialplan beschlossen. „Auch das ist schwergefallen, aber angesichts der aktuellen Situation eine tragbare Entscheidung.“

Bahn-Tochter will im Zuge des Sanierungsprogramms neue Geschäftseinheiten gründen

Wo genau es zum Abbau von Arbeitsplätzen im Netz der DB Cargo kommen wird, ist schwer zu sagen. Die Bahn-Tochter fungiert als Dachgesellschaft mit Satzungssitz in Mainz und einem weiteren Verwaltungssitz in Frankfurt für mehrere eigenverantwortliche Geschäftseinheiten. Von denen will die DB Cargo im Zuge des Sanierungsprogramms noch weitere gründen, um gezielter auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Dabei handelt es sich konkret um die Segmente Stahl, Automotive, Chemie und Rohstoffe sowie Konsumgüter

Eine Rangierlok fährt mit Güterwagen auf denen Autos geladen sind im Rangierbahnhof Nürnberg
Die Bahn-Tochter DB Cargo will im Rahmen des Sanierungsprogramms neue Geschäftseinheiten gründen. © Daniel Karmann/dpa

Im April kamen Gerüchte auf, dass die Deutsche Bahn plant, ganze Anteile der DB Cargo zu verkaufen. Diese Pläne sind nach Angaben des Unternehmens vorerst vom Tisch. Der dpa zufolge ist aber nicht ausgeschlossen, dass die EU-Kommission im Rahmen eines noch andauernden Beihilfeverfahrens doch noch anordnen könne, bestimmte Geschäftsfelder der Bahn-Tochter auszulagern.

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