Tesla schwächelt - E-Auto-Aktien vor Milliardenverlusten
Die Nachfrage nach Elektroautos sinkt – das trifft auch die Nummer eins: Tesla. E-Auto-Hersteller machen an der Börse Milliardenverluste, wie eine neue Analyse zeigt.
Berlin – Elektromobilität soll ein wichtiger Baustein für die Zukunft werden. Warum also nicht groß in Elektroautobauer investieren? Doch nun schwächelt die Nachfrage nach Elektroautos und Anleger machen Milliardenverluste, wie eine Analyse des Handelsblatts nahelegt.
Tesla schwächelt – Aktie im Sinkflug
Sogar die Nummer eins, Tesla, steht vor Problemen: Beim US-Elektroautobauer ist der Absatz im ersten Quartal 2024 um mehr als acht Prozent gesunken. Laut am Dienstag veröffentlichten Zahlen lieferte das Unternehmen von Milliardär Elon Musk seit Beginn des Jahres insgesamt 386.810 Fahrzeuge aus, Experten waren von 457.000 Fahrzeugen ausgegangen. Auch die Produktion ging um rund 1,7 Prozent zurück.
Tesla selbst erklärte den Absatzrückgang unter anderem mit Lieferproblemen im Zusammenhang mit den Angriffen der Huthi-Miliz auf Handelsschiffe im Roten Meer sowie dem mutmaßlichen Brandanschlag einer linksextremistischen Gruppe auf eine Stromleitung nahe des Werks im brandenburgischen Grünheide. In der Folge war dort die Produktion tagelang zum Erliegen gekommen.
Experten zufolge ist auch ein schwacher Absatzmarkt in China für die sinkenden Zahlen verantwortlich, wo sich Tesla gegen die wachsende Konkurrenz von E-Autoherstellern wie BYD behaupten muss. An der Börse in New York fiel die Tesla-Aktie am Dienstag kurzzeitig um mehr als fünf Prozent. Analyst Dan Ives von Wedbush sprach am Dienstag von einem „entscheidenden Moment in der Tesla-Geschichte“. Sollte Unternehmens-Chef Musk nun keine Wende gelingen, drohten „dunklere Tage, die Tesla langfristig beeinträchtigen könnten“.
Wertvoller als VW - „Bewertung auf reiner Fantasie“
Dabei ist nicht nur Tesla betroffen: E-Auto-Hersteller haben laut dem Handelsblatt seit 2021 an der Börse knapp eine Billion Dollar verbrannt. So sei bei den zehn größten US-Herstellern, neben Tesla gehören dazu unter anderem Rivian und Lucid, die Marktkapitalisierung von 1,5 Billionen Dollar auf aktuell unter 600 Milliarden gefallen. In Fernost ist es nicht besser: Wenn die chinesischen Hersteller BYD, Xpeng und Nio dazugezäht werden, beträgt der Verlust laut der Zeitung fast eine Billion Dollar.
Dabei war Rivian mal während des Hypes an der Börse wertvoller als Volkswagen. Dass das noch einmal so kommen wird, glaubt Analyst Pal Skirta vom Bankhaus Metzler aber nicht mehr: „Die Bewertungen basierten auf reiner Fantasie. Ich denke nicht, dass sie die früheren Multiples noch einmal erreichen können“, sagte er dem Handelsblatt.
E-Autobauer kämpfen mit sinkender Nachfrage
Generell kämpfen alle E-Autobauer gerade mit einer sinkenden Nachfrage, von der nicht nur Tesla betroffen ist. Auch der chinesische Marktführer BYD lieferte im ersten Quartal 42 Prozent weniger Autos aus als im Quartal davor, wie die Wirtschaftswoche berichtet.
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Metzler-Analyst Skirta sieht darin laut Handelsblatt einen „gesellschaftlichen und politischen Paradigmenwechsel“, bei dem es mehr um Versorgungssicherheit bei der Energie und Wohlstandserhaltung geht. „Dadurch wird der Strommix auf absehbare Zeit nicht CO2-neutral sein. Deswegen sind viele Verbraucher zurückhaltend: Warum sollen sie ein E-Auto kaufen, wenn sie nur lokal CO2-neutral fahren, global aber nicht?“, so Skirta der Zeitung.
Elektromobilität wohl trotzdem weiter auf dem Vormarsch
Doch trotz der schlechten Zahlen ist es laut Experten wahrscheinlich, dass dies nur vorübergehend so ist: Langfristig führe an der Elektromobilität kein Weg vorbei, so Marktbeobachter. „Wir erwarten, dass der Marktanteil von E-Autos in diesem Jahr auf zwölf Prozent steigt und 2031 die 50-Prozent-Marke überschreitet“, sagte Elizabeth Krear vom Analysehaus J.D. Power dem Handelsblatt.
Wer als Hersteller für Elektroautos den Wandel hinbekommt und bis 2030 ein gutes Angebot vorweisen kann, wird wohl für die Zukunft gute Karten haben. Natürlich bleibt dabei offen, welche Hersteller das schaffen – und welche nicht. Wer also seine Aktien in diesem Bereich anlegen will, muss viele Faktoren beachten, bevor eine Entscheidung getroffen wird.
Mit Material von AFP