Nuklear-Forscher über Anfragen aus Teheran: "Iraner wollen bei mir arbeiten"

Das Atomprogramm des Iran bzw. dessen Zerstörung hält die Welt seit gut einer Woche in Atem. Hat das Mullah-Regime Hunderte Kilogramm Uran retten können? Trotz zahlreicher getöteter Wissenschaftler scheint die Expertise im Land groß zu sein. 

Nuklear-Experte Prof. Dr. Clemens Walther vom Institut für Radioökologie und Strahlenschutz an der Universität Hannover berichtet im Interview mit FOCUS online über regelmäßige Kontaktversuche iranischer Staatsbürger. 

Nuklearforscher über arbeitssuchende Iraner: "Wöchentlich Anfrage"

"Mich erreichen praktisch wöchentlich Anfragen von iranischen Staatsbürgern, die bei mir arbeiten wollen im Institut", so Walther. 

Eine Zusammenarbeit lehnt er grundsätzlich ab. Die Anfragen zeigen aus seiner Sicht aber, dass im Iran auch in der Breite "eine gewisse Grundausbildung und Expertise durchaus vorhanden ist".

Der Iran verfüge über ein nukleares Ausbildungsprogramm, das vorgeblich ziviler Natur sei. In diesem Rahmen würden weitere Personen geschult – ein Umstand, der aus Sicht Walthers die Fortführung technischer Entwicklungen grundsätzlich ermögliche. 

Besonderes Interesse der Iraner gilt Urananreicherung mittels Laser

Das besondere Interesse der Iraner gilt der Forschung seines Instituts: Neben Strahlenschutz und Untersuchungen von Umweltradioaktivität arbeite Walthers Team "für Nachweiszwecke im Ultraspurenbereich mit Verfahren, die mithilfe von Lasern ebenfalls eine Anreicherung ermöglichen würden". 

Dabei stellt Universitäts-Professor klar: "In meinem Institut kann ich das nicht tun, weil ich die Mengen gar nicht handhaben könnte, aber vom Verfahrenstechnischen wäre das denkbar. Und daran ist der Iran natürlich interessiert."

In den vergangenen zwei Monaten habe es drei Bewerbungen aus dem Iran gegeben – sowohl Doktoranden als auch wissenschaftliche Mitarbeiter. Diese kämen, anders als Bewerber etwa aus China, zwar ohne staatliche Förderung. 

Ob hinter den iranischen Anfragen eine staatliche Lenkung steht, ist dennoch unklar: "Das kann ich von außen nicht beurteilen."