Mysteriöse Nervenkrankheit in Kanada: Bereits über 430 Fälle – Experte berichtet von ungewöhnlichen Symptomen

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In der kanadischen Provinz New Brunswick sind besonders viele junge Menschen von einer neurologischen Erkrankung betroffen. Doch die Suche nach der Ursache werde blockiert. © Montage: Westend61/Imago

Eine rätselhafte Krankheit verbreitet sich im kanadischen New Brunswick. Pläne zur Untersuchung wurden abgeblasen – Einheimische vermuten Verschleierung.

New Brunswick – Seit Jahren wird die kanadische Provinz New Brunswick von einer rätselhaften Krankheit heimgesucht. Diese rückt nun erneut durch einen Artikel der New York Times (NYT) ins Rampenlicht. Die Krankheit, die ursprünglich als „New Brunswick neurological syndrome of unknown etiology“ bekannt wurde, löst beunruhigende Symptome aus und betrifft auch junge Menschen.

Demenz-Symptome mit Mitte 20: Rätselhafte Krankheit bereitet Kanada Sorge

Dr. Alier Marrero, ein Neurologe, der in dem Artikel der NYT zitiert wird, hat seit Jahren Patienten behandelt, die verzweifelt nach Antworten suchen. Er berichtet, dass fast die Hälfte von ihnen, die sich mit Symptomen wie Halluzinationen, Gewichtsverlust, Verlust motorischer Fähigkeiten oder Demenz an ihn wenden, sich in der Mitte ihres Lebens befinden. Einige sind sogar erst in ihren Zwanzigern oder Dreißigern. Marrero konnte keine klare Diagnose stellen, vermutete jedoch zunächst, dass es die Creutzfeldt-Jacob-Krankheit (CJK) sein könnte. Er meldete die Fälle an eine Überwachungsstelle für Krankheitsausbrüche.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) handelt es sich bei CJK um eine seltene Hirnerkrankung, die sich durch schwammartige Veränderungen des Gehirns äußert. Geistige und motorische Fähigkeiten werden dadurch eingeschränkt.

Eine Expertengruppe der Public Health Agency of Canada untersuchte die Fälle, kam laut der NYT allerdings zu dem Schluss, dass es sich um eine bisher unbekannte Krankheit handelt – also nicht CJK. Da die Patienten alle aus derselben Gegend stammen, wurde vermutet, dass Umweltfaktoren die Krankheit ausgelöst haben könnten.

Umweltfaktoren Ursache für mysteriöse Krankheit? Fokus auf Pestizide und Nervengift

In New Brunswick ist vor allem die Hummerfischerei groß – doch Forscher schlugen bereits Alarm. So fanden sie im Zuge mehrerer Studien das Nervengift BMAA (Beta-methylamino L-alanine) in den Schalen-Tieren. Dieses könne neurologische Erkrankungen verursachen. Doch rückt auch das Pestizid Glyphosat in den Fokus der Fachleute. Dieses werde schließlich in der Land- und Forstwirtschaft in New Brunswick verwendet.

Im Frühjahr 2021 gab es laut dem Artikel in der NYT Pläne, die Luft, das Wasser und den Boden in New Brunswick zu untersuchen und eine staatliche Behörde einzubeziehen. Doch diese Pläne wurden verworfen. Der Grund: Die Provinz hatte Bedenken, da der Tourismus und die Fischerei die profitabelsten Wirtschaftszweige sind, wird Dr. Marrero im Artikel zitiert. Die Nachricht, dass etwas mit der Umwelt nicht stimmen könnte, hätte demnach katastrophale Auswirkungen auf diese Sektoren.

„Nicht eine einzige Probe aus der Umgebung hat die Provinz je verlassen“, sagte Kat Lanteigne, die Gründerin der Non-Profit-Organisation BloodWatch und Einwohnerin von New Brunswick.

Obduktion der Toten aus New Brunswick lässt viele Fragen offen

Bei der Obduktion von betroffenen Personen, die gestorben sind, stellte ein Arzt fest, dass die Todesursache auf bekannte Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer zurückzuführen gewesen sei. Die Untersuchung wurde schließlich für beendet erklärt und den Betroffenen seien Ferndiagnosen gestellt worden – teilweise sogar solche, die bereits zuvor von anderen Ärzten als falsch eingestuft worden waren.

Laut der NYT ist das ein Schlag ins Gesicht für alle betroffenen Patienten. Ihre Zahl habe sich mittlerweile auf über 430 erhöht (Stand: 23. August 2024). Von diesen seien 111 unter 45 Jahre alt und 39 betroffene Menschen seien bereits gestorben. Erst Ende 2023 breitete sich auch eine mysteriöse Lungenkrankheit in China aus. (BeBau/asc)

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