Schaubrauerei: Industriellen-Familie braucht auf Elgraserhof Platz für weiteres exklusives Hobby

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Große Pläne mit dem Anwesen „Beim Elgraser“ im Gmunder Ortsteil Gasse hat eine namhafte Industriellen-Familie. © THOMAS PLETTENBERG

Die Besitzer des stattlichen Anwesens „Beim Elgraser“ im Gmunder Ortsteil Gasse überraschen wieder mit einer neuen Idee, wie der Hof mit Leben gefüllt werden könnte. Diesmal geht es um eine Schaubrauerei. Die Mitglieder des Bauausschusses waren nach kurzer Debatte einstimmig mit einer Voranfrage einverstanden.

Eine namhafte Industriellen-Familie soll den stattlichen Hof aus dem 18. Jahrhundert vor mehreren Jahren gekauft haben. Bestätigen will das seither keiner, den Namen nennen dürfe man schon gar nicht. Der Hof steht nicht unter Denkmalschutz, wenngleich vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege höchst aufmerksam verfolgt wird, wenn sich hier baulich etwas tut.

Im Juni 2023 hatten sich die Mitglieder des Bauausschusses zuletzt mit dem Elgraserhof befasst, damals ging es um die Sanierung des Wohnteils sowie den Abbruch und Neubau des ehemaligen Stalls und der Tenne. Ausstellungsflächen für Oldtimer sollten entstehen. Unterhalb des Stalls sollte eine runde Tiefgarage gebaut werden, die ebenfalls als Ausstellungsraum für alte Autos genutzt werden soll. Auch das Zuhaus ist Bestandteil der Pläne: Es soll abgerissen und etwas zurückversetzt von der Straße wieder aufgebaut und als Gästehaus genutzt werden.

In der jüngsten Sitzung mussten sich die Mitglieder erneut mit dem Elgraserhof befassen. Das Landratsamt, so informierte Bauamtsleiterin Christine Wild, habe nämlich festgelegt, dass das Erscheinungsbild des im Außenbereich liegenden Hofs erhalten bleiben müsse. Sprich: Ein rechtwinkliger Anbau dürfe nicht beseitigt, sondern müsse nach dem Abriss wieder aufgebaut werden. Der Bauherr konfrontierte die Gemeinde sogleich mit einer Idee, wie der Anbau gefüllt werden könnte: mit einer Schaubrauerei und Garagen. Zudem solle er als Lagerfläche dienen. Unberührt davon sollen die Oldtimer-Pläne verwirklicht werden.

„Das ist doch Augenwischerei“, mutmaßte Josef Berghammer (parteilos), selbst Landwirt in Gasse. „Irgendwann werden doch Wohnungen daraus, weil man nur von dort den See sieht.“ Wenig anfreunden konnte er sich mit den geplanten großen Fensterscheiben, die hinter Latten versteckt werden können, „wie es dem Kreisbaumeister aktuell so gut gefällt“, meinte Berghammer noch. Bürgermeister Alfons Besel (FWG) verteidigte das Vorhaben und fügte an, dass der Einbau von Wohnungen nicht erkennbar sei. Mit den Fenstern wolle der Bauherr eben seine Schaubrauerei ins rechte Licht rücken, so Besel.

Auf die Frage von Georg Rabl (FWG), ob es sich um eine öffentliche Schaubrauerei handle, für die dann eine gewerbliche Genehmigung nötig sei, antwortete Besel, dass es sich um ein rein privates Vorhaben handle und „einfach um ein etwas teureres Hobby“. Bezüglich der Fenster gab die Bauamtsleiterin zu bedenken, dass die Gestaltung später im Zuge des Bauantrags behandelt werden könne.

Zur Schaubrauerei war dann alles gesagt. Josef Berghammer kam wie schon im Juni 2023 auf den geplanten Abriss des Zuhauses zu sprechen. „Abriss und Neubau ohne Privilegierung – wie kann das sein?“, fragte er und merkte an, dass jeder Landwirt bei seinen Vorhaben seine Tätigkeit nachweisen müsse. Hier aber sei niemand landwirtschaftlich aktiv. Besel erklärte, dass es um einen reinen Ersatzbau gehe und darum, dass mit dem Ensemble die Kulturlandschaft gewahrt bleibe. Auch sei das Zuhaus diesmal nicht Thema. Gegen die neuen Pläne für den Wirtschaftsteil hatte am Ende keiner am Ratstisch etwas einzuwenden.

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