Starkregen: Stadt rüstet sich für die nächste Flut
Das Hochwasser hat Fürstenfeldbruck diesmal verschont. Beim nächsten Mal kann es aber anders sein. Deshalb feilt man am Sturzflut-Risikomanagement.
Fürstenfeldbruck - „Es ist ja noch nicht so lange her“, sagte OB Christian Götz im Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Tiefbau mit Blick auf die Hochwasserkatastrophe, die den Landkreis im Juni heimgesucht hatte. „Diesmal sind wir im Stadtgebiet glimpflich davon gekommen.“ Weil aber der Klimawandel auch in der Region zunehmend für extreme Wettereignisse sorgt, hat die Kreisstadt schon vor längerer Zeit ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses soll die Gefahren und Risiken ermitteln, damit vorsorglich Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können. Als Zeitraum wählte man die nächsten 30 Jahre. Die Erstellung des Konzeptes wurde vom Freistaat mit 75 Prozent gefördert.
Diplom-Geograf Ralph Prediger vom Ingenieurbüro Arnold Consult stellte nach zwei Jahren Erhebungen und Analysen nun den Abschlussbericht vor. Er präsentierte einen Maßnahmenkatalog, der die Gefahr bei Starkregen eindämmen soll - für die kommunalen Liegenschaften und Gebäude sowie den öffentlichen Raum.
Neuralgische Punkte im Stadtgebiet
Die wichtigste Botschaft: Bei den Untersuchungen wurden keine wirklich lebensbedroh㈠lichen Situationen festgestellt. Als neuralgische Punkte zählte Prediger unter anderem das AWO-Heim, die Kreisklinik, die B2-Bahnunterführung, die Gebiete am Unterlauf des Krebsenbachs, die Unterführung am S-Bahnhof Buchenau sowie Bereiche der Ortsteile Aich und Puch sowie Lindach auf.

Das Handlungskonzept besteht im Wesentlichen aus der Vorsorge einerseits und den Maßnahmen andererseits. Feuerwehr, Katastrophenschutz sowie das Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung wurden im Vorfeld über die Ergebnisse informiert. Aber auch die Bürger sollten die Ergebnisse einsehen können, damit auch sie entsprechende Maßnahmen einleiten können, forderte Prediger. „Jeder sollte die Möglichkeit erhalten, sich nach eigenem Gutdünken gut zu schützen.“ Auch in Bauleitplanungen sollte der Aspekt Starkregen Berücksichtigung finden. Überhaupt seien innerhalb der Kommune Stadtentwicklung, Stadtplanung, Straßenbau, Umweltamt, Stadtentwässerung sowie Ordnungsamt einzubinden.
Im Ernstfall schneller sein als das Wasser
Prediger regte an, die Ergebnisse online zu stellen. Dabei könnte man die Maßnahmen den privaten und gewerblichen Eigentümern erläutern, vielleicht auch über öffentliche Veranstaltungen. Der Stadt schlug der Fachmann den Aufbau eines Krisenmanagements, individuelle Hochwasseralarm- und Einsatzpläne sowie die Entwicklung von Vorhersagetechniken vor. „Im Endeffekt geht es einfach nur darum, die Resilienz bei großen Niederschlagsmengen zu erhöhen, das heißt schneller zu sein, als das Wasser.“
„Das ganze Thema ist auf der Gesetzgebungsebene noch relativ neu“, berichtete Stadtbaumeister Johann Dachsel. Man bewege sich noch in vielen Punkten im unklaren Rechtsrahmen. Unstrittig ist aber, dass die Kommunen für die städtischen Liegenschaften Vorsorge betreiben müssen. Für Eingriffe in private Grundstücke gebe es noch keine rechtliche Grundlage. Jeder müsse letztlich selbst schauen, wie er auf seinem Grundstück seine Liegenschaft schützen kann. Der Grund: Es seien keine Hochwasser-, sondern Starkregen-Schutzmaßnahmen.
Dachsels Fazit: „Es sind noch viele Fragen ungeklärt, so dass uns das Thema noch weiter beschäftigen wird.“ Der Ausschuss beschloss einstimmig, die vorgestellten Maßnahmen und Handlungsempfehlungen an die jeweiligen Fachabteilungen zur eigenverantwortlichen Umsetzung weiterzuleiten.