Versagen auf fast allen Ebenen

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Die Causa Thomas Müller offenbart beim FC Bayern ein Scheitern auf fast allen Ebenen. Ein Kommentar von Bayern-Chefreporter Manuel Bonke.

München – Wenn sich Bayern-Präsident Herbert Hainer als höchste Instanz des Vereins in den vergangenen Jahren zu Thomas Müller äußerte, konnte die Wortwahl kitschiger nicht sein.

Beispiel gefällig? Als Müller seinen (letzten) Vertrag im Dezember 2023 bis zum 30. Juni 2025 verlängerte, ließ sich Hainer in der offiziellen Mitteilung wie folgt zitieren: „Thomas Müller gehört zum FC Bayern wie die Frauenkirche zu München.“ Mittlerweile ist offiziell, was hinter den Kulissen an der Säbener Straße schon seit März beschlossen war – der Abrissbefehl für die clubeigene Frauenkirche!

FC Bayern: Abrissbefehl für die glaubeigene Frauenkirch

Nach 25 Jahren und 33 Titeln gehen Müller und der deutsche Rekordmeister im Sommer getrennte Wege. Und auch hier ließ es sich Hainer nicht nehmen, bedeutungsschwangere Worte zu wählen: „Thomas Müller ist der Inbegriff einer bayerischen Bilderbuchkarriere, er ist groß geworden in und mit Bayern: vom Ammersee in die Allianz Arena, bis nach Asien und Amerika.“

Thomas Müller sagt im Sommer Servus zum FC Bayern. © Imago/Montage

Es sind in der Tat romantische Bilder, die das Vereinsoberhaupt mit seinen Formulierungen in den Köpfen der Fans entstehen lässt. Doch im knallharten Fußballgeschäft gibt es keinen Platz für Romantik, nicht einmal für eine bayerisch-loyale Identifikationsfigur wie Thomas Müller.

Auch wenn es das gute Recht der Münchner Chefetage ist, dem 35-Jährigen keinen neuen Vertrag anzubieten, weil sie keinen sportlichen Mehrwert mehr sieht – es geht um die Art und Weise. Zwar hat es Vorstandschef Jan-Christian Dreesen wohl tatsächlich geschafft, die Kuh im letzten Moment vom Eis zu kratzen, aber ansonsten war die Causa Müller ein kollektives Versagen.

FC Bayern: Uli Hoeneß hat das Thema zu krass in Fahrt gebracht

Von Sportvorstand Max Eberl, weil er mit seinen unüberlegten Aussagen eine Erwartungshaltung bei Müller geweckt hat, die er letztendlich nicht erfüllen konnte. Von Sportdirektor Christoph Freund, weil er auf entsprechende Nachfrage nach dem Spiel gegen St. Pauli nur auf „Gespräche“ verwies, statt Klartext zu sprechen und somit die Deutungshoheit über das Thema abgab. Und von Ehrenpräsident Uli Hoeneß, weil er das Thema hinter den Kulissen so krass in Fahrt brachte, dass es von den Tagesgeschäft-Verantwortlichen nicht mehr einzubremsen war.

Ab Sommer braucht der FC Bayern jetzt ein neues Denkmal.

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