Verschärft Putin Wirtschaftskrieg mit dem Westen? Deutschen Banken droht Russland-Falle
Westliche Banken sollen sich aus Russland zurückziehen. Doch Sanktionen und mögliche Reaktionen des Kremls erschweren den Schritt. Auch deutsche Banken sind betroffen.
Moskau – Der Druck auf westliche Banken in Russland dürfte so groß sein, wie lange nicht. International werden die Forderungen immer lauter, sich aus Russland zurückzuziehen. So warnte US-Finanzministerin Janet Yellen jüngst vor „sehr vielen Risiken“, wenn die westlichen Banken ihre Geschäfte in Russland fortsetzen würden. Auch aus Sicht des EZB-Notenbankers Fabio Panetta drängt die Zeit: italienische Banken und Kreditgeber müssten aus Russland „aussteigen.“ Doch ein Rückzug aus Wladimir Putins Reich ist mit Risiken verbunden.

Russlands Wirtschaft hat westliche Banken im Griff – auch deutsche Banken betroffen
Laut einer Studie von Eric Dor von der Wirtschafts-Hochschule IESEG in Lille sind vor allem Banken aus Österreich, Deutschland und Italien noch immer an Russland-Geschäfte gebunden. „Diese Banken entschlossen sich zu bleiben, solange sie Kunden hatten, die dort nichtsanktionierte Geschäfte betrieben“, sagte Dor zu Capital in einem Beitrag vom 23. Mai 2024. Nun sei der Rückzug viel schwieriger. Dor beruft sich in der Studie laut Capital auf Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ).
Nach Berechnungen von Dor sind deutsche Finanzinstitute wie die Commerzbank und die Deutsche Bank noch mit etwa 60 Prozent ihrer Kredite in Russland gebunden. Sie führen allerdings keine operativen Geschäfte mehr. Österreichische Banken hängen sogar mit fast 80 Prozent fest, darunter auch die Raiffeisen Bank International (RBI), die häufiger im Visier der USA stand. So hatten die USA der RBI zuletzt gedroht, ihren Zugang zum US-Finanzsystem einzuschränken.
Russland könnte westlichen Banken Rückzug aus Putins Reich erschweren
Die USA haben ohnehin bereits Schritte eingeleitet, um härter gegen die finanzielle Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg vorzugehen. Jüngste Sekundärsanktionen geben dem amerikanischen Finanzministerium die Befugnis, westliche Banken aus dem US-Finanzsystem auszuschließen, wenn sie russische und andere Unternehmen bei der Finanzierung des Ukraine-Kriegs unterstützen.
Sollten sich die verbliebenen europäischen Banken aus Russland zurückziehen wollen, würden Sanktionsmaßnahmen aus dem Westen laut Dor die Verkaufsmöglichkeiten der Vermögenswerte für die westlichen Banken stark begrenzen. Eine weitere Hürde besteht darin, dass Russland dem Verkauf zustimmen müsse und einen Spottpreis für den Verkauf nennen könnte. „In dieser Lage einen guten Preis zu bekommen ist unmöglich“, so Dor zu Capital.
Den chinesischen Banken hatte damals die bloße Androhung der US-Sekundärsanktionen gereicht, um ihre Geschäfte in Russland stillzulegen. Zahlreiche Finanzinstitute, darunter die größte Volksbank Chinas, stellte den Zahlungsverkehr mit Russland ein. Auch türkische Banken fahren ihre Kooperationen mit Russland zurück. Sanktionen gegen chinesische Banken gibt es allerdings noch nicht. US-Beamte sagten gegenüber dem Wall Street Journal, dass die Verhängung von Sanktionen gegen Banken aus China eine Eskalationsoption darstellen würde.
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Gewinn für Russlands Wirtschaft? Putin erlaubt Russland Beschlagnahmung westlicher Vermögen
Die Sorge könnte wachsen, dass sich der „Wirtschaftskrieg“ zwischen Russland und dem Westen in nächster Zeit verschärft. Jüngst hat die russische Justiz die Beschlagnahmung von Vermögenswerten mehrerer westeuropäischer Banken angeordnet. Betroffen sind Vermögen der Deutschen Bank und der Commerzbank.
Wie aus Unterlagen des Gerichts in St. Petersburg hervorgeht, sind bei der Deutschen Bank bis zu 238 Millionen Euro an Wertpapieren, Immobilien und Guthaben des Kreditinstituts und seiner russischen Tochtergesellschaft betroffen. Bei der Commerzbank handelt es sich um Vermögenswerte im Volumen von 93,7 Millionen Euro sowie Wertpapiere und das Gebäude der Bank im Zentrum Moskaus. (bohy mit Material von Reuters)
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