Erneuter Stellenabbau bei deutschem Autozulieferer - 150 Mitarbeiter müssen noch 2025 gehen

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Autozulieferer Marquardt musste bereits in den vergangenen Jahren an der Stellenschraube drehen und bestätigte nun den Abbau weiterer Arbeitsplätze.

Rietheim-Weilheim – Die aktuelle Wirtschaftskrise trifft die deutschen Autozulieferer mit voller Wucht; herausfordernd sind die Zeiten aber bereits deutlich länger. Der auf mechatronische Schalt- und Bedienelemente spezialisierte Autozulieferer Marquardt mit Sitz in Rietheim-Weilheim (Baden-Württemberg) hatte bereits im Jahr 2023 700 Arbeitsplätze abgebaut und musste auch im zurückliegenden Geschäftsjahr an der Stellenschraube drehen. Nun bestätigte der 1925 gegründete Traditionskonzern, dass auch im laufenden Jahr Mitarbeiter ihren Job verlieren werden.

„Die Auftragseingänge sind seit mehr als einem Jahr Monat für Monat rückläufig“, hatte Harald Marquardt, der die Führungsverantwortung der Gruppe jüngst nach fast drei Jahrzehnten abgegeben hatte, im vergangenen Jahr der FAZ erklärt. „Die Polster, die wir hatten, sind abgeschmolzen.“ Seitdem hat sich die Lage für die Zulieferer nur noch weiter verschärft, wie nicht zuletzt auch die Schieflage von Weltkonzernen wie Bosch, ZF und Continental zeigt. Darauf muss eben auch Marquardt reagieren.

Marquardt baut 150 Stellen am Stammsitz ab – „haben uns Entscheidung alles andere als leicht gemacht“

„Rückläufige Umsätze, ausbleibende Kundenaufträge, Kostensteigerungen und geopolitische Unsicherheiten beeinträchtigen auch das Geschäft der Marquardt Gruppe“, teilte ein Marquardt-Sprecher auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung mit. Der Autozulieferer müsse deshalb mit einer Anpassung der Personalstruktur auf die schwache Konjunktur reagieren. Konkret geht es um 150 Arbeitsplätze in den indirekten Bereichen; Mitarbeiter in der Produktion sind demnach nicht betroffen. Die Maßnahmen sollen laut dem Sprecher im Laufe des Jahres umgesetzt werden, Gespräche mit dem Betriebsrat wurden bereits aufgenommen. Der Stellenabbau soll möglichst sozial verträglich erfolgen.

Name Marquardt-Gruppe (Marquardt Management SE)
Gründung 1925
Sitz Rietheim-Weilheim, Baden-Württemberg
Branche Automobilzulieferer
Mitarbeiter rund 10.000 weltweit
Umsatz 1,4 Milliarden Euro (2023)
Produktionsstandorte in Deutschland Rietheim-Weilheim (Baden-Württemberg), Böttingen (Baden-Württemberg), Ichtershausen (Thüringen)

„Wir stehen in der Verantwortung, Marquardt wirtschaftlich stabil und langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen – auch wenn das gerade jetzt sehr schmerzhafte Maßnahmen erfordert“, wird der neue Marquardt-Chef, Björn Twiehaus, in dem Bericht zitiert. „Uns ist bewusst, was dieser Schritt für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet; deshalb haben wir uns die Entscheidung alles andere als leicht gemacht und sämtliche Alternativen intensiv geprüft.“ Da Marquardt am Stammsitz in Rietheim-Weilheim rund 1.600 Mitarbeiter beschäftigt, trifft der Stellenabbau jeden zehnten Arbeitsplatz.

Der Stammsitz der Marquardt-Gruppe in Rietheim-Weilheim, Kreis Tuttlingen, Baden-Württemberg.
Autozulieferer Marquardt will noch in diesem Jahr weitere 150 Stellen am Stammsitz in Rietheim-Weilheim abbauen. Die Maßnahme soll sozialverträglich erfolgen. © Marquardt GmbH

Marquardt-Gruppe hat in jüngerer Vergangenheit neue Produktionswerke eröffnet – auch in Deutschland

Die Marquardt-Gruppe beschäftigt weltweit rund 10.000 Mitarbeiter an mehr als 20 Standorten, hatte bereits im Jahr 2023 aber erklärt, aufgrund der Lage neue Arbeitsplätze vorrangig im Ausland schaffen zu müssen. Erst vor wenigen Tagen hatte das Unternehmen beispielsweise ein neues Produktionswerk in Indien eröffnet, in dem bis 2030 rund 300 neue Arbeitsplätze entstehen sollen. Allerdings hatte der Autozulieferer aus Baden-Württemberg im September 2024 auch in Deutschland ein neues Werk eröffnet und dadurch etwa 200 Arbeitsplätze geschaffen.

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