„Nie wieder ist jetzt“: Memmingen vereint bei Demo gegen Rechtsextremismus

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Setzten ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus: In Memmingen gingen am vergangenen Samstag mehrere tausend Teilnehmer auf die Straße, um für Demokratie und ein vielfältiges Deutschland zu demonstrieren. © Elisabeth Hütter

Tausende Bürger gehen in Memmingen auf die Straße und setzten bei einer Demo unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ ein Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit.

Memmingen - Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ versammelten sich laut Polizei 3.300 Bürgerinnen und Bürger, um ein klares Signal gegen Rechtsextremismus und für ein vielfältiges Deutschland zu setzen. Die Veranstalter schätzten die Teilnehmerzahl sogar auf über 4.000 Menschen.

Demo gegen Rechtsextremismus in Memmingen - Tausende Bürger setzen ein Zeichen

Nach der Hauptkundgebung am Memminger Marktplatz zogen die Demonstranten durch die Innenstadt zum Mahnmal der 1938 zerstörten Synagoge.

Der Platz war voller Menschen, Fahnen und Plakaten, die sich für ein buntes Memmingen aussprachen. Das Bündnis für Demokratie und Menschenrechte zählte 46 Verbände, Vereine und Organisationen zu dessen Unterstützern. Organisiert wurde die Veranstaltung von Stephanie Hoffmann, Rupert Reisinger, Felix Schachenmeyer, Maria Zarkadas, Delia Bauen und Tobias Hefele.

Für eine weltoffene, tolerante und vielseitige Gesellschaft demonstriert

Seit dem Bekanntwerden von Informationen durch das Recherchenetzwerk Correctiv über ein Treffen in Potsdam, an dem unter anderem AfD-Politiker und Rechtsextreme teilnahmen, hat dies viele Menschen dazu bewogen, aktiv zu werden und ihre Stimme auf der Straße laut werden zu lassen. Auch in Memmingen wurde für eine weltoffene, tolerante und vielseitige Gesellschaft sowie für den Erhalt unserer demokratischen Werte demonstriert.

Ein Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit

„Wir setzen heute ein wichtiges Zeichen. Ein Zeichen für Demokratie, ein Zeichen für Menschlichkeit und ein Zeichen für das, wofür wir in Memmingen stehen. Wir in Memmingen sind bunt“, betonte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher.

40 Prozent der Memminger Einwohner (rund 20.000 Menschen) sind Menschen mit einer Migrationsgeschichte und sind zu einem wertvollen Teil der Gesellschaft geworden.

Die freiheitliche, demokratische Grundordnung verteidigen

Myriam Gammer vom Bündnis für Demokratie und Menschenrechte appellierte, „unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung zu verteidigen“. Caner Yener, Mitglied der Alevitischen Gemeinde Memmingen und Christoph Schieder, Dekan des Evang.-Luth. Dekanats Memmingen, sprachen sich für ein humanistisches, offenes Weltbild aus.

„Rassismus, Extremismus und völkisches Denken haben in unserer Gesellschaft keinen Platz.“, so Christoph Schieder. Maria Zarkadas, selbst Kind eingewanderter Eltern, teilte ihre persönlichen Erfahrungen und ermutigte zu einem gemeinsamen Miteinander.

Respektvoller Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen

Neben den Organisatoren, die überwältigt von der Anzahl der Teilnehmenden waren, sprach auch Acelya Kul von der türkisch-muslimischen Gemeinde: „Wir glauben an die Vielfalt unserer Gesellschaft und daran, dass ein respektvoller Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen für das Gemeinwohl förderlich ist.“

Die Integration sei ein Prozess, der von Generation zu Generation weitergegeben werde, und dass man stolz wäre ein integraler Bestandteil dieses Landes zu sein. „Wir können gemeinsam eine Gesellschaft gestalten, die von Solidarität, Verständnis und Zusammenhalt geprägt ist.“, so Acelya Kul.

Als Vertreter der Memminger Pride sprach Luca Kleibel und richtete das Augenmerk auf die Gefahr der Diskriminierung von queeren Menschen. Er sähe eine Bedrohung durch die AfD, die gleichgeschlechtliche Ehen und Familien als abnormal bezeichne und gesetzliche Gleichstellung abschaffen würde.

„Wir sind die breite Zivilgesellschaft, die einsteht für Würde, für Respekt und für Menschlichkeit.“

Felix Schachenmeyer eröffnete seine Rede mit den Worten: „Schaut euch um! Um euch stehen wahrscheinlich viele Leute, mit denen ihr vielleicht bei anderen Themen sonst nicht auf der Straße stehen würdet. Wir, die wir heute hier sind, sind vielfältig. Wir kommen aus den verschiedensten Organisationen. Wir kommen aus unterschiedlichen Gruppen, aus unterschiedlichen sozialen Hintergründen und auch aus unterschiedlichen Ländern. Wir haben unterschiedliche Meinungen und deshalb ist es so unglaublich, dass wir heute hier gemeinsam stehen.“

Es gäbe viel, was den Menschen Sorgen mache und es wäre einfacher sich wegzudrehen und nicht mehr hinzusehen. Es wäre einfach zu glauben, dass die Angebote der AfD eine Alternative wären. „Wir alle müssen erkennen: Das ist ein Angriff auf unsere Gesellschaft. Das ist ein Angriff auf unsere Demokratie. Gerade die AfD beansprucht diese Demokratie unglaublich gerne für sich.“

Sie würde die Verschwörungstheorie eines „großen Austausches“ propagieren und die Gegner warnen, dass sie sich gefasst machen müssen auf das, was da komme. Dabei sei die AfD dabei durch und durch antidemokratisch. Er rief zu einer Zukunft auf, die Lösungen und Ermunterungen anbiete und mit konstruktiven Visionen eine demokratische Gesellschaft stärken. „Wir sind die breite Zivilgesellschaft, die einsteht für Würde, für Respekt und für Menschlichkeit.“

Die Kundgebung am Marktplatz endete mit einem Lichtermeer und dem gemeinsam gesungenen Lied „Hevenu Shalom Alechem“ (Wir wollen Frieden). Die Teilnehmenden zogen anschließend durch die Innenstadt bis hin zum Mahnmal der ehemaligen Synagoge in Memmingen.

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