Kommerz und Populismus aufs Korn genommen

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Politischer Aschermittwoch der kleinen Parteien: (von links) Franz Josef Natterer-Babych, Michael Hofer und Richard Haneberg © privat

Kempten – Beim politischen Aschermittwoch des ÖDP-Kreisverbandes Oberallgäu/Kempten waren in diesem Jahr auch Vertreterinnen und Vertreter der Parteien Die Linke, Volt und Die Partei eingeladen.

Franz Josef Natterer-Babych kritisierte in seiner Ansprache scharf die Bauverwaltung der Stadt. Bei der Kotterner Flohkiste wäre ein Neubau seiner Meinung nach vermeidbar, wenn man „das auf Passiv-Haus-Standard sanierte Gebäude“ durch falsches Nutzen nicht „zum Schimmelbunker“ verwandelte. Auch die „Herrschaften“ in der für die Umsetzung der CvL-Sanierung eingesetzten Kommission würden sich mit der Technik „gar nicht auskennen“.

Der ÖDP-Stadtrat warf der Verwaltung eine „stiefmütterliche Behandlung“ beim Einsatz erneuerbarer Energien vor. PV und Windräder könnten dafür sorgen, dass man bei der Straßenbeleuchtung 750.000 Euro im Jahr einspare. Er wünsche sich mehr „Bodenhaftung“, „Realitätssinn“ und „Kreativität“ und weniger Bürokratie. Natterer-Babych plädierte dafür, Kinder, die zukünftig in der Parkstadt Engelhalde wohnen werden, nicht der Gustav-Stresemann-Schule in Sankt Mang, sondern der Lindenbergschule zuzuordnen, in deren Sanierung und Erweiterung man dringend investieren müsse.

Profisport contra Alpensalamander

Michael Finger, Gemeinderat in Oberstdorf, beklagte in einem in Mundart verfassten Text, dass sein Dorf nicht mehr so wie früher sei: „Dr Kommerz und Geald hoats verschluckt, hoats uifach gfreassa“, und nahm den Konflikt zwischen den Ansprüchen des Profisports an der Sportarena und des Naturschutzes am Beispiel des Alpensalamanders auf die Schippe: „Es passt deana Lackel bloss halt it, das des kleu Viehch ma retta miest“. Es sei schwierig, sich für die Heimat und die Natur einzusetzen, wenn man immer nur an Wachstum denke.

Michael Hofer nahm in einem Lied mit Klavierbegleitung Freien-Wähler-Chef Hubert Aiwanger aufs Korn. Er wies auf die Flugblatt-Affäre hin, die dem „Hubsi“ nicht weh getan habe, „im Gegenteil“. Die CSU habe ein Problem, weil Aiwanger „beim Populist-Ranking die Nr. 1 ist“. „Ins Ministerium nach München, da geht er nicht hin“, aber auf Demonstrationen, um auf Brüssel und Berlin zu schimpfen und seine Zustimmungswerte zu verbessern.

Landwirte kämpfen ums Überleben

Zu den Gästen gehörte der Lenzfrieder Bio-Bauer Richard Haneberg. Er berichtete, dass viele Landwirte ums Überleben kämpften, und zählte zahlreiche Beispiele für überbordende Bürokratie auf. Haneberg plädierte für einen Systemwechsel in der Landwirtschaft. Wenn die Bauern für ihre Produkte eine 20 bis 25 Prozent höhere Vergütung bekämen, bräuchte man keine weitere Förderung. In der jetzigen Struktur seien die Zuschüsse jedoch überlebenswichtig.

Zu den weiteren Rednern gehörten Georg Sedlmaier von der Interessensgemeinschaft für gesunde Lebensmittel und Alihan Ulu von den Linken. Die gut 60 Gäste freuten sich im Anschluss auf den persönlichen Austausch beim Kässpatzen- und Krautkrapfen-Essen im Haus International.

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