Seit eine namhafte Industriellenfamilie den aus dem 18. Jahrhundert stammenden Elgraserhof im Gmunder Ortsteil Gasse gekauft hat, muss sich die Gemeinde immer wieder mit Anfragen und Anträgen für das stattlichen, einstige Landwirtschafts-Anwesens befassen. Im Bauausschuss kassierte eine Tektur nun eine Abfuhr.
Gmund – 2023 wurde die Anfrage eingereicht, den einstigen Wohnteil zu sanieren, Stall und die Tenne abzureißen und neu aufzubauen. Die neuen Flächen sollen als Ausstellungsräume für Fahrzeuge dienen, unterhalb des Stalls soll eine runde Tiefgarage für eine umfangreiche Oldtimer-Sammlung entstehen. Im Juni 2024 wurde die Anfrage genehmigt. Im Oktober 2024 sahen sich die Mitglieder des Bauausschusses mit der Anfrage für den rechtwinkligen Anbau an der früheren Hofstelle konfrontiert. Dieser sollte abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Dabei erfuhren die Gemeinderäte auch, dass die Besitzer eine Schaubrauerei darin einrichten wollen. Erst vor Kurzem erfolgte die Genehmigung dieser Anfrage durch das Landratsamt. Dieses hat ein strenges Auge auf den Hof. Sowohl die Untere Denkmalschutzbehörde als auch das Landesamt für Denkmalpflege haben den Hof im Blick, wenngleich das Anwesen nicht unter Denkmalschutz steht.
Kleinere Fenster vorgesehen
In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses ging es erneut um den Elgraserhof, bei dem hinter einem Bauzaun inzwischen Fakten geschaffen werden. Beide genehmigten Anfragen lagen zusammengeführt als Tekturplan vor. Wie Bauamtsleiterin Christine Wild erklärte, wurden die zuletzt geplanten extragroßen, hinter Latten versteckten und über den gesamten Querbau verteilten Fenster nun durch kleinere Fenster ersetzt. Eine weitere Änderung betrifft das Zuhaus. Es soll zwar wie vorgesehen abgerissen werden, der Neubau soll jedoch um 1,5 Meter kürzer und um einen Meter schmäler werden. Dadurch vergrößere sich der Abstand zur Straße um vier Meter, so Wild. Das Gebäude solle einen zusätzlichen Balkon bekommen, das gesamte Areal eingezäunt und mit einem Hoftor versehen werden. Für den asymmetrischen First des Querbaus sei eine Abweichung von der Gestaltungssatzung nötig, fügte Wild an.
„Zweierlei Maß“ beklagt
Dass die Besitzer über eine Teil-Privilegierung verfügen, die Abriss und Neubau möglich macht, obwohl keine landwirtschaftliche Nutzung mehr vorliegt, die einen Neubau im Außenbereich rechtfertigen würde, bezeichnete Josef Berghammer (parteilos) als „bodenlose Frechheit“. Es sei zwar wunderschön, wenn der Hof wie beantragt saniert werde, sagte Berghammer. Dennoch fühle er sich „verarscht“. Hier werde mit zweierlei Maß gemessen, fand Berghammer etwa angesichts des Zuhauses. „Wenn ein Landwirt ein Nebenhaus abreißt, darf er es nicht mehr aufbauen. In diesem Fall ist es erlaubt, und obendrein wird das auch noch ein Gästehaus.“
Schaubrauerei nur als Hobby
Auch Barbara von Miller (SPD) hatte kein Verständnis für die Teil-Privilegierung. Sie bezweifelte zudem, ob angesichts der Schaubrauerei genügend Stellplätze vorhanden seien. Wild hielt dagegen, dass diese kein Gewerbe, sondern nur Hobby der Besitzer sei. Zudem begründete sie die Teil-Privilegierung damit, dass Bausubstanz vorhanden sei, die nun anders genutzt werde. Zudem stünden öffentliche Belange nicht entgegen. Bürgermeister Alfons Besel (FWG) sprach zudem von einem bedeutenden Gebäude für die Kulturlandschaft, in dem nun eine neue Nutzung möglich sei. Dem Besitzer würden keinesfalls Sonderrechte eingeräumt, nur weil er einen bekannten Namen trage. Er könne nachvollziehen, dass es unterschiedliche Emotionen bezüglich des Elgraserhofs gebe, „und wir hätten uns das auch anders gewünscht“. Dennoch müsse man das Vorhaben baurechtlich auf den Weg bringen.
Dass die Mehrheit dazu nicht bereit ist, zeigte die Abstimmung: Mit 7:3 wurde der Tekturantrag abgelehnt. Die Bauamtsleiterin hält es nicht für ausgeschlossen, dass das Landratsamt anderer Meinung ist.