Zum Duschen in den Hof - Hamburger Mieter haben seit einem Jahr kein warmes Wasser: „Absolut unzumutbar“

Mal schnell unter die heiße Dusche springen? Für 30 Mieter aus dem Alaskaweg in Hamburg-Rahlstedt ist das seit einem Jahr nur noch eine Wunschvorstellung. Wenn die Bewohner der Hausnummern 15, 17 und 19 duschen wollen, müssen sie sich erstmal dick anziehen, dann raus aus der eigenen Wohnung und über den Innenhof zu einem Duschcontainer im Freien gehen. 

Im Inneren der Container befinden sich zwei Waschbecken, Toiletten und je zwei Duschkabinen, die nur mit einem Vorhang voneinander getrennt sind.

Duschcontainer wurden erst nach Monaten aufgestellt

Im November 2023 kündigte die Hausverwaltung an, das warme Wasser wegen Rohrsanierungen zwischenzeitlich abzustellen. Kurze Zeit später kam nur noch kaltes Wasser aus der Leitung, doch abgesehen davon passierte lange nichts. 

Die Sanierungsarbeiten starteten erst vor etwa zwei Monaten. Vorher hätten laut Hausverwaltung „planerische Vorleistungen“ erbracht werden müssen.

Im Juli wurden schließlich die beiden Sanitärcontainer im Innenhof der Gebäude aufgestellt. Vorher sei dies laut Hausverwaltung nicht möglich gewesen, da es wegen der hohen Nachfrage durch die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele zu Lieferengpässen gekommen sei. Seitdem können die Bewohner draußen duschen – wenn die Kabinen nicht bereits besetzt sind.

Hamburger Mieter sind von der Dusch-Situation genervt

Ralf Kneip wohnt bereits seit 44 Jahren in dem Haus. Er ist entsetzt von der aktuellen Situation: „Für 30 Familien stehen gerade einmal vier Duschkabinen zur Verfügung“, kritisiert er gegenüber Reportern vor Ort. „Das ist bescheiden, um es mal so auszudrücken.“

Auch sein langjähriger Nachbar Dieter Glaß ist empört. Seit sie in seiner Wohnung mit der Sanierung angefangen haben, kann er sein Bad überhaupt nicht mehr nutzen. Das gehe jetzt bereits seit Wochen so. 

„Wenn du dich erst mal anziehen musst, damit du auf Toilette gehen kannst, dann ist das nicht in Ordnung.“ Er denkt dabei auch an die Mieter, die nicht mehr so mobil sind.

Mieterverein zu Hamburg: Situation ist kein Einzelfall

Der Mieterverein zu Hamburg befasst sich inzwischen mit dem Fall. „Wir haben da offenbar einen Eigentümer, der die Gebäudesubstanz vernachlässigt hat. Der hat einen Mangel, der aufgetreten ist, nicht schnell beseitigt, sondern es schleifen lassen“, sagt Geschäftsführer Rolf Bosse zur Nachrichtenagentur „News5“. 

Deswegen dauert die Sanierung jetzt so lange. Dass die Bewohner bereits seit Monaten kein warmes Wasser mehr haben, sei dennoch „absolut unzumutbar“, so Bosse.

In solchen Fällen hätten die Mieter eigentlich Anspruch auf sofortige Instandsetzung. Wenigstens Mietminderung und die Übernahme von anfallenden Reinigungskosten sollten durchgesetzt werden. Rolf Bosse appelliert aber auch an die Politik, denn die Wohnanlage in der Alaskastraße sei kein Einzelfall. 

„Es gibt zunehmend schwarze Schafe, die einfach die Gebäudesubstanz verwahrlosen lassen und sich nicht drum kümmern für den Profit“, sagt er.

Die Sanierung im Alaskaweg soll laut Hausverwaltung bis Ende Januar 2025 komplett abgeschlossen sein. Bis dahin müssen die Mieter den Weg zum Duschcontainer wohl noch auf sich nehmen. Einzelne Wohneinheiten nach Abschluss ihrer Sanierung schon davor wieder an Warmwasser anzuschließen, sei zu teuer.

Von Zoe Clausen

Das Original zu diesem Beitrag "Mieter empört: „Wir müssen seit einem Jahr im Hof duschen“" stammt von Hamburger Morgenpost.