Steinmeier verlässt Bellevue vorübergehend – Ersatzbau soll horrende Millionen-Miete kosten
Das Schloss Bellevue braucht dringend eine Renovierung, Bundespräsident Steinmeier muss deshalb umziehen. Jetzt kommen Details zu den Kosten ans Licht.
Berlin - Seit 2017 darf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Schloss Bellevue in Berlin seinen Amtssitz nennen. Nun steht ein vorübergehender Umzug bevor: Weil die Räumlichkeiten in Berlin saniert werden müssen, wird Steinmeier nächstes Jahr auf ein neues Gebäude ausweichen. Das Quartier wurde dabei nicht nur speziell für den Bundespräsidenten und das Bundespräsidialamt gebaut. Einem neuen Bericht zufolge übertrifft es auch bei Weitem die Kosten, die für das Projekt eigentlich vorgesehen waren.
Ersatzbau für Bundespräsident und Präsidialamt soll horrende Millionen-Miete kosten
Glamourös oder luxuriös sieht das neue Bürogebäude nicht aus. Ein Foto, das der Tagesspiegel am Montag (4. August) veröffentlicht hat, zeigt ein abgerundetes Gebäude mit zahlreichen aneinandergereihten Fenstern, dazwischen eine gewellte Fassade in verschiedenen Farben. Es wirkt bunt und modern, und damit ganz im Kontrast zum historischen Schloss Bellevue. Der Bau des neuen Ausweichquartiers läuft seit zwei Jahren, spätestens Ende 2025 soll es laut offiziellen Angaben fertig sein.
Hinter der Fassade stecken immense Kosten, wie nun bekannt wurde: Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung gibt auf seiner Website derzeit ein „Projektkostenziel“ von 205 Millionen Euro an. Laut Informationen des Tagesspiegel enthält diese Summe eine Risikovorsorge für Baupreissteigerungen in Höhe von 27 Millionen Euro.
Ursprünglich seien 137 Millionen Euro veranschlagt worden. Das Projekt wird demnach wohl 68 Millionen Euro teurer als im Jahr 2021 angedacht war.
So viel Miete soll der Ersatzbau fürs Präsidialamt jährlich kosten
Das Bundespräsidialamt soll die Einrichtung nach der Fertigstellung mindestens fünf Jahre lang mieten. Vermieter ist in dem Fall die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die Mietkosten belaufen sich laut dem Tagesspiegel auf stolze 16 Millionen Euro im Jahr. Hinzu kommen die Kosten für den Umzug von rund 250 Mitarbeitenden. Das seien noch einmal 300.000 Euro.
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung habe auf Anfrage der Zeitung erklärt, dass bei den Plänen im Jahr 2021 Baupreissteigerungen nicht einberechnet worden seien, außerdem habe sich das Bauvolumen um mehr als ein Viertel des ursprünglichen Plans erhöht. Hinzu kämen neue Regelungen hinsichtlich Klimafreundlichkeit und Brandschutz.
Warum musste überhaupt ein neues Gebäude für Steinmeier gebaut werden?
Die Möglichkeit, in ein bereits bestehendes Gebäude umzuziehen, gab es offenbar nicht. Wie das Bundespräsidialamt mitteilte, habe keine andere Immobilie den hohen Auflagen entsprochen, die für den Amtssitz des Bundespräsidenten notwendig sind. „Die hohen Sicherheitsanforderungen in baulicher Hinsicht, aber auch in Bezug auf die Sicherung von An- und Abfahrtswegen konnten in keinem der in Betracht gezogenen Bestandsgebäude erfüllt werden“, heißt es in einem Statement.
Und was passiert mit dem Neubau, wenn das Präsidialamt wieder ins Schloss Bellevue zurückkehren darf? Laut offiziellen Angaben soll das Gebäude im Anschluss durch „andere Einrichtungen des Bundes“ genutzt werden. Konkrete Angaben hierzu gab es nicht.
Für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geht mit dem Umzug im kommenden Frühjahr eine Ära zu Ende. Auch wenn das Präsidialamt in einigen Jahren in das renovierte Schloss Bellevue zurückkehren soll, wird Steinmeier dann nicht mehr Teil davon sein. Seine zweite Amtszeit endet im März 2027. Zuletzt äußerte sich der Bundespräsident sich mit klaren Worten zur Wehrpflicht-Debatte in Deutschland. (no)