Sind „unfassbar wütend“: Braunbär wird kurz vor seiner Rettung getötet
Leidvolle Braunbär-Tierhaltung ist in Slowenien nicht selten. Die Tierschützer von Vier Pfoten versuchen das zu ändern. Damit sind sie jedoch nicht immer erfolgreich.
Ljubljana/Wien – Etwa 900 bis 1000 Braunbären sind in Slowenien beheimatet. Damit gehört das Land an der Schwelle zum Balkan zu einem der Staaten mit der höchsten Braunbär-Populationsdichte weltweit. Insbesondere in den Wäldern von Notranjskoer und Kočevskoer im Süden des Landes unweit der Grenze zu Kroatien sind die Tiere laut der Tourismus-Plattform slovenia.info weit verbreitet.
Weil Braunbären in Slowenien, aber gewiss nicht nur dort, unter anderem auch privat auf Tourismus-Bauernhöfen zur Unterhaltung von Besuchern in Käfigen gehalten werden, setzt sich die Tierschutzorganisation Vier Pfoten seit Jahren verstärkt für den dortigen Schutz der Tiere ein. Eines der jüngsten Unterfangen von Vier Pfoten war es, den Braunbären Mitko von der Tourist Farm Abram im slowenischen Nanos aus den qualvollen Bedingungen seiner Haltung zu befreien. Eine Ambition, die sich nun tragischerweise nicht erfüllt hat.
Tierschutzorganisation Vier Pfoten versuchte über Jahre, Braunbär Mitko zu befreien
Vier Pfoten engagiert sich, leidenden Bären ein besseres Leben zu ermöglichen und bringt die betroffenen Tiere nach ihrer Rettung aus leidvoller Privathaltung in eigens geschaffenen Bärenwäldern unter. Dort können sie nahezu wie in freier Wildbahn leben.

Seit zwei Jahren hatte die Tierschutzorganisation versucht, Mitko aus der Qualhaltung in der Tourist Farm Abram im westslowenischen Nanos zu befreien. Nach seiner Befreiung hätte der Braunbär im Meister-Petz-Refugium im niederösterreichischen Arbesbach im hohen Waldviertel untergebracht werden sollen – eigentlich.
Letztendlich jedoch musste die Tierschutzorganisation erfahren, dass ihr Bestreben, Mitko zu retten, sich nicht erfüllen konnte. Denn Braunbär Mitko ist tragischerweise noch vor seiner Rettung durch Vier Pfoten in seiner Haltung durch den verantwortlichen Betreiber der Touristenunterkunft eingeschläfert worden.
Vier Pfoten gibt den slowenischen Behörden eine Mitschuld am Tod des Bären
„Wir sind schockiert, untröstlich und unfassbar wütend, weil der Tod unseres Schützlings durch rascheres Handeln der Behörden hätte verhindert werden können“, zeigt sich Vier Pfoten-Direktorin Eva Rosenberg gegenüber Krone.at erschüttert.
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Ganze zwei Jahre lang habe Vier Pfoten versucht, dem Braunbären seine dringend benötigte medizinische Versorgung zu gewährleisten, berichtete die Niederösterreichische Zeitung. „Wir haben darauf gedrängt, ihn endlich übernehmen zu können und ihm in unserem Bärenwald Arbesbach ein schönes restliches Leben zu ermöglichen. Nun musste er sterben, weil uns die Behörden jahrelang hingehalten haben“, betont Rosenberg weiter.
Nach einer großangelegten Kampagne der Tierschutzorganisation kam der bedrängenden Situation Mitkos schließlich auch die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit zu. Hieraus folgte auch ein Ultimatum für den Besitzer, die laut Vier Pfoten „völlig inadäquaten Haltungsbedingungen“ des Tieres zu verändern.
Tierhalter wollte durch Einschläferung des Tiers offenbar einem Ultimatum entgehen
Exakt einen Tag nach Mitkos Tod wäre das vorher initiierte Ultimatum für den verantwortlichen Halter Mitkos ausgelaufen. Dass es sich dabei um Zufall handelt, kann fast ausgeschlossen werden. Viel näher liegt die Vermutung, dass der Tierhalter sich weigerte, die Auflagen des zuständigen slowenischen Ministeriums einzuhalten und die Haltungsbedingungen des Braunbären nachhaltig zu verbessern.
Eine vom zuständigen Ministerium neu eingesetzte Inspektorin hätte bei ihrem angekündigten Besuch nach Auslaufen des Ultimatums einen Prozess für die Konfiszierung des Bären einleiten können. Dazu kam es zum Leid Mitkos aber nicht mehr. „Wir fordern, dass die Behörden nun umgehend die restlichen drei Bären konfiszieren und uns genehmigen, sie in den Bärenwald zu bringen. Sie leben weiterhin in schrecklichen Verhältnissen und müssen dringend veterinärmedizinisch versorgt werden, bevor auch sie sterben“, fordert die Vier Pfoten-Direktorin.
Privat gehaltene Braunbären leiden wohl sehr stark unter den dortigen Bedingungen
Neben Mitko versucht Vier Pfoten seit Jahren, noch vier weitere Braunbären aus inakzeptablen Haltungsbedingungen in Slowenien zu retten und in ihre Bärenwälder in Österreich umzusiedeln. Ein anderer der ursprünglich fünf Braunbären, Felix, ist bereits vor Monaten gestorben.
Drei der Bären leben laut Aussagen von Vier Pfoten in Käfigen bei Restaurants, einer von ihnen ist in einem Privatzoo untergebracht. Die Zähne der Bären sind den Tierschützern zufolge „in einem desaströsen Zustand“ – es ist davon auszugehen, dass die Braunbären deshalb unter massiven Schmerzen leiden. Zudem zeigen sie stereotypes Verhalten leidvoller Haltung, wie etwa sogenanntes Drangwandern oder das Beißen an den Käfigstäben, weil sie nicht leben können wie in freier Natur.
Die Veterinärmedizinerin Julia Bohner vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) hat sie im letzten Jahr gemeinsam mit der Tierschutzorganisation in Slowenien besucht und eine alarmierende Diagnose gestellt: „Ich empfehle dringend, die Bären in ein artgemäßes Schutzzentrum zu bringen, um weitere physische und psychische Schäden zu verhindern“, betonte Bohner damals laut einem Bericht von Vier Pfoten. (fh)