EU-Pläne für grünen Verkehr erhöhen Preise: „Die europäischen Verbraucher werden dafür bezahlen“

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Das Erreichen der Klimaschutzziele ist mit Herausforderungen verbunden – auf Verbraucher könnten höhere Preise zukommen. © Dominika Zarzycka/dpa

Der grüne Umstieg in der Autoindustrie ist für Hersteller mit großen Herausforderungen verbunden. Zudem könnten gewisse Kosten auf Verbraucher zurückfallen.

Berlin – Das Erreichen der Klimaschutzziele stellt Unternehmen vor Herausforderungen: Vertreter aus dem Verkehrssektor fordern bessere Voraussetzungen, um die Energiewende schneller vorantreiben zu können. Gleichzeitig weisen sie auch auf Kostenfaktoren hin – Kosten, die auch die Verbraucher tragen könnten. „Wir alle müssen erkennen, dass es nichts umsonst gibt“, sagte Harald Seidel, Firmen-Chef des niederländischen Herstellers DAF im Interview mit der Welt.

EU-Pläne für nachhaltigen Verkehr könnte auch für Verbraucher Folgen haben

Die EU hat sich dazu verpflichtet, bis 2050 klimaneutral zu werden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mit dem Europäischen Klimagesetz wird das Emissionsreduktionsziel der EU für 2030 von 40 Prozent auf mindestens 55 Prozent angehoben. Ein wichtiger Punkt ist die Dekarbonisierung des Verkehrssektors.

Hersteller sollen die durchschnittlichen Emissionen von Lkws mit einem Gewicht ab 7,5 Tonnen und Reisebussen ab 2030 um 45 Prozent, ab 2035 um 65 Prozent und ab 2040 um 90 Prozent senken. Doch für das Erreichen der Ziele sind offenbar noch nicht alle Voraussetzung gegeben. Man braucht laut Seidel, dessen Firma an der Einführung von Elektro-Lkws arbeitet, mehr grüne Energie und mehr öffentliche Ladestationen in ganz Europa.

Einen Teil der entstehenden Kosten könnten auf Verbraucher zurückfallen. „Die europäischen Verbraucher werden dafür bezahlen, denn letztlich werden alle Kosten ein Teil des Transportpreises.“ Zudem rechnet Seidel damit, dass die Transportpreise in Europa im Zuge der grünen Transformation steigen werden. Nachhaltiger Transport auf der Straße würde bedeuten, dass der Verkehr teurer werde. „Zu glauben, dass wir den Transport dekarbonisieren können, und es am Ende nichts kosten wird, ist eine Illusion“, resümiert Seidel.

EU beschließt strengere Klimaziele für Lkws

Das Europäische Parlament und die EU-Staaten hatten sich zuletzt auf verschärfte CO₂-Vorgaben für neue schwere Nutzfahrzeuge geeinigt. „Die Emissionen aus dem Straßenverkehr steigen, und wir müssen diesen Trend umkehren. Diese Einigung wird Lkw und Busse weniger umweltschädlich machen, die Emissionen senken und die Luftqualität in der gesamten EU verbessern“, sagte der EU-Kommissar für Klimapolitik, Wopke Hoekstra. Die EU-Kommission soll demnach beauftragt werden, eine Genehmigung für Fahrzeuge zu entwickeln, die „nur mit CO₂-neutralen Kraftstoffen betrieben werden“. 

Das Bundesumweltministerium fördert zudem seit vielen Jahren die Weiterentwicklung der Oberleitungstechnologie zur Elektrifizierung des Schwerlastgüterverkehrs. Der O-Lkw „tankt“ ohne anhalten zu müssen an kurzen Teilstrecken Strom nach und kann dann trotz kleinerer Batterie elektrisch weiterfahren, zum Beispiel zur Anlieferung in der Stadt. Die Technologie ist also eigentlich eine Art komfortables Schnellladesystem. Sie wäre auch kombinierbar mit anderen Lade- und Betankungsmöglichkeiten, etwa reinen Batterie-Lkw oder einer Wasserstoff-Brennstoffzelle.

Für das Erreichen der Klimaschutzziele: Verkehr soll grüner werden

Auch wenn die einzelnen Fahrzeuge deutlich sauberer und leiser geworden sind, verursache der motorisierte Verkehr durch die ⁠Emission⁠ von Klimagasen, Luftschadstoffen und Lärm sowie Flächeninanspruchnahme und Ressourcenverbrauch nach wie vor viele negative Umweltwirkungen, schreibt das Umweltbundesamt.

Laut dem Umweltbundesamt sind Pkw und Lkw effizienter geworden: Seit 1995 sanken die kilometerbezogenen direkten Emissionen des Treibhausgases CO₂ bei Pkw um knapp 13 Prozent, bei Lkw um 8,4 Prozent. Weil aber mehr Lkw unterwegs sind, sind die gesamten direkten CO₂-Emissionen im Straßengüterverkehr heute um 21 Prozent höher als 1995. (bohy)

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