FOCUS online in USA - Wegen Trump macht US-Wählerin ein düsteres Geständnis

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Ulf Lüdeke / FOCUS online Traut sich aus Angst vor Ärger und Gewalt nicht, unter Arbeitskollegen und selbst Verwandten über ihre Wut auf Trump zu reden: Donna (r.), die mit ihrem Sohn Drew (m.) und Schwiegertochter Carolin (l.) zu Besuch in Philadelphia ist.
  • FOCUS-online-Reporter (Philadelphia, Pennsylvania)

Frauen könnten Donald Trump zum Verhängnis werden. Diesmal nicht vor Gericht, sondern bei der Präsidentschaftswahl am 5. November. Denn die weibliche US-Wählerschaft tendiert offenbar immer stärker zu den Demokraten und ihrer Kandidatin Kamala Harris. FOCUS online befragte dazu weibliche Wähler in Philadelphia.

Die Luft auf den Straßen von Philadelphia, der Hauptstadt des US-Bundestaates Pennsylvanias, ist mild an diesem letzten Sonntag vor der US-Präsidentschaftswahl, die Sonne scheint. Doch es reicht eine Frage aus, um lächelnde Frauengesichter finster werden zu lassen: „Was halten Sie von Trumps Politik bezüglich Frauen und seiner Haltung in für Frauen wichtigen Themen?“

Geheimnis seiner Hautfarbe: Warum ist Donald Trump immer so orange?
imago images / ZUMA Wire Geheimnis seiner Hautfarbe: Warum ist Donald Trump immer so orange?
 

Wird Trump trotz Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs Präsident?

Die Frage ist für die Präsidentschaftswahl an diesem Dienstag wahlentscheidend. Denn es geht auf den letzten Metern im Wahlkampf um Fragen wie Abtreibung, Gleichberechtigung, Sexismus, Frauenverachtung und sexuellen Missbrauch. Themen, die vor allem für Frauen sehr wichtig sind.

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Und es geht darum, wie sehr Trump, ein wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Straftäter, Frauen den Demokraten und ihrer Kandidatin Kamala Harris in die Arme treiben könnte.

„Trump ist unheimlich“

„Trump ist unheimlich“, sagt Natalie, 29, die gerade mit ihrem Freund am Rand von Downtown Philadelphia spazieren geht. „Ich würde Trump allein deswegen nicht wählen, weil er dafür verantwortlich ist, dass es in mehreren Staaten jetzt wieder reaktionäre Abtreibungsgesetze gibt. Meiner Meinung nach ist das diesmal der wichtigste Grund für Frauen überhaupt, wählen zu gehen. Um zu verhindern, dass ein solcher Mann noch einmal Präsident der Vereinigten Staaten werden kann“, sagt die Naturwissenschaftlerin, die in einem Labor arbeitet und ihren Nachnamen lieber nicht nennen will.

„Ich rede daheim aus Angst nicht über Trump“

An der Ecke zur Arch Street, die direkt in den wuchtigen Wolkenkratzer-Wald hineinführt, schlendern gerade Donna, Sohn Drew und Schwiegertochter Carolin durch die Gegend. Sie sind aus West Virginia angereist, um sich das Footballspiel der Philadelphia Eagles gegen die Jacksonville Jaguars anzuschauen.

Gibt es Frauen, die aus Angst vor ihren Ehemännern geheim halten, dass sie für Harris stimmen? „Hier in Philadelphia bestimmt nicht", sagt Donna, die auch lieber ihren Nachnamen nicht in den Medien lesen will. "Die Stadt ist progressiv, durch und durch demokratisch geprägt. Hier kann man gefahrlos über andere Meinungen debattieren, ohne irgendetwas zu riskieren oder befürchten zu müssen. Doch dort, wo ich herkomme, sind viele Menschen nicht nur sehr, sehr konservativ. Sie sind auch engstirnig und gefährlich.“

Trump ist unerträglich auch in seinen Ansichten als Mann, sagt Lilly (m.), eine gebürtige Ungarin, die gerade mit ihren Eltern Philadelphia besucht.
Ulf Lüdeke / FOCUS online "Trump ist unerträglich auch in seinen Ansichten als Mann", sagt Lilly (m.), eine gebürtige Ungarin, die gerade mit ihren Eltern Philadelphia besucht.

Donna erzählt dann, was dies im Alltag für sie bedeutet: „Ich würde mich zuhause niemals, wirklich niemals trauen, irgendwo im öffentlichen Raum fremden Menschen gegenüber zu erklären, was ich von Donald Trump halte. Ein Mann, der uns in die Vergangenheit zurückführen will.“

Weitere Reportagen von unserem Reporter in den USA: FOCUS online in den USA vor den Wahlen - „Schatten-Wölfe“ statt Trump-Mauer - wie Indigene die US-Wahl entscheiden können

Donna wird Kamala Harris wählen, sie verachtet Trump wegen seiner „vorsintflutlichen Einstellung gegenüber Frauen“, aber keinesfalls nur deswegen. „Aber das sage ich selbst im Kreis meiner Verwandten nicht, auch nicht am Arbeitsplatz. Und was fremde Menschen betrifft: Täte ich dies, hätte ich Angst, von dem einen oder anderen bedroht zu werden. Bedroht mit einer Waffe, mit einem Badeballschläger, man weiß ja nie. Anhänger von Trump sind unberechenbare Fanatiker. Deswegen halte ich daheim lieber den Mund.“

„Trump ist ein Witz und unerträglich in seinen Ansichten als Mann“

Lilly, eine gebürtige Ungarin, die in New York lebt und arbeitet, ist gerade in Downtown mit ihren Eltern unterwegs, die sie besuchen. „Ich darf zwar nicht wählen, da ich nur eine Greencard habe. Aber könnte ich wählen, dann gäbe ich Kamala Harris meine Stimme und nicht diesem unerträglichen Frauen- und Migrantenhasser. Trump ist einfach nur ein Witz, er ist unerträglich in seinen Ansichten und als Mann.“ Sie hoffe, dass viele Frauen ähnlich denken und deswegen Kamala Harris ihre Stimme geben.

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Amerikas Frauen tendieren immer stärker zu Demokraten

Aktuellen Umfragen zufolge neigen weibliche Wähler bei dieser Wahl eher zur demokratischen Kandidatin Harris als zum republikanischen Donald Trump. Der "Gender-Gap" ist gewaltig: Unter Frauen hat Harris laut einer ganz aktuellen NBC-Umfrage einen Vorsprung von 16 Prozent, unter Männern hat Trump einen Vorsprung von 18 Prozent. Doch klar ist auch: Es gibt es schlicht mehr Frauen als Männer.

Und die Frauen sind offenbar sehr entschieden, was ihre Wahl angeht: Nach Angaben des Senders NBC sind 54 Prozent der 62 Millionen Amerikaner, die vorzeitig bereits ihre Stimme abgegeben haben, Frauen.

Zudem haben dem US-Portal Newsweek zufolge viel mehr Frauen als Männer in gleich drei Swing States ihre Stimme vorzeitig abgegeben. Setzt sich dieser Trend bis zum und am 5. November fort, könnte sich dies nachteilig für Trump auswirken.