Stärkste Beben seit 40 Jahren an Italiens Supervulkan: Familien flüchten ins Freie – Schulen geschlossen
Der Supervulkan in Italien hat das stärkste Beben seit 40 Jahren ausgelöst. Die Bewohner sind beunruhigt und viele verbringen die Nacht im Freien oder im Auto.
Neapel – Der Supervulkan in Italien brodelt. Am Abend des Pfingstmontag (20. Mai) erschütterte eine Erdbebenserie die Bewohner von Pozzuoli und dem westlichen Neapel im Süden Italiens. Gebäude bekamen Risse, Fensterbänke stürzten ab, es kam zu kleineren Erdrutschen und eine Baustelle kollabierte. Die Menschen suchten Schutz auf den Straßen und verbrachten die Nacht in Parks und Fahrzeugen.

Erdbeben durch Supervulkan: Gemeinden im Süden Italiens treffen Vorsichtsmaßnahmen
Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) in Italien registrierte um 23 Uhr ein Beben der Stärke 3,6. Ein Beben soll sogar die Stärke 4,4 auf der Richterskala erreicht haben. Laut La Repubblica war dies das stärkste Erdbeben in der Region in den letzten 40 Jahren. In der Nacht zum Dienstag (21. Mai) gab es weitere Erschütterungen – um 00.19 Uhr mit einer Stärke von 2.0 und um 00.55 Uhr mit einer Stärke von 2.8. Es bleibt ungewiss, ob und wie viele weitere folgen werden. Die Bewohner der Region sind von Angst und Sorge geplagt, wie Rai News berichtete.
Einige Gemeinden haben daher Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Der Bürgermeister von Bacoli, Josi Gerardo Della Ragione, verkündete auf Facebook: „Ich habe beschlossen, alle öffentlichen und privaten Schulen in Bacoli zu schließen. Und zwar in jeder Größenordnung und jedem Grad. Es handelt sich um eine vorsorgliche Schließung, um alle notwendigen Kontrollen durchführen zu können“.
Die Feuerwehr meldet nach den Erbeben im Süden Italiens Risse und herabstürzende Häuserteile
Viele Menschen rannten in Angst auf die Straße, um sich in Sicherheit zu bringen, schreibt La Repubblica. In der Hafengemeinde Pozzuoli hätten ganze Familien ihre Häuser verlassen, berichtet das Blatt weiter. Ähnlich sei es in Gemeinden wie Bagnoli oder in den Quartieri Spagnoli zugegangen. Zahlreiche Menschen hätten die Nacht im Freien oder in ihren Autos verbraucht, wie Rai News schreibt. Ein Italiener sagte dem Nachrichtenportal: „Wir werden heute Nacht im Auto schlafen. Wir leben seit Monaten in Angst, aber die Erschütterungen heute Nacht waren die stärksten, die wir je verspürt haben“. Andere versuchten, die Region mit dem Auto zu verlassen.
Ein Bewohner von Bagnoli sagte der Nachrichtenagentur Ansa: „Diesmal war es schwer, es schien, als würde es nie enden“. Er wollte vorerst nicht nach Hause zurückkehren. An der Strandpromenade versammelten sich die Menschen, um abzuwarten, ob es weitere Beben geben würde. In vielen Wohnungen und auch in Supermärkten fielen durch das Erdbeben Gegenstände aus den Regalen. Die Feuerwehr meldete Berichte über Risse und herabstürzende Häuserteile im Bereich der Phlegräischen Felder.
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Vier Notunterkünfte wurden eingerichtet, um Familien, die nicht in ihre Häuser zurückkehren wollten, Unterkunft und psychologische Unterstützung zu bieten. Einige Familien wurden vorsichtshalber vollständig aus ihren Häusern evakuiert. Auch der Zugverkehr wurde ausgesetzt.
Supervulkan in Italien: Neue Studie untersucht den Untergrund der Phlegräischen Felder
Der stärkste Erdstoß der Serie, mit einer Magnitude von 4,4, war der heftigste seit der letzten Bebenkrise in den 1980er Jahren. Damals wurde Pozzuoli aus Furcht vor einem Vulkanausbruch evakuiert, bevor sich die Situation wieder beruhigte. In den 1980er Jahren befand sich Magma in etwa fünf Kilometer Tiefe, und auch heute gibt es eine Magmablase, die sogar näher an der Oberfläche liegt als damals.
Eine aktuelle Studie des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) und der Universität Mailand hat mit neuen Methoden den Untergrund der riesigen Caldera der Phlegräischen Felder und deren Entwicklung seit 1982 untersucht. Die Forscher stellten fest: „Vorübergehende Signaturen in Tomogrammen zeigen den Aufstieg von Magma in geringer Tiefe, der im Jahr 2019 begonnen haben könnte und die flache Zirkulation hydrothermaler Flüssigkeiten stört“. Bisher wurde angenommen, dass das von Magma erhitzte Tiefenwasser hauptsächlich für die Beben verantwortlich ist.
„Bevölkerung muss entfernt werden“ – Experte warnt vor Vulkanausbruch in Italien
Die Studie spricht von einer „Anomalie“, ähnlich der von 1982, „wenn auch reduziert und verschoben“, die seit April 2019 wieder vermehrt auftrete und eine geringere Tiefe (4,5 km) erreiche. „Dies deutet darauf hin, dass sich während der aktuellen Unruhen eine kleine Menge Magma angesammelt hat.“ Die seit 2019 steigende Erdbebenaktivität könnte mit dem Auftreten einer magmatischen Wiederaufladung ab 2019 zusammenhängen.
Giuseppe Mastrolorenzo, leitender Forscher des INGV, warnte kürzlich in einem Interview mit pozzuolinews24.it: „Leider könnte der Ausbruch auch morgen stattfinden.“ Er müsse jedoch nicht in naher Zukunft passieren. Dennoch sollte das Gebiet der Phlegräischen Felder für eine groß angelegte Hypothese gerüstet sein, sagt er. Sein Rat: „Die Bevölkerung muss mindestens 20 Kilometer vom Caldera-Gebiet entfernt werden.“ Auch der Direktor des italienischen Vulkan-Observatoriums appellierte bereits, die Region sollte sich für den Ernstfall wappnen. (tt)
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