Neue Erkenntnisse - DNA-Analyse widerlegt jahrhundertealte Vermutungen über Opfer von Pompeji

Im Jahr 79 n. Chr. begrub ein Vulkanausbruch die Stadt Pompeji. Ab 1863 füllten Archäologen die Hohlräume der Opfer mit Gips aus. Geschichten über ihre Identität und Verwandtschaft entstanden. DNA-Analysen haben nun viele dieser Vermutungen widerlegt.

Genetikerin: „Wir konnten die Behauptung der Archäologen eindeutig widerlegen“

Wie die Fachzeitschrift „Current Biology“ berichtet, zeigen Genomtests an den Skelettresten, dass die lang gehegten Vermutungen über die Toten oft nicht stimmen. Dr. Alissa Mittnik, Genetikerin an der Harvard University und Mitautorin der Studie, erklärte laut „New York Times“: „Wir konnten die Behauptung der Archäologen, dass es sich bei dieser Gruppe um eine Kernfamilie handelte, eindeutig widerlegen.“

Tatsächlich waren die Erwachsenen und das Kind, die als Mutter und Kind galten, genetisch nicht miteinander verwandt. Mittnik fügte hinzu: „Es könnte sich um Bedienstete oder Sklaven gehandelt haben, oder die Kinder könnten Kinder von Bediensteten oder Sklaven gewesen sein, die ebenfalls im Haus lebten.“

Opfer Versuvausbruch
Körperformen eines Opfers nach dem Ausbruch des Vesuvs, Pompeji, Italien Getty Images

DNA-Analysen weisen die internationale Herkunft der Opfer nach

Die Genomsequenzierung ergab, dass mindestens eines der vermeintlichen Dienstmädchen in Wirklichkeit ein Mann war. „Einer von ihnen war genetisch männlich, und sie waren mütterlicherseits nicht miteinander verwandt", so Mittnik. 

Die genetischen Analysen belegen auch die internationale Herkunft einiger Opfer. „Einige von denen, von denen wir genomweite Daten generieren konnten, hatten eine eher östliche, mediterrane genetische Abstammung“, sagte Mittnik. Dr. David Reich, Co-Autor der Studie, betont die Bedeutung dieser Erkenntnisse für die Rekonstruktion der Vergangenheit: „Das lehrt uns eine gewisse Bescheidenheit und Skepsis gegenüber unseren Interpretationen“.

Opfer von Vesuvausbruch
DNA-Analysen ermöglichen neue Einblicke in das Leben der Pompeji-Opfer. Getty Images

Fünf Fakten über Pompeji 

  1. Pompeji war eine antike Stadt in der heutigen italienischen Region Kampanien, die am Golf von Neapel liegt.
  2. Die Stadt wurde wie Herculaneum, Stabiae und Oplontis beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus verschüttet, blieb aber unter der Vulkanasche weitgehend erhalten.
  3. Osker, Samniten, Griechen, Etrusker und Römer bewohnten Pompeji in seiner rund siebenhundertjährigen Geschichte.
  4. Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert wiederentdeckt.
  5. Pompeji ist seit seiner Wiederentdeckung ein zentrales Objekt der Archäologie und der Erforschung der antiken Welt geworden.

Forscher entdecken außergewöhnliche Harpune und Pfeilspitzen in Westfalen

Auch in Deutschland wurde kürzlich eine spannende Entdeckung gemacht. Forscher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und der Universitäten Bochum und Köln haben in der Blätterhöhle in Hagen eine rund 9000 Jahre alte Feuerstelle sowie drei Pfeilspitzen und ein Harpunenfragment entdeckt. Die Forscher betonen die Einzigartigkeit des Fundes für Westfalen und darüber hinaus.