„Relevante Zutat durch Wasser und Zucker ersetzt“: Orangensaft wird Mogelpackung des Monats

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Dass immer mehr Orangensäfte einen hohen Zuckergehalt aufweisen, ist kein Geheimnis mehr. Ein Hersteller erlaubte sich nun aber eine besonders dreiste Masche.

München – Nicht selten greifen Hersteller zu Tricks, um ihre Kosten zu senken. Einer davon ist, schlechtere Qualität zum gleichen Preis anzubieten – auch als „Skimpflation“ bezeichnet. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort „skimp“ zusammen, das übersetzt soviel wie knausern bedeutet. Auch Eckes-Granini hat sich diese Masche zu eigen gemacht, weswegen dessen Orangensaft von der Verbraucherzentrale Hamburg zur „Mogelpackung des Monats“ gekürt wurde.

Doppelter Preis für weniger Qualität: Orangensaft von Granini wird „Mogelpackung des Monats“

Die Verbraucherschützer weisen in einem Bericht darauf hin, dass es sich beim beliebten Getränk „Granini Trinkgenuss Orange“ nicht mehr um einen Fruchtsaft, sondern vielmehr um einen Nektar handle. Denn das Produkt enthalte statt 100 Prozent nur noch 50 Prozent Organgensaft. Der Rest werde mit Zuckerwasser aufgefüllt. „In Zahlen umgerechnet, entspricht das einer Verdoppelung des Preises bezogen auf die reine Fruchtsaftmenge in der Flasche“, kritisiert die Verbraucherzentrale.

Eine junge Frau sucht im Supermarkt nach dem passenden Fruchtsaft.
Die Verbraucherzentrale Hamburg kürt regelmäßig die „Mogelpackung des Monats“. Dieses Mal steht ein beliebter Hersteller eines O-Safts in der Kritik. © Panthermedia/Imago

„Auf den ersten Blick hat sich nichts geändert“, wird weiter ausgeführt. „Noch immer lacht eine aufgeschnittene, saftige Orange vom Etikett.“ Nur wer sich die Flasche genau anschaue, falle vielleicht auf, dass nicht mehr auf den 100-prozentigen Fruchtsaft hingewiesen werde. Tatsächlich hat sich durch den verminderten Orangensaft und das ersetzte Zuckerwasser auch die Farbe des Produkts verändert – was aber nur im direkten Vergleich mit dem vorherigen Produkt erkennbar ist.

Mogelpackung des Monats: Verbraucherzentrale kritisiert Orangensaft von Granini.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat den Orangensaft von Granini zur Mogelpackung des Monats gewählt. © imago

Orangensaft in der Kritik: Granini verweist auf niedrige Erträge und gestiegene Rohstoffpreise

Eckes-Granini verweist in einer Stellungnahme darauf, dass es aufgrund von Extremwetterereignissen zu niedrigen Ernteerträgen kommt. Des Weiteren führe die Kombination aus einer geringeren Ernte sowie zeitgleich steigender Nachfrage zu einem Anstieg der Rohstoffpreise. „Eine Entspannung der Situation ist die nächsten Jahre nicht zu erwarten“, heißt es. Demnach haben sie den Orangensaft (100 Prozent Fruchtgehalt) durch einen Orangennektar (50 Prozent Fruchtgehalt) ersetzt.

Diese Anpassung ermöglicht es uns, einerseits die Verfügbarkeit trotz der momentanen Knappheitssituation zu gewährleisten und andererseits die Preise trotz erheblicher Preissteigerung der Rohware konstant zu halten.

Doch das ist laut der Verbraucherzentrale Hamburg nur die halbe Wahrheit. Der Verkaufspreis von aktuell 2,29 Euro pro Flasche (etwa bei Rewe) – bei halbem Fruchtsaftgehalt – ist zwar konstant geblieben, wurde aber in einem ersten Schritt bereits 2023 erhöht. Laut Preis-Apps kostete die Flasche „Granini Trinkgenuss Orange“ Anfang 2023 noch 1,79 Euro. Bezogen auf den Fruchtsaftgehalt zahlen Konsumenten also innerhalb eines Jahres 156 Prozent mehr für den Orangensaft.

Zusätzlich mit Zucker gesüßt: Orangensaft von Granini wird zur Zuckerbombe

„Im Fall von Granini wurde die einzige relevante Zutat quasi durch kostenloses Wasser und Zucker ersetzt“, erklären die Verbraucherschützer und führen aus: „Da der Orangensaft mit Wasser gestreckt wird, ist auch der Vitamin-C-Gehalt geringer.“ Laut ihnen sei der Vitamingehalt ein Grund, warum viele Menschen überhaupt einen solchen Saft trinken. Stattdessen komme bei der „Mogelpackung des Monats“ das Vitamin C zusätzlich aus einem Labor. Doch es gibt noch mehr Kritik.

„Beim Zucker wird jedoch nicht gespart“, so die Verbraucherzentrale Hamburg. Demnach enthalte das Produkt laut Nährwerttabelle statt 8,8 Prozent jetzt 9,2 Prozent Zucker ist – „obwohl weniger Fruchtsaft in der Flasche ist, der von Natur aus Fruchtzucker liefert“. Die Verbraucherschützer werfen dem Hersteller Eckes-Granini vor, den Orangensaft zusätzlich mit Zucker zu süßen, nachdem dieser sich auf die Fahnen geschrieben habe, den Zuckergehalt in seinen Getränken zu reduzieren.

Eckes-Granini will hier also die Kosten senken, indem sie an wertvollen Zutaten sparen. Doch es geht auch anders: Viele Hersteller bieten weniger Inhalt bei gleichbleibenden Preisen an. Das nennt sich dann wiederum „Shrinkflation“. So wurde beispielsweise mehrmals die Füllmenge der Erdnußlocken von Lorenz reduziert. Somit erhöhte sich der Preis für das Produkt innerhalb von sechs Jahren um bis zu 74 Prozent – dem Hersteller zufolge aus mehreren verschiedenen Gründen. (cln)

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