Gleich zu Beginn warnt ZDF-Reporter Jochen Breyer vor seiner Doku: „Das hier ist eine ganz besondere Sendung. Die emotional wird. Und auch schwer zu ertragen ist.“ Er hat recht.
Das, was man in der ZDFzeit-Folge „Weil du mir gehörst!“ (abrufbar in der ZDF-Mediathek) zu hören und zu sehen bekommt, schmerzt tatsächlich. Und zwar nicht allein deswegen, weil es hier um ermordete Frauen geht, sondern auch, weil deren brutaler Tod sich angekündigt hatte – und doch nicht verhindert wurde.
Etwa der Mord an Claudia, 55, im September 2024, getötet von Ali K., ihrem Ex-Ehemann. Er lauerte ihr in einem Waldstück auf, schoss mehrere Male auf sie. Danach stellte er sich der Polizei. Und plädierte auf Totschlag. Seine Ex-Frau habe schließlich jahrelang in Angst vor ihm gelebt und mit der Tat rechnen müssen.
„Weil du mir gehörst!“: Wenn der Lebenspartner zur Gefahr wird
Gewalt gegen Frauen ist, man kann es nicht anders sagen, Alltag. Das ist die Quintessenz der Statistiken, mit denen wir jedes Jahr rund um den 25. November, dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, geflutet werden.
Im Jahr 2024 wurden 308 Mädchen und Frauen in Deutschland getötet. Ob jeder Einzelfall der Definition eines Femizids – also der Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist – entspricht, darüber sollen sich andere streiten. Aber: Jede Tötung ist eine zu viel.
Für den Report „Weil du mir gehörst!“ hat das ZDF-Team 104 Fälle untersucht, die alle eine Klammer hatten: Die Frauen wurden von dem Menschen getötet, der einmal ihr „Lebenspartner“ war. Bis er ihnen das Leben nahm.
Fall Jessica: „Sie musste ihm zu Willen sein“
In 36,5 Prozent der untersuchten Fälle hatte der Täter keine deutsche Staatsbürgerschaft. Das sind tatsächlich überdurchschnittlich viele. Was allerdings nicht bedeutet, dass sich alle Frauen mit deutschem Freund oder Ehemann beruhigt zurücklehnen können. Schließlich besaßen zwei von drei Tätern den deutschen Pass.
Entscheidend ist die Einstellung gegenüber der (Ehe-)Frau: Mensch oder Eigentum? Etwa der Fall Jessica aus Leipzig: Die junge Mutter verliebte sich in den Fliesenleger Markus, sie bekamen einen gemeinsamen Sohn.
„Sie musste ihm zu Willen sein“, urteilte Nachbar Michael im Schrebergarten. Er kontrollierte ihren Kleidungsstil, sagt die Freundin, er wollte sie für sich haben. Auch von sexuellen Übergriffen seinerseits ist die Rede.
Schließlich trennt sich Jessica und will ausziehen, weil sie einen neuen Mann kennengelernt hat. Markus, so die Anklage, ersticht sie im Schlaf. Er bestreitet das, die Tötung sei irgendetwas zwischen Unfall und Notwehr gewesen. Das Urteil – lebenslängliche Haft – ist noch nicht rechtskräftig.
Die Trennung als gefährlichster Moment
In 80 Prozent der untersuchten Fälle, so der Kriminologe Florian Rebmann, zeigten die Täter ausgeprägt patriarchalische Einstellungen; die absolute Herrschaft über Frau und Familie definiert ihr Männlichkeitsbild. Das Scheitern einer Beziehung verschiebt dieses Machtgefüge. Und das muss – mit aller Gewalt – verhindert werden.
„Zuhause war ein gefährlicher Ort“, erinnert sich eine der Töchter von Claudia K. „Körperlich grob“ sei der Vater immer gewesen, die Mädchen wurden oft angeschrien und beleidigt. Seine Ehefrau hielt der Unternehmer in sozialer und finanzieller Abhängigkeit, Claudia besaß kein eigenes Konto, durfte kaum Freunde treffen. Selbst die Haare schnitt er ihr lieber selbst.