Sorge am Liberation Day: Trumps Zölle könnten fatalen Dominoeffekt in Deutschland auslösen
Der Liberation Day bedeutet die nächste Eskalationsstufe im Handelsstreit für die EU. Trumps angekündigte Zölle beunruhigt die deutsche Wirtschaft jetzt schon.
Washington D.C. – Am Liberation Day wird keiner mit Donald Trump den „Befreiungsschlag“ feiern. Trumps angekündigte Zölle werden höchstwahrscheinlich nicht nur Amerikas Nachbarn, sondern selbst seine Wähler verärgern, da es Folgen für die US-Wirtschaft geben wird. Im Worst-Case-Szenario könnte es zu einem langen Handelskrieg kommen. Auch Deutschlands Wirtschaft bleibt nicht verschont.
Trump verkündet neue Zölle am Liberation Day – was heißt das für die deutsche Wirtschaft?
Was genau der US-Präsident für den Liberation Day plant, ist noch unklar. Trump spricht bislang von wechselseitigen Zöllen. Das bedeutet im Prinzip, dass die USA überall dort Zölle anheben, wo sie derzeit weniger verlangen als ihre Handelspartner. Trump verhängte bereits Zölle auf alle Aluminium- und Stahlimporte, brachte Zölle auf importierte Autos und Autoteile auf den Weg, führte erhöhte Zölle auf alle Waren aus China ein und nahm seine Nachbarn Kanada und Mexiko ins Visier.

Trumps bereits angekündigten Zölle von 25 Prozent auf Autos würden besonders die deutsche Autoindustrie hart treffen. Diese Zölle sollen für alle Autos und leichten Nutzfahrzeuge gelten, die nicht in den USA produziert wurden und sollen ab dem 3. April gezahlt werden. Große deutsche Autokonzerne, wie Volkswagen, BMW oder Mercedes sind besorgt um ihre Geschäftsmodelle, denn sie investieren seit Jahrzehnten in den US-Markt und ernten dafür die (niedriger werdenden) Erträge. Betroffen wären nicht nur die Autobauer selbst, sondern auch zahlreiche Zulieferer, deren Produkte in den USA montiert werden.
Neue Zölle am Liberation Day – nicht nur deutsche Autokonzerne bangen
Doch nicht nur den deutschen Autobauern drohen hohe Belastungen. Auch für die Pharmaindustrie sind neue US-Zölle gefährlich. Arzneimittel im Wert von 26 Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel (23,2 Prozent) der deutschen Pharmaexporte gingen 2023 in die USA. Prozentual gesehen ist das noch mehr als im Maschinenbau (13 Prozent) und der Chemiebranche (7,2 Prozent), deren Produkte ebenfalls zu den wichtigsten deutschen Exportgütern in die USA zählen.
Nach Verkündung der Zölle am Liberation Day: Wandern deutsche Unternehmen ab?
Es kursieren Schreckensszenarien, wonach deutsche Unternehmen im großen Stil in die USA abwandern könnten, um Zöllen zu entgehen. Die Unternehmensberatung Kearney warnte vor einem Dominoeffekt: Steigende Kosten, sinkende Absätze und die Gefahr, dass Produktionsstätten in die USA oder andere Regionen verlagert werden.
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Doch das Prozedere hätte hohe Hürden laut Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany). „Große Investitionen haben jahrelangen Vorlauf. Aus Deutschland abzuwandern, wäre für Unternehmen mit hohen Kosten verbunden“, sagte Menne in einem früheren Gespräch mit der dpa. Viele deutsche Konzerne seien bereits stark in den USA präsent, sagte Menne. „Womöglich investieren sie dann vor Ort noch mehr.“
Deutsche Unternehmen sind wichtige Arbeitgeber und Investoren in den Vereinigten Staaten, zeigen Daten des Bundeswirtschaftsministeriums. Unter anderem die Autobauer VW, BMW und Mercedes haben dort große Werke. Der Mittelstand habe es da schwerer, so Menne. „Viele Firmen sind Weltmarktführer von Deutschland aus, sie können nicht einfach von heute auf morgen ein Werk woanders aufbauen.“
Zölle am Liberation Day: Trump könnte im schlimmsten Fall langen Handelskrieg auslösen
Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner noch vor China und den Niederlanden, wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Demnach wurden 2024 Waren im Wert von rund 253 Milliarden Euro zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gehandelt.
Der US-Markt hat für deutsche Firmen an Bedeutung gewonnen: Für die deutschen Exporteure seien die USA so wichtig wie nie in den vergangenen 20 Jahren, so das Statistische Bundesamt. Deutsche Firmen lieferten 2024 Waren im Wert von 161,4 Milliarden Euro in die USA, gut zehn Prozent aller Exporte.
Umgekehrt wurden 2024 Waren im Wert von 91,4 Milliarden Euro aus Amerika nach Deutschland importiert. Die Folge war ein deutscher Rekord-Handelsüberschuss von rund 70 Milliarden Euro mit den USA. Mit keinem anderen Land hat Deutschland seit 2017 so hohe Exportüberschüsse. (bohy mit Material der dpa)