Trumps "Krieg gegen Tourismus": So reagieren deutsche USA-Fans
Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging im März allein die Zahl kanadischer Gäste in den USA um 900.000 zurück. Laut der neuesten Zahlen, über die das Nachrichtenportal Axios berichtet, sank in diesem Zeitraum auch die Zahl der deutschen Besucher um 28 Prozent.
Eine Analyse der Investmentfirma Goldman Sachs rechnet inzwischen sogar mit Verlusten im Wert von bis zu 90 Milliarden Dollar durch Reisebeschränkungen und Boykotte – nahezu 0,3 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der USA.
Kritiker spotten über Rubios „War on Tourism“
Ein Statement des US-Außenministers dürfte vermutlich wenig dazu beitragen, die Bedenken und Ängste potenzieller Gäste zu beruhigen: „Ein USA-Besuch ist kein Anspruch, sondern ein Privileg für die, die unsere Gesetze und Werte respektieren“, so Marco Rubio auf „Fox News“.
Und weiter: „Wir erwarten – und das Gesetz verlangt von allen Inhabern eines Visums, dass sie ihre Berechtigung an jedem Tag der Gültigkeit ihres Visums nachweisen.“
In Anspielung an den „War on Terrorism“(Kampf dem Terrorismus)-Motto vergangener US-Regierungen spotteten Kritiker der Trump-Administration über Rubios Worte: Das Weiße Haus habe nun einen „War on Tourism“ gestartet – die Frage sei nur, wer diesen „Kampf dem Tourismus“ am Ende gewinnen werde.
„Ich muss mich fremdschämen für die USA“
„Zum ersten Mal seit 40 Jahren fliege ich dieses Jahr nicht nach Amerika“, sagt auch Katharina Martz aus Erlangen. „Ich habe wirklich Angst vor der Einreise.“
Mit 17 kam sie das erste Mal als Au-pair-Mädchen nach New York, erzählt sie FOCUS online. „Ich habe mich sofort in das Land verliebt. Jedes Jahr war ich seitdem da. Aber seit dieser Regierung kommt das für mich nicht mehr infrage. Ich muss mich fremdschämen für die USA.“
Dabei war sie noch bis vor kurzem großer Amerika-Fan: „Irgendwie habe ich mich dort sogar wohler gefühlt als in Deutschland. Ich fand die Menschen immer viel aufgeschlossener, entspannter und freundlicher. Durch den Beruf meines Mannes haben wir ein paar Jahre in Kalifornien gelebt, wo auch unser ältester Sohn geboren wurde. Ich habe das Land wirklich geliebt.“
„Mir ist das Risiko zu groß, am Ende verhört zu werden“
Die Entscheidung, keinen Urlaub mehr in den USA zu machen, sei ihr nicht leicht gefallen, sagt die Arzthelferin – zumal sie auch Verwandtschaft an der amerikanischen Ostküste habe.
Doch aktuell wolle sie das Land auch nicht finanziell unterstützen: „Die Flüge sind ohnehin schon so teuer. Und dann möchte ich mein Geld doch lieber in Ländern ausgeben, wo ich mich auch willkommen fühle. Statt in die USA geht es also diesmal nach Kanada. Das ist auch ein tolles Land und Amerika ziemlich ähnlich, aber da ist die Stimmung momentan schöner.“
Vor allem auch aus Angst vor den amerikanischen Zollbeamten bei der Einreise sei sie zu ihrem Entschluss gekommen. Schon in den Zeiten vor Donald Trump habe sie die Haltung einiger Grenzpolizisten an den amerikanischen Flughäfen oft als unfreundlich und bedrohlich empfunden, sagt sie.
„Und nach allem, was man jetzt so liest und hört, ist mir das Risiko einfach zu groß, dass ich am Ende verhört oder gar nicht hereingelassen und deportiert werde. Wer weiß, was denen womöglich auf meinem Handy alles nicht gefallen könnte. Es gibt ja sogar Tipps, dass man sich für seine Amerika-Reise ein zweites Handy anschaffen sollte. Aber das geht mir dann doch zu weit.“
Freundschaft wichtiger als politisches Zeichen gegen Trump
Irina Platz aus München kann diese Bedenken gut verstehen – auch ihr sind bei ihren zahllosen US-Einreisen in den vergangenen Jahrzehnten schon einige aggressive Beamte begegnet. „Ich hatte manchmal das Gefühl, dass die eine richtige Schulung durchlaufen haben, wie sie sich möglichst angsteinflößend verhalten sollen.“
Überraschenderweise aber seien die Zollbehörden ausgerechnet bei ihrem letzten Florida-Besuch im vergangenen Monat ausgesprochen nett gewesen: „So schnell und freundlich wie vor ein paar Wochen ging das bisher noch nie. Ich musste viel weniger Fragen als sonst beantworten und nicht einmal Fingerabdrücke geben.“
Für sie steht ohnehin fest: „Ich werde auf alle Fälle auch weiterhin noch regelmäßig nach Amerika fliegen. Schließlich lebt da meine beste Freundin. Diese Freundschaft ist mir persönlich wichtiger, als ein politisches Zeichen gegen Donald Trump zu setzen.“ Vor Bekannten und Kollegen in Deutschland müsse sie sich für diese Haltung allerdings fast schon rechtfertigen, meint sie.
„Die wenigen Deutschen, die ich kenne, die jetzt noch hinfliegen, beteuern alle lautstark, dass sie ihre USA-Reise schon vor Trumps Amtsantritt gebucht haben. So wie die Tesla-Aufkleber, auf denen steht ‘Ich habe dieses Auto gekauft, bevor Elon Musk durchgedreht ist’. Gut – einen Tesla würde ich jetzt auch nicht mehr fahren.“