Riesige Erdbeben-Serie erschüttert Griechenlands Urlaubsinsel: Vulkan-Expertin skizziert zwei Szenarien

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Über 550 Erdbeben versetzen die griechische Insel Santorini in Angst. Experten analysieren für IPPEN.MEDIA die Lage. Was bedeutet das für die Vulkaninsel?

Fira/Santorini – Die Mittelmeer-Insel Santorini ist bei Urlaubern sehr beliebt. Derzeit erlebt sie eine Serie von Erdbeben, die für Unruhe sorgen. Über 550 Beben haben die Bewohner der Vulkaninsel in Alarmbereitschaft versetzt. Die griechische Zeitung Ta Nea warnt: „Der Albtraum von 1956 kehrt zurück“. Die Behörden bereiten sich auf mögliche Notfälle vor.

Experten vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover bewerten die Risiken weiterer Erdbeben oder eines möglichen Vulkanausbruchs bei IPPEN.MEDIA. Die Geschichte von Santorini ist stark von Naturkatastrophen geprägt. Bereits im 16. Jahrhundert v. Chr. verwüstete ein Vulkanausbruch die Insel. Der letzte Ausbruch fand 1950 statt, gefolgt von zwei Erdbeben im Jahr 1956, die Tsunamis auslösten und viele Menschenleben forderten. Neben dem Santorini-Vulkan, auch bekannt als Santorini Caldera, ist der Unterwasser-Vulkan Kolumbo, sieben Kilometer nordöstlich der Insel, ebenfalls aktiv.

Über 550 Erdbeben versetzen Santorini in Angst: Experten analysieren die Lage

Die Bevölkerung erinnert sich an vergangene Erdbeben und Vulkanausbrüche, und die Angst vor einer erneuten Katastrophe ist groß. Langjährige Bewohner berichten von bisher unbekannten Zuständen. Prof. Dr. Torsten Dahm, Leiter der Abteilung „Physik von Erdbeben und Vulkanen“ am GFZ, erklärt unserer Redaktion: „Zwischen Santorini, dem Unterwasser-Vulkan Kolumbo und Anydros treten seit mehr als einer Woche viele Erdbeben zwischen vier und zehn Kilometer Tiefe auf.“

Die Beben erreichen bisher (Stand: 4. Februar) eine Stärke von bis zu Magnitude 5. Die Aktivität begann unter Santorini und verlagerte sich in den letzten Tagen nordöstlich der Insel. „Solche Erdbebenschwärme sind unter aktiven Vulkansystemen nicht selten und wurden auch unter Santorini und Kolumbo immer wieder beobachtet.“

Santorini in Aufruhr: Über 550 Erdbeben erschüttern die griechische Insel

Die Vorhersage solcher Ereignisse ist schwierig. Oft stehen Vulkanaktivitäten in direktem Zusammenhang mit Erdbeben. „Die Ursache für Bebenschwärme an aktiven Vulkanen sind häufig Fluid- oder Magmen-Bewegungen im Untergrund. Auch wenn sich magmatische Reservoire in der Erdkruste füllen oder entleeren, kann es zu Deformationen und dadurch zu Erdbeben kommen.“ Eine Expertin zeichnet zwei Szenarien, die auf Santorini möglich sind.

Besteht die Gefahr eines Ausbruchs? Dahm erläutert: „Santorini und Kolumbos sind beides aktive Vulkane, die in historischer Zeit ausgebrochen sind. Ein Ausbruch an einem der beiden Vulkane ist daher möglich. Ebenso könnten sich auch neue Eruptionspalten am Meeresboden bilden.“ Dies sei jedoch ein allgemeines Szenario. „Wir gehen davon aus, dass es zurzeit eine Wechselwirkung zwischen vulkanischen und tektonischen Prozessen gibt. Deshalb ist es auch nicht einfach einzuschätzen, wie sich der Bebenschwarm weiterentwickeln wird.“

Zahlreiche Erdbeben sorgten für Chaos in Santorini. Einwohner der griechischen Urlaubsinsel fürchten ein größeres Beben.
Zahlreiche Erdbeben sorgten für Chaos in Santorini. Einwohner der griechischen Urlaubsinsel fürchten ein größeres Beben. © IMAGO/One Inch Productions

Experten warnen: Santorini von Erdbeben und Vulkanen bedroht

Laut BGR handelt es sich hauptsächlich um tektonische Ereignisse. Dr. habil. Stefanie Donner vom BGR erklärt IPPEN.MEDIA: „Hier handelt es sich um eine Schwarmbebensequenz ohne erkennbares Hauptbeben“. Über einen möglichen Ausbruch sagt sie: „Ähnlich wie Erdbeben, lassen sich Vulkanausbrüche nicht vorhersagen.“ Der Vulkan Santorin liegt am südwestlichen Ende der betroffenen Störungszone. Die seismische Aktivität begann jedoch im Nordosten der Insel und bewegt sich weiter in diese Richtung: „Daher ist es unwahrscheinlich, dass der Santorin aktiviert wird, mit Sicherheit ausschließen lässt es sich aber nicht“, so die Expertin.

Für die kommenden Tage gibt es verschiedene Szenarien: „Es ist möglich, dass die Erdbeben in Anzahl und Magnitude wieder abnehmen und der Schwarm einfach verstummt“. Es könnte jedoch auch sein, dass der Schwarm auf ein größeres Erdbeben zusteuert. Ein Ereignis wie 1956 sei derzeit nicht absehbar: „Ganz ausschließen lässt es sich leider nicht“. Im vergangenen Jahr wurden auch italienische Inseln von Erdbeben erschüttert. (bk/kiba)

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