Ein Interview über mutmaßliche Zensur und interne Sanktionen beim ZDF sorgt auf FOCUS online für heftige Leser-Reaktionen. Viele User sprechen von politischer Einflussnahme und Manipulation der öffentlichen Meinung. Andere fordern eine grundlegende Reform oder gar Abschaffung einzelner Sender. Neben der Kritik an Gebühren und Strukturen loben einige die journalistische Courage Einzelner.
ZDF unter politischer Kontrolle
Zahlreiche Leser vermuten, dass das ZDF unter politischer Kontrolle stehe. Die Aussagen zweier langjähriger Journalisten bestätigen ein bereits bestehendes Misstrauen. In den Kommentaren ist oft die Rede von einem System, das regierungsnahe Positionen bevorzuge und kritische Stimmen unterdrücke. Der Sender selbst weist die Vorwürfe entschieden zurück und betont seine redaktionelle Unabhängigkeit sowie interne Beschwerdemechanismen.
Laut Rundfunkstaatsvertrag sind öffentlich-rechtliche Sender zur Staatsferne verpflichtet, der Programmauftrag garantiert Vielfalt und Unabhängigkeit. Ob es jedoch in der Praxis zu informellen Einschränkungen kommt, lässt sich in der Regel schwer nachweisen. Der Eindruck einer politischen Schlagseite speist sich auch aus individuellen Wahrnehmungen, die durch einzelne Sendungen oder Personalentscheidungen verstärkt werden können.
"Mich wundert dieser Bericht nicht, ist doch klar, dass die Öffis genau so funktionieren. Es sitzen Leute mit der richtigen Gesinnung an den richtigen Stellen. Damit hat sich das mit der objektiven Berichterstattung erledigt." Zum Originalkommentar
"Das ZDF/ARD haben vergessen, was ihr Auftrag ist. Diese zwei Sendeanstalten sind Rot/Grün unterwandert, es ist zwar schon lange bekannt, aber sie machen lustig weiter. Denn sie werden von unserer Politik Rot/Grün/CDU unterstützt." Zum Originalkommentar
Reformen gefordert
Die Kommentare fordern umfassende strukturelle Reformen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Kritisiert werden in erster Linie intransparente Entscheidungswege, politische Nähe und eine unzureichende interne Kontrolle. Viele Leser plädieren für eine deutliche Reduktion des Auftrags – etwa auf Nachrichten und Bildung – sowie für eine Verschlankung der Strukturen. Der Zeitpunkt ist politisch relevant: Aktuell verhandeln die Länder über den neuen Medienstaatsvertrag. Dabei geht es unter anderem um die künftige Rolle des Rundfunks in einer digitalisierten Medienlandschaft, um Kostenkontrolle und Auftragsschärfung. Die Kritik innerhalb der Sender, etwa durch ehemalige oder aktive Mitarbeiter, gibt den Forderungen zusätzliches Gewicht. Dennoch sind Reformen im föderalen System komplex und erfordern die Zustimmung aller Bundesländer. Das erklärt auch, warum tiefgreifende Änderungen bislang ausgeblieben sind, obwohl die Diskussion über Legitimität und Ausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks seit Jahren geführt wird.
"Für mich klingt das nach einem ausgewachsenen Skandal. Ein Grund mehr für tiefgehende Reformen beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Nicht nur um sicherzustellen, dass diese Gebührenstaubsaugermentalität aufhört." Zum Originalkommentar
"Der ÖRR gehört massiv eingedampft, reduziert auf Nachrichten, sonst nichts. Eine ÖRR-Behörde mit grenzenlosem Budget und Monopolstellung am Markt führt zwangsläufig zu solchen Auswüchsen." Zum Originalkommentar
"Tja, ZDF abschaffen im Rahmen einer Entschlackung des ÖRR wäre aus meiner Sicht die sinnvollste und effektivste Lösung." Zum Originalkommentar
"„Wenn uns eine Intendantenverfassung daran hindert, brauchen wir den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr. Dann hätte der Gebührenzahler das Recht zu fragen, wofür er eigentlich bezahlt.“ Amen!" Zum Originalkommentar
Zwangsgebühren und Gehälter empören Beitragszahler
Ein zentraler Punkt der Leserkommentare ist die Kritik am Finanzierungsmodell: Die Pflicht zur Zahlung des Rundfunkbeitrags unabhängig von der individuellen Nutzung wird als ungerecht empfunden, vor allem in Verbindung mit Berichten über interne Machtstrukturen, hohe Gehälter und Pensionen. Viele Kommentierende stellen infrage, ob ein derart ausgestattetes System tatsächlich im Sinne des Gebührenzahlers arbeitet.
Tatsächlich verfügt der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland über ein Gesamtbudget von über acht Milliarden Euro jährlich. Die Intendantengehälter liegen teilweise deutlich über dem des Bundeskanzlers. Während die Finanzierung laut Bundesverfassungsgericht der staatsfernen Grundversorgung dient, fehlt in der öffentlichen Debatte häufig das Vertrauen, dass die Mittel effizient und im Sinne des Publikums eingesetzt werden. Die Kombination aus Pflichtbeitrag und Unzufriedenheit mit der inhaltlichen Ausrichtung des Programms verstärkt die Ablehnung bei Teilen der Bevölkerung und schürt den Eindruck eines Systems, das sich weitgehend selbst kontrolliert.
"Und immer noch glaubt der an den ÖRR? Oha, wie viel muss man denn noch erleben, bevor man seinen Arbeitgeber in Zweifel zieht? Wundert allerdings nicht, dass Mobbing im ÖRR zum guten Ton gehört." Zum Originalkommentar
"Und solche Strukturen müssen mit Zwangsbeiträgen bezahlt werden, ob man will oder nicht, und das bei solch absolut unverschämten Gehältern und Pensionen, so wie die Selbstbedienung der oberen Kaste? Schämt ihr euch nicht, solche Strukturen und Hierarchien in der heutigen Zeit aufrechtzuerhalten?" Zum Originalkommentar
""Es kostet ja kein eigenes Geld, sondern das der Beitragszahler". Genau das ist das Problem bei allen Staatsunternehmen, Behörden, Ämtern usw. Ob jetzt über Steuern oder Gebühren finanziert, ist egal." Zum Originalkommentar
"Hauptsache, Herr Böhmermann behält seine Sendung und wird weiter von den Zwangsgebühren alimentiert." Zum Originalkommentar
Vertrauen verspielt
Die Vorwürfe gegen das ZDF reihen sich ein in ein umfassenderes Misstrauen gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt. Kommentatoren bemängeln eine vermeintlich einseitige Berichterstattung und sehen besonders konservative oder regierungskritische Positionen unterrepräsentiert. Das ZDF betont seine gesetzlich verankerte Pflicht zur Ausgewogenheit und verweist auf die pluralistische Besetzung der Rundfunkräte.
Gleichwohl zeigen Umfragen, dass das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk je nach politischer Einstellung stark schwankt. Während ein Teil der Bevölkerung ihn als unverzichtbares Korrektiv betrachtet, empfindet ein anderer ihn als meinungslenkend. Diese Polarisierung wird durch konkrete Programmentscheidungen oder Personalien immer wieder neu befeuert.
Die Herausforderung für das ZDF und andere Sender besteht darin, die gesetzliche Ausgewogenheit nicht nur formell zu erfüllen, sondern sie auch in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbar zu machen – besonders in einer Medienlandschaft, die zunehmend von sozialen Netzwerken und fragmentierten Informationsquellen geprägt ist.
"Ich glaube dem ZDF kein Wort, demgegenüber ist das, was der Journalist sagt, absolut plausibel. So ein ÖRR brauche ich nicht, der das Gegenteil von neutral ist und zudem auch noch von den Bürgern zwangsfinanziert wird." Zum Originalkommentar
"Unter öffentlich-rechtlich verstehe ich was anderes als das, was diese Sender von sich geben. Nichts wird neutral berichtet, alles hat ein gewisses Gschmäckle. Wird eine andere Meinung geäußert, wird man mundtot gemacht." Zum Originalkommentar
"Die Programme des ÖRR zeigen es doch klar und deutlich. Konservative Teile werden unterdrückt, oder kann mir jemand eine Sendung nennen, in denen konservative oder liberale Meinungen in Diskussionen und Berichten zugelassen sind?" Zum Originalkommentar
Sorge um Pressefreiheit
Einige Kommentare deuten die internen Berichte über politische Einflussnahme als Angriff auf die Pressefreiheit insgesamt. Die Sorge: Wenn Journalisten aus Angst vor Konsequenzen schweigen oder versetzt werden, geht der öffentlich-rechtliche Rundfunk seiner Funktion als vierte Gewalt verloren.
Dabei gilt in Deutschland die Pressefreiheit als verfassungsrechtlich garantiert. Auch die Rundfunkstaatsverträge der Länder schreiben den Anstalten Unabhängigkeit und Staatsferne vor. Von Zensur im juristischen Sinne kann also keine Rede sein. Dennoch ist zu fragen, ob innerhalb großer Medienapparate informelle Mechanismen wirken, die kritische Themen erschweren oder unbequeme Perspektiven an den Rand drängen. Das muss nicht Ausdruck politischer Steuerung sein, kann aber auf strukturelle Schwächen oder ein Klima der Vorsicht hindeuten.
Die Debatte um redaktionelle Freiheit zeigt, dass es nicht allein um Einzelfälle geht, sondern um die Glaubwürdigkeit eines Systems, das sich als unabhängig und vielfältig versteht – diesem Anspruch aber auch im Alltag gerecht werden muss.
"Tja, Zensur ist im ZDF und der ARD bzw. der Sendegruppe ARD Standard und das schon seit Jahren. Man darf nur das sagen und senden, was der Regierung in Berlin angenehm ist." Zum Originalkommentar
"Schweigegebote und Verschweigen, ist hier nicht die Rede von beginnender Diktatur?" Zum Originalkommentar
"Nicht das erste Mal, dass jemand die fehlende, innere Pressefreiheit in Redaktionsräumen anprangert." Zum Originalkommentar
Vertrauenskrise
Viele Lesermeinungen richten sich nicht gegen einzelne Sendungen oder Journalisten, sondern gegen das System ZDF selbst. Die Vorwürfe reichen von politischer Nähe bis hin zur bewussten Ausblendung missliebiger Meinungen. Diskussionen um Talkshow-Gäste, Redaktionsentscheidungen und Themengewichtung befeuern diesen Eindruck. Die Senderleitung verweist auf die pluralistische Zusammensetzung der Rundfunkräte und die Pflicht zur Ausgewogenheit. Dennoch zeigen Umfragen: Das Vertrauen in den ÖRR ist leicht gestiegen.
"Das ZDF und die sogenannten demokratischen Politiker haben das gleiche Problem, unglaubwürdig, und das zu recht." Zum Originalkommentar
"Ich bin der festen Überzeugung, die ÖR-Medien sind keinen Deut glaubwürdiger als viele andere Medien. Wenn ich die Nachrichten sehe und Wissensendungen, läuft es mir eiskalt den Buckel runter." Zum Originalkommentar
Sonstiges
Die verbleibenden 20 Prozent vereinen ironische, sarkastische und humorvolle Beiträge, die sich spöttisch zur Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk äußern. Sie drücken ihren Zweifel an Glaubwürdigkeit und Neutralität auf pointierte Art aus.
"Ich bezahle diese Zwangsgebühr sehr gerne!" Zum Originalkommentar
"Also ich glaube das alles nicht! Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk ist sehr ausgewogen und berichtet immer fair!" Zum Originalkommentar
"Hat denn jemand bei der Berichterstattung der letzten Jahre etwas anderes gedacht?" Zum Originalkommentar
Hinweis: Auf Anfrage teilte das ZDF mit: „Herr Sperling wurde nicht ‚strafversetzt‘, mit ihm war eine befristete Zuordnung zur Redaktion "frontal" vereinbart, die nicht verlängert wurde. Zudem ist Herr Sperling nicht der Redaktion von "hallo deutschland" zugeordnet, sondern allgemein dem Bereich der Chefredaktion. Seine Klage vor dem Arbeitsgericht in Mainz wurde in allen Punkten abgewiesen.
Diskutieren Sie mit! Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen beim ZDF? Ist es höchste Zeit für eine grundlegende Reform oder braucht es einen völligen Neuanfang? Was fordern Sie konkret von Intendanten, Politik und Journalisten? Teilen Sie Ihre Meinung in den Kommentaren – diskutieren Sie mit!