Mega-Einbruch in den USA: Touristen kehren Trump-Land den Rücken

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Die Wiederbelebung des Tourismus stärkt weltweit Volkswirtschaften. Einzig die USA verbucht nach neusten Analysen Rückgänge. Experten warnen vor den Folgen für die US-Wirtschaft.

Washington — Die Vereinigten Staaten von Amerika erleben im Zuge der Amtsperiode von Donald Trump eine historische Tourismus-Krise. Wie neueste Studien aufzeigen, wird die USA unter über 180 analysierten Ländern als einziges einen Rückgang verbuchen müssen. Weltweit aber boomt der Tourismus aber geradezu. Analysten sehen die Gründe in der abschreckenden Politik des Republikaners und warnen vor der Vergrößerung des US-Handelsdefizits und dem Schaden für die US-Wirtschaft.

Trotz weltweitem Tourismus-Boom: USA verzeichnen rückläufige Besucherzahlen

Neuste Zahlen des World Travel & Tourism Council (WTTC) zeichnen ein bestürzendes Bild für den Tourismus in den USA. Unter den 184 auswerteten Ländern werde die USA als einiges Land ein Minus an internationalen Besucherausgaben im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Dies entspricht einer Summe von bis zu 12,5 Milliarden US-Dollar, wie ein Bericht der Zeitschrift Forbes nahelegt. Es wird demnach ein Defizit von 29 Milliarden US-Dollar erwartet.

Nach Angaben der Fachzeitschrift Tourism Economics seien besonders Rückgänge der Besucherzahlen aus Kanada mit 20,2 Prozent und Westeuropa mit fast fünf Prozent im Jahr 2025 dafür verantwortlich. Weil kanadische Urlauber 2024 ein Viertel aller ausländischer Reisenden bildeten, ist die Abnahme in dieser Gruppe besonders gravierend. „Wir gehen allgemein davon aus, dass dies noch eine Weile anhält und dass ein Teil davon bis zum Ende der Amtszeit anhalten wird“, sagte Aran Ryan, Direktor für Branchenstudien bei Tourism Economics.

Dem Welttourismusbarometer 2025 von UN Tourism zufolge verzeichnet gleichzeitig der weltweite Tourismus einen regelrechten Boom. Demnach wurde im ersten Quartal das Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 mit drei Prozent übertroffen, im Vergleich zum Vorjahreszeitrum wuchs die Anzahl der Besucher sogar um fünf Prozent. Besonders Japan profitiert laut aktuellen Analysen von den schwindenden Besuchern im US-Raum – es sei innerhalb eines Monats ein Rekordwert von 3,9 Millionen Touristen verzeichnet worden. „Während andere Länder die Willkommensmatte ausrollen, stellt die US-Regierung das Schild ‚Geschlossen‘ auf“, so Julia Simpson, Präsidentin und CEO des WTTC in einer Mitteilung. 

Touristen aus Westeuropa: Politischer Protest gegen die USA oder saisonale Effekte?

Die Rhetorik des Republikaners, Einreiseverbote, Verhaftungen von Touristen und auch die Zoll-Politik sorgen laut Medienberichten dafür, dass sich zunehmend mehr Menschen – besonders auch aus der LGBTQ+-Community – abgeschreckt fühlten. „Es ist erkennbar, dass weniger Deutsche in die USA reisen“, teilte Johannes Thomas, Chef des Hotelvermittlers Trivago, mit. Es sei ein Rückgang von zehn Prozent im ersten Quartal 2025 zu beobachten. Auch Touristen aus Ländern wie Kanada oder Mexiko haben den Daten zufolge weniger Interesse daran, in die USA zu reisen.

Die rückgängigen Zahlen im ersten Quartal 2025 führten einige Experten jedoch weniger auf einen politischen Protest zurück. „Wir stellen keine generelle Besorgnis hinsichtlich USA-Reisen aufgrund der aktuellen politischen Lage fest. Im Gegenteil: Die Buchungen für Sommer 2025 übersteigen bereits das Niveau des Vorjahres“, teilte Canusa-Geschäftsführer Tilo Krause-Dünow zu den Rückgängen ersten Quartal mit. Die Einbrüche seien eher darauf zurückzuführen, dass die Osterferien auf April fielen. Im März lagen demnach die internationalen Ankünfte in den USA bei minus zwölf Prozent, während im darauffolgenden Monat ein Wachstum von acht Prozent beobachtet wurde.

Fünfter Monat in Folge rückläufig: Kanadische Touristen meiden die USA

Der viel größere Verlust aber liege in der Gruppe kanadischer Touristen, die laut US-Handelsministerium im vergangenen Jahr ein Viertel der gesamten Besucherzahlen ausmachten. Aufgrund der Zahleinbrüche von kanadischen Touristen stehe ein Verlust von sechs Milliarden US-Dollar und mehr als 40.000 Jobs bevor. Denn bereits für Mai wurde für diese Gruppe den fünften Monat in Folge eine Rückentwicklung verbucht: Im Vergleich zu Mai 2024 sind 38 Prozent weniger Kanadier mit dem Auto und 24 Prozent weniger mit dem Flugzeug eingereist.

Laut Tourism Economics sind die weltweiten Flugbuchungen in die Vereinigten Staaten für den Zeitraum von 1. Mai bis 31. Juli bereits um elf Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum. Ökonomen warnen vor der aktuellen Entwicklung für die US-Wirtschaft. Da die Ausgaben von Touristen als Export gezählt werden, werde sich das Handelsdefizit weiter vergrößern können. Spüren werden dies besonders die Gemeinden: In Las Vegas, Los Angeles und New York und anderen touristischen Ballungsräumen rechnet man mit geringeren Einnahmen, Entlassungen und die Schließung wichtiger Dienstleistungsbranchen.

Analysten warnen: Defizit der Tourismusbranche schmälert BIP

Analysten der Investmentbank Goldman Sachs gehen 2025 wegen der sinkenden Tourismuszahlen sogar von einem Schaden von 90 Milliarden US-Dollar für die Wirtschaftsleistung der USA aus. „Die Ankündigung von Zöllen und eine aggressivere Haltung gegenüber historischen Verbündeten haben die weltweite Meinung über die Vereinigten Staaten verschlechtert. Das größere Problem ist der Rückgang der Touristenzahlen in den USA“, teilte die Investmentbank im März mit. In den ersten drei Monaten des Jahres erlebte das Bruttoinlandsprodukt der USA erstmalig seit drei Jahren wieder einen Rückgang um 0,5 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte.

Angesichts der sinkenden Besucherzahlen schlagen Experten Alarm. „Dies ist ein Weckruf für die US-Regierung“, mahnte WTTC-CEO Julia Simpson. „Ohne dringende Maßnahmen zur Wiederherstellung des Vertrauens der internationalen Reisenden könnte es mehrere Jahre dauern, bis die USA wieder das Niveau erreichen, das sie vor der Pandemie bei den internationalen Besucherausgaben hatten“. Die US-Tourismusbranche bildete 2023 etwa drei Prozent des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) ab und sichert 15 Millionen Arbeitsplätze.

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