„Kosmischer Spiegel“ – Wie außerirdisches Leben unsere Erde aufspüren könnte
Eine neue Studie analysiert, wie Außerirdische die Menschheit finden könnten. Sogenannte Technosignaturen spielen dabei eine entscheidende Rolle.
München – Sind wir allein im All? Die Frage, ob es irgendwo im Universum außerirdisches Leben gibt, fasziniert die Menschheit seit jeher. Die Weltraumforschung stößt immer wieder auf Entdeckungen, die Spekulationen über Lebensformen im All befeuern. Aber was wäre, wenn nicht wir nach Leben im All suchen, sondern eine hypothetische außerirdische Zivilisation ihre Fühler nach der Erde und ihren Bewohnern ausstreckt?

Mithilfe von Technosignaturen: So könnte außerirdisches Leben auf die Erde stoßen
Diese Überlegung steht im Zentrum einer aktuellen Untersuchung des SETI-Instituts (Search for Extraterrestrial Intelligence), die unter der Leitung von Dr. Sofia Sheikh im Astronomical Journal veröffentlicht wurde. Das Team untersucht, welche Technosignaturen der Erde von einer Zivilisation mit ähnlicher Technologie wie unserer wahrgenommen werden könnten.
Ein wesentlicher Punkt der Studie ist die Erkennbarkeit von Radioemissionen, die vom ehemaligen Arecibo-Observatorium und dem William-E.-Gordon-Teleskop ausgesendet wurden. Diese Signale könnten bis zu 12.000 Lichtjahre entfernt empfangen werden und gehören zu den am weitesten wahrnehmbaren Technomarkern der Erde. Sheikh und ihr Team haben darüber hinaus jedoch erstmals eine Vielzahl von Technosignaturen gemeinsam analysiert, um ein umfassendes Bild der Erkennbarkeit der Erde zu schaffen.

Auch Laserstrahlen und Stickstoffdioxid machen Erde im Weltraum „sichtbar“
Neben Radioemissionen sind auch Laserstrahlen und atmosphärische Technosignaturen von Bedeutung. Stickstoffdioxidemissionen, die auf industrielle Aktivitäten hinweisen, könnten durch fortschrittliche Teleskope wie das James Webb Space Telescope und das zukünftige Habitable Worlds Observatory (HWO) entdeckt werden, so das Forschungsteam in einer Mitteilung. Ein Video veranschaulicht, wann der Satellit einer fremden Zivilisation welche Signale menschlicher Technologie wahrnehmen würde.
Mit Observatorien wie dem HWO könnten Emissionen aus einer Entfernung von bis zu 5,7 Lichtjahren, etwas weiter als Proxima Centauri, dem erdnächsten Stern, erkannt werden. „Bei SETI sollten wir nie davon ausgehen, dass anderes Leben und andere Technologie genauso sind wie unsere, aber die Bestimmung dessen, was ‚unsere‘ bedeutet, kann helfen, die Suche nach außerirdischer Intelligenz in die richtige Perspektive zu rücken“, erklärt Macy Huston, eine der Co-Autorinnen der Studie.
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Könnten Außerirdische die Lichter von Städten und andere menschliche Technosignaturen sehen?
Je näher man der Erde aus der Sicht potenziellen außerirdischen Lebens kommt, desto vielfältiger werden die erkennbaren menschengemachten Signaturen. Stadtlichter, Laser, Wärmeinseln und Satelliten zeichnen ein umfassendes Bild der technologischen Präsenz des Menschen. „Einer der erfreulichsten Aspekte dieser Arbeit war es, SETI als kosmischen Spiegel zu benutzen: Wie sieht die Erde im Vergleich zum Rest der Galaxie aus? Und wie würden unsere derzeitigen Auswirkungen auf unseren Planeten wahrgenommen werden“, kommentiert Sheikh die Forschungsergebnisse.
SETI-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ziehen – auch wenn nicht in dieser Studie – Technologien in Betracht, die weit über die derzeit auf der Erde entwickelten hinausgehen, wie etwa Dyson-Sphären. Zukünftige Teleskope könnten laut dem Forschungsteam die Nachweisempfindlichkeit verbessern oder es ermöglichen, „neue Arten von Technosignaturen zu identifizieren“, darunter auch atmosphärische Anzeichen von Umweltverschmutzung.
Bei der Suche nach Leben im All und möglicherweise erdähnlichen Planeten hoffen Forschende, auch bessere Rückschlüsse auf die Erde selbst sowie ihre Geschichte und Zukunft ziehen zu können, wie die Astronomin und Exoplaneten-Forscherin Lisa Kaltenegger im Gespräch mit IPPEN.MEDIA erläuterte.