Die Gasbohrung in Reichling ist heftig umstritten. Immer wieder gibt es Proteste an dem 40 Meter hohen Bohrturm. Auch jetzt äußern wieder Greenpeace-Mitglieder Kritik an dem Projekt.
Reichling - Der Protest gegen die Probebohrung nach Erdgas samt 40 Meter hohem Bohrturm in Reichling geht weiter: Aktuelle seien zehn Aktivsten und Aktivistinnen von Greenpeace mit einem 60 Meter langen Banner mit der Aufschrift “Gas stoppen!” vor Ort, meldet Georg Thanscheidt, Pressesprecher des Greenpeace-Landesbüros Bayern. Das Banner liegt direkt neben dem Bohrplatz, unter dem seit dem 8. August das Unternehmen “Energieprojekt Lech Kinsau 1” nach Erdgas sucht.
Gasbohrung in Reichling bereits bei 3.000 Metern Tiefe angekommen
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hatte die Suche nach Erdgas genehmigt. Diese Konzession läuft Ende September 2025 aus, das Unternehmen hat beim Wirtschaftsministerium allerdings Verlängerung beantragt. “Die Zeit von klimaschädlichem Erdgas ist abgelaufen. Die Erderhitzung kann nur noch aufgehalten werden, wenn wir nun schnell und konsequent das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas beenden” fordert Saskia Reinbeck, Klimaschutz-Expertin von Greenpeace Bayern. “Minister Aiwanger muss das Irrsinns-Projekt in Reichling jetzt stoppen und darf die Konzession nicht verlängern.” Weitere Gasbohrungen in der Ammersee-Region sind in Vorbereitung.
Laut tz ist die Bohrung vier Wochen nach dem Start der Suche nach Erdgas bereits einen großen Teil der geplanten Bohrtiefe erreicht. „Die Erkundungsbohrung hat am 8. September eine Tiefe von rund 3.000 Metern erreicht. Ziel ist eine Tiefe von ungefähr 3400 Metern, mit den Arbeiten der Erkundungsbohrung biegen wir planmäßig auf die Zielgerade ein“, sagte demnach ein Sprecher der „Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH“.
Hintergrund zur Gasbohrung in Reichling
Minister Aiwanger hatte 2022 die Konzession für das Feld “Lech” auf dem Gemeindegebiet Reichling erteilt. Er begründete das damals mit “explodierenden Gaspreisen” und der Energiekrise nach dem russischen Gas-Lieferstopp. Seither seien die Gaspreise massiv gesunken, Gas am Markt ausreichend vorhanden und es gebe keine Versorgungsprobleme, gibt Greenpeace zu bedenken. Deshalb habe Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) auch die Alarmstufe des Notfallplans Gas am 1. Juli aufgehoben. Aiwanger habe dennoch vor, die Konzession für das Feld “Lech” um zwei Jahre zu verlängern, wie sein Ministerium den betroffenen Gemeinden mitgeteilt habe. Diese hatten bis Ende vergangener Woche Zeit, ihre Stellungnahmen an Aiwanger zu schicken. Sollte das Unternehmen in Reichling fündig werden, könnte das Erdgasfeld laut Greenpeace zehn bis 15 Jahre ausgebeutet werden. Für die Förderung benötigt das Unternehmen eine weitere Genehmigung.
Der Bohrung in Reichling könnten viele weitere folgen. Hinter der Firma „Energieprojekt Lech Kinsau 1” steht das kanadische Unternehmen “MCF Energy”, das sich über eine zweite Tochterfirma die Aufsuchungserlaubnis für ein weiteres, 100 Quadratkilometer großes Areal zwischen Lech und Ammersee gesichert hat. Hier, im sogenannten Feld “Lech Ost”, plant MCF ab 2026 bis zu zehn weitere Bohrungen. Ein erstes Grundstück für einen Bohrplatz sei nach Auskunft von MCF Energy und Bergamt bereits gefunden. Aiwanger hatte 2022 signalisiert, “weiteren Anträgen offen gegenüber” zu stehen. Diese Konzession hat Aiwanger bis Ende Juli 2026 erteilt.
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.