Probleme beim E-Auto-Pionier: US-Autobauer Tesla enttäuscht

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Tesla sieht sich aktuell Problemen gegenüber. Sixt und SAP haben dem E-Autobauer als Zulieferer bereits gekündigt. Sind nun Entlassungen geplant?

Austin – Obwohl Tesla die Produktion in seiner Gigafactory im brandenburgischen Grünheide am Montag wieder aufnahm, wird gegenwärtig eine Reihe Negatives aus dem Unternehmensfeld des US-Autobauers laut. Das einst rasant steigende Wachstum des Unternehmens von CEO Elon Musk flaut gegenwärtig ab, und auch an der New Yorker Wall Street ist Tesla nicht mehr der Börsenliebling, der er einst gewesen ist.

Hinzu kommt, dass Tesla gegenwärtig große Probleme mit dem Verkauf von Autos an Großkunden und Dienstwagenfahrer hat, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. In Europas wichtigstem Automarkt Deutschland wirkt sich das besonders heftig aus – 2023 machten von den insgesamt 2,84 Millionen Pkw-Neuzulassungen in Deutschland geschäftlich zugelassene Wägen ganze 67 Prozent aus. Und auch der US-Hersteller vertreibt eigentlich die meisten seiner Automobile hierzulande an Geschäftskunden.  

Doch vergangenes Jahr brach dieses Geschäft ein: Die beiden Tesla-Massenmodelle, das Model 3 (ca. 16.000 Neuzulassungen) und das SUV-Modell Y (ca. 46.000), kamen im vergangenen Jahr nur auf 41 Prozent Geschäftswagenanteil und liegen damit weit unter dem Durchschnitt.

Sixt und SAP strichen Tesla bereits von der Liste ihrer Zulieferer

Im Dezember hatte bereits der internationale Autovermieter Sixt verlauten lassen, in Deutschland auf Tesla als Zulieferer verzichten zu wollen und entschied sich in der Folge dazu, 20.000 seiner Tesla-Modelle zu verkaufen

Vergangene Woche gab dann auch noch der Softwarekonzern SAP bekannt, Tesla von der Liste seiner Zulieferer zu streichen. „Die Listenpreise schwanken bei Tesla stärker als bei anderen Herstellern, das erschwert die Planung und ist ein höheres Risiko für uns“, sagte Flottenchef Steffen Krautwasser dem Handelsblatt

Ein Beispiel dafür sind die immensen Preisstürze, mit denen Tesla vergangenes Jahr plante, die Verkaufszahlen zu erhöhen. Für einige frühere Firmenkunden wurde gerade das zum Problem: denn durch die Preissenkungen für Neuwägen verloren auch Gebrauchtwagen direkt an Wert.

Sinkender Wiederverkaufswert und hohe Reparaturkosten unter anderem Gründe für Absage an Tesla

Im Rahmen seines Jahresberichts für 2023 meldete Sixt Sonderabschreibungen auf seine Tesla-Modelle von durchschnittlich 12.250 Dollar je Auto, berichtete die FAZ. Insgesamt sind das 245 Millionen Dollar. Als solche machten sie 70 Prozent des gesamten Tesla-Jahresverlustes aus.

Seitens SAP nannte man als Gründe für die Absage der Zusammenarbeit mit Tesla etwa schwankende Listenpreise und einen sinkenden Wiederverkaufswert der Autos. Auch hohe Instandhaltungs- und Reparaturkosten gehörten dazu. Außerdem zeige man sich bei SAP über Lieferbedingungen verärgert. So soll es etwa vorgekommen sein, dass Tesla dem Flottenkunden noch kurz vor Quartalsende Dienstwägen zulieferte, deren Lieferung eigentlich später geplant war. So könnte man womöglich noch in letztem Moment versucht haben, angestrebte Absatzziele zu erreichen. Das wirkte sich auf die Abläufe bei SAP aus.

„Unternehmen, die manchmal einen Bestand von 30.000 Autos verwalten, brauchen Abläufe, die funktionieren“, sagt Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Betriebliche Mobilität der FAZ. Tesla jedoch baue sein Firmenkundensegment nach wie vor erst auf. Offenbar fehlen dadurch etwa Ansprechpartner für Manager betrieblicher Fuhrparks. Bedenklich stimmt Schäfer auch, dass es keine großen regionalen Ersatzteillager gebe, wie sie für andere Marken üblich sind. In der Folge würden Karosserieteile erst auf Bestellung gebaut, wodurch auch Lieferzeiten bis zu einigen Monaten dauern könnte.

Laut Experte Dudenhöffer übersieht Elon Musk mit Tesla wichtige Aspekte im Automobilhandel

Wirtschaftswissenschaftler und Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer wähnt Tesla auch aufgrund der Unternehmensphilosophie von Tesla-CEO Elon Musk in einer schwierigen Lage. Der nämlich wolle technischen Fortschritt so rasch wie möglich umsetzen, ist zugleich aber nicht bereit, in vermeintlich traditionelle Bereiche des Automobilhandels zu investieren. Und dazu gehörten laut Dudenhöffer eben auch Ansprechpartner für Fuhrparkmanager, die Ersatzteilversorgung oder die Sensibilität für Kundenwünsche.

Die Produktion in der Tesla-Gigafactory in Grünheide wurde wieder aufgenommen. Dennoch sieht sich der US-Elektroautohersteller mit Schwierigkeiten konfrontiert.
Tesla Gigafactory in Grünheide © IMAGO/

Womöglich bereitet sich Tesla auf massive Entlassungen vor

Heute nun wurde bekannt, dass der US-Elektroautohersteller im Rahmen von Bemühungen um allgemeine Kostensenkungen womöglich Entlassungen in großem Stile plant. Wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hervorgeht, habe das Tesla-Management seine Führungskräfte befragt, welche Mitarbeiter in welchen Positionen entscheidend seien und welche sie als kritisch erachten.

Zuvor hatte Tesla bereits die halbjährlichen Leistungsbeurteilungen einiger Beschäftigter gestrichen. Zwar sei es noch nicht offiziell, doch die strategische Positionierung der Beschäftigten deute auf bevorstehende Entlassungen bei dem Unternehmen hin. (Fabian Hartmann)

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